„Das Venedig Afrikas" versinkt im Müll

Nokoué-See in Benin ist Bedrohter See des Jahres 2019

Müll und Chemikalien bedrohen das ohnehin empfindliche Ökosystem des Nokoué-Sees in Benin, Westafrika. Abfälle, unbehandelte Haushalts- und Industrieabwässer werden in den See entsorgt. Es müssen dringend Maßnahmen ergriffen werden, um die negativen menschlichen Einflüsse auf den See zu vermindern und eine dauerhafte, nachhaltige Zukunft für kommende Generationen zu gewährleisten.

Abfall wird über die Zuflüsse in den Nokoué-See gespült oder gelangt direkt aus den umliegenden Gemeinden in den See. Copyright: AMAF-BENINDas Dorf Ganvié am Nordufer des Nokoué-Sees in Benin ist die größte afrikanische Stadt, die vollständig auf Stelzen gebaut wurde. Ganvié wird auch als „Venedig Afrikas" bezeichnet. Auf der schmalen Landzunge, die den See vom Atlantik trennt, liegt Cotonou, die mit fast 1 Mio. Einwohnern größte Stadt des Landes. Der flache See und die Mündung des Flusses Ouémé bilden ein ausgedehntes Feuchtgebiet und sind ein Refugium für viele seltene und gefährdete Tierarten wie das Afrikanische Manati, eine an der westafrikanischen Küste heimische Seekuhart. Das klingt zunächst sehr idyllisch. Doch die Realität am Nokoué-See sieht anders aus.

Dramatische Zustände
„Der Nokoué-See gehört zu den wichtigsten Fischgründen in Benin. Seine zunehmende Verschmutzung bedroht die Umwelt, die Wasserfauna und gefährdet die menschliche Gesundheit," sagt Fataï Aina, Geschäftsführer der Living Lakes-Partnerorganisation Amis de l'Afrique Francophone-Bénin (AMAF-BENIN), die sich vor Ort für die Sanierung und den Schutz des Nokoué-Sees einsetzt.

Der See ist zahlreichen Verschmutzungsquellen ausgesetzt. In den Städten am See gibt es keine Abwasserreinigung und nahezu der gesamte Hausmüll wird in das Gewässer entsorgt. Fäkalien von auf Stelzen gebauten Toilettenanlagen werden ins Seewasser geleitet. Außerdem gelangen Phosphat, Nitrat, Sulfat, Chlorid, Ammonium aus dem Abbau von stickstoffhaltigen Abfällen, Blei aus Autobatterien, Batterien und Schrott aller Art über das Abflusswasser der wilden Müllhalden der Stadt Cotonou in den See. Pestizidrückstände, chemische Düngemittel und Substanzen der Lebensmittelindustrie werden vom Fluss Ouémé, der fast das gesamte Land durchzieht, in den Nokoué-See eingebracht. Ein weiteres Problem ist der von Schmugglern betriebene illegale Handel mit dem sogenannten „kpayo", einem Treibstoff-Verschnitt, der beim Transport zum Teil in den See gelangt.

Die schlechten hygienischen Bedingungen führen zu Krankheiten, wie Durchfall, Bilharziose, Cholera, Ruhr oder Typhus, die jedes Jahr vor allem bei zahlreichen Kindern unter fünf Jahren zum Tod führen. Da der Nokoué-See zu den wichtigsten Quellen der Fischerei in Benin gehört, stellen die dramatischen Verschmutzungen eine existenzielle Bedrohung der Menschen und ihrer Gesundheit dar.

Höchste Zeit für Veränderungen
Um die verantwortlichen beninischen Behörden zu sensibilisieren und die lokale Bevölkerung zu schützen, ernennen der Global Nature Fund und die örtliche Living Lakes-Partnerorganisation Amis de l’Afrique Francophone-Bénin (AMAF-BENIN) am 2. Februar, dem Weltfeuchtgebietstag, den Nokoué-See zum „Bedrohten See des Jahres 2019".

Auch für den Fortbestand der letzten Populationen des Afrikanischen Manatis ist es unerlässlich, Sanitär- und Kläranlagen für häusliche und industrielle Abwässer zu bauen. Zu den Aktivitäten, die AMAF-BENIN bereits durchgeführt hat, gehören vor allem Sanierungsmaßnahmen am Flussufer und Informationskampagnen in den ansässigen Gemeinden, die bereits erste positive Auswirkungen zeigen.

Erste Schritte in die richtige Richtung
Die Mangrovenwälder am Übergang zwischen dem See und dem offenen Meer bilden einen besonders wertvollen und schützenswerten Lebensraum. Deren Erhaltung ist nicht nur für das Überleben von seltenen Tier- und Pflanzenarten von großer Bedeutung, sondern auch für die lokale Fischerei. Mit finanzieller Unterstützung des GNF und des Rapunzel Hand in Hand-Fonds startete AMAF-BENIN vor kurzem ein Projekt zum Schutz der Biologischen Vielfalt in der Region. Neben der Wiederaufforstung degradierter Wald- und Mangrovenflächen bildet die Schulung von ortsansässigen Jägern, Fischern sowie lokalen Behördenvertretern im nachhaltigen Management der natürlichen Ressourcen einen Schwerpunkt.

Global Nature Fund und das Living Lakes-Netzwerk
Der Global Nature Fund (GNF) ist eine gemeinnützige, private, unabhängige Stiftung für Umwelt- und Naturschutz. Der GNF wurde 1998 gegründet und hat Büros in Radolfzell, Bonn und Berlin. Eine der zentralen Initiativen des GNF ist das Living Lakes-Netzwerk – ein globales Netzwerk von Organisationen, die sich für den Schutz von Seen und Feuchtgebieten einsetzen. Das Netzwerk umfasst derzeit 111 Mitglieder auf der ganzen Welt. Der Nokoué-See, vertreten durch die beninische Naturschutzorganisation Amis de l'Afrique Francophone-Bénin (AMAF-BENIN), ist Mitglied im internationalen Living Lakes-Netzwerk
 
Kontakt:
Global Nature Fund (GNF), Bettina Schmidt | schmidt@globalnature.org | www.globalnature.org  
Amis de l’Afrique Francophone-Bénin (AMAF-BENIN), Fataï Aina | amafbenin@yahoo.fr | amafbj.wixsite.com/amafbj

Quelle: Global Nature Fund (GNF)

Umwelt | Naturschutz, 29.01.2019

     
        
Cover des aktuellen Hefts

Der Wert der Böden

forum 03/2025

  • Zukunftsfähig essen
  • Klima-Transitionsplan
  • Wasser in der Krise
  • Omnibus
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
21
JUN
2025
Woche des Wasserstoffs 2025 (WDW)
Wasserstoff erleben
deutschlandweit
26
JUN
2025
Von Lessons Learned zur Best Practice: ESG bei VAUDE
Holistische ESG-Transformation - Deep Dive bei Pionieren
Online-Event
07
JUL
2025
Grüner Wirtschaftstag 2025
Menschen, Ideen, Tatkraft
10117 Berlin
Alle Veranstaltungen...

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Politik

"Wir brauchen Menschen, die vom Geist Europas beseelt sind und ihn allen Widrigkeiten zum Trotz zur Geltung bringen wollen."
Christoph Quarch überlegt, was wir den tyrannischen Ambitionen des globalen Trumpismus und des hiesigen Rechtspopulismus entgegensetzen können
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

Ein historisches Drama mit zeitloser Relevanz

Kommission kapituliert beim Greenwashing

Dein erstes gemeinsames Abenteuer: Checkliste der Sachen, die du in den Urlaub mit einem Baby mitnehmen solltest und wie du dich ohne Stress vorbereiten kannst

Nachhaltigkeitskompetenzen ausbauen – vom Zertifikat bis zum „Sustainable MBA“

Wenn die Erde verwüstet… schaffen wir Lösungen!

"Die grüne Muse – Hanf im Spiegel großer Meister"

Mehrweg mit Mehrwert: Olivenöl „Selection“ in der Pfandflasche

Demokratie im Dialog: Schüler*innen gegen Desinformation

  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • Kärnten Standortmarketing
  • NOW Partners Foundation
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • circulee GmbH
  • Engagement Global gGmbH
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW)
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • toom Baumarkt GmbH
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen