CSR-Richtlinie: Unternehmen setzen neue Berichtspflicht höchst unterschiedlich um

Seit diesem Jahr müssen bestimmte deutsche Konzerne auch über nichtfinanzielle Belange informieren

Die großen deutschen börsennotierten Unternehmen setzen die neue gesetzliche Vorgabe, im Rahmen der jährlichen Pflichtberichterstattung auch über nichtfinanzielle Belange zu informieren, höchst unterschiedlich um. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, die hierzu die 2017er-Abschlüsse der „Dax-160"-Mitglieder untersucht hat. Damit sind Unternehmen gemeint, die entweder im Dax, im MDax, im SDax oder im TecDax notiert sind.
 
Während manche Unternehmen auf den CSR-Bericht bis zu 100 Seiten verwenden, kommen andere mit weniger als 10 Seiten aus, zeigt eine PwC-Studie. © geralt, pixabay.comDer Studie zufolge berichten manche Unternehmen bereits so ausführlich über Aspekte der sogenannten „Corporate Social Responsibility" (CSR), dass die entsprechenden Informationen bis zu 100 Seiten füllen. Dagegen kommen andere Unternehmen mit weniger als zehn Seiten aus – und eines sogar mit nur zwei Seiten. Ein weiteres Beispiel für die auffallend großen Diskrepanzen: Während sich bereits 22% der Dax-Konzerne die Mühe machen, den CSR-Bericht vollständig in den traditionellen Lagebericht zu integrieren, gehen nur 4% der MDax-Unternehmen und kein einziges SDax- oder TecDax-Mitglied diesen anspruchsvollen Weg. Stattdessen handeln 46% der TecDax-Unternehmen die nichtfinanziellen Belange in einem eigenständigen Bericht ab.
 
„Ziel muss eine größere Homogenität im CSR-Reporting sein"
Die im Fachjargon „CSR-RLUG" genannten neuen Regeln verpflichten große, kapitalmarktorientierte Unternehmen sowie große Banken und Versicherer dazu, für Geschäftsjahre ab dem 1. Januar 2017 eine nichtfinanzielle Erklärung" zu erstellen. „Die von uns festgestellte Vielfalt in der CSR-Berichterstattung ist dabei per se gar nicht negativ zu sehen", sagt Petra Justenhoven, PwC-Partnerin und Leiterin des Bereichs Assurance. Schließlich räumte der Gesetzgeber den Unternehmen gewisse Wahlrechte bewusst ein, unter anderem, weil er einerseits den Unternehmen die Möglichkeit eröffnete, auf ihrer bestehenden freiwilligen Nachhaltigkeitsberichterstattung aufzubauen und andererseits auf die Mitglieder kleinerer Indizes kein unverhältnismäßig großer Aufwand zukommen sollte.
 
„Die große Spanne im Berichtsumfang liegt auch darin begründet, dass der gesetzlich geforderte Bericht ein Transparenzbericht ist", erklärt Petra Justenhoven: „Wer schon zahlreiche nichtfinanzielle Aspekte steuert und mit entsprechenden Kennzahlen unterlegt, kann natürlich deutlich mehr berichten als jemand, der Nachhaltigkeit bislang noch nicht in die Unternehmensführung eingebunden hat. Insofern ist die Diversität in der Berichterstattung vor allem auch ein Spiegel dessen, was intern im Unternehmen passiert."
 
Gleichwohl erhofft sich Justenhoven für die nächsten Jahre eine gewisse Angleichung der Berichtsstandards – zumindest innerhalb derselben Branchen bzw. Peergroups. „Unabhängig von der Berichtsform kommt es letzten Endes darauf an, dass die Adressaten – also in erster Linie die Investoren und weitere Stakeholder wie Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten – möglichst leicht an die gesuchten Informationen kommen und diese Angaben dann auch mit denen anderer Unternehmen vergleichen können. Das ist unserer Untersuchung zufolge momentan aber oftmals noch nicht der Fall." Abgesehen von den teils großen Abweichungen beklagt Justenhoven zumindest in einzelnen Fällen auch die Qualität der CSR-Berichte. „Mit einer nachvollziehbaren Struktur und einer inhaltlichen Prägnanz werden auch umfangreiche Berichte für die Adressaten leicht erfassbar. Damit tun sich einzelne der von uns untersuchten Unternehmen aber noch schwer."
 
„Building Public Trust Awards" gestern Abend verliehen
Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Unternehmen, die den neuen Berichtspflichten bereits in vorbildlicher Manier nachkommen – auch weil manche unter ihnen schon jahrelang auf freiwilliger Basis über nichtfinanzielle Belange informieren und darum inzwischen recht gut einschätzen können, worauf es den Adressaten ankommt. „Genau aus diesem Grund hat sich PwC entschieden, auf den Aspekt der Nachhaltigkeit bei den schon seit 2016 vergebenen Building Public Trust Awards in diesem Jahr einen ganz besonderen Fokus zu legen", so Nicolette Behncke, PwC-Partnerin und Expertin für CSR-Reporting.
 
Vergeben wurden die Preise gestern Abend im Rahmen einer Feier im Frankfurter PwC-Tower. Dabei ging der Award für die beste nichtfinanzielle Berichterstattung in der Kategorie „Dax 30" an den Merck-Konzern, der die Jury neben einem breiten inhaltlichen Fundament zudem auch mit seiner „virtuellen Darstellung" überzeugte und „ein zeitgemäßes, papierloses und gut durchdachtes" Reporting vorgelegt habe. Eine sehr gelungene Verknüpfung von Pflicht und Kür, wie die Jury fand. In der Kategorie MDax wurde die Norma Group ausgezeichnet (unter anderem, weil der Bericht auf einer detaillierten CSR-Roadmap mit Zielen, Meilensteinen und Statusbericht entlang der Wertschöpfungskette basiert, so die Jury); die beste nachhaltige Berichterstattung im SDax kam von Hapag-Lloyd (Jury-Urteil: „besticht durch aussagekräftige Kennzahlen, die transparent dargestellt werden"); und im TecDax setzte sich die deutsche Telefónica durch – unter anderem, weil „die Ausführungen gut strukturiert, die Texte verständlich sind und in angemessener Weise die Strukturmerkmale des CSR-RLUG repräsentieren."
 
Nachhaltigkeit als zweite Säule der Unternehmenssteuerung
Natürlich wurde der „Building Public Trust Award" darüber hinaus auch in den klassischen Kategorien vergeben. Als „Durchstarter Integrated Reporting Dax 30" wurde Adidas geehrt. Das Unternehmen verbindet in sehr gelungener Weise finanzielle und nichtfinanzielle Informationen, insbesondere die Lieferkette wird intensiv unter die Lupe genommen. „Der Bericht zeigt, dass Nachhaltigkeit in allen Unternehmensbereichen ernst genommen wird", so die Jury. Die beste integrierte Berichterstattung im MDax legte nach Meinung der Experten Covestro vor. Bei dem Chemiekonzern hob die Jury zum Beispiel hervor, dass das Thema Nachhaltigkeit einen festen Bestandteil in der strategischen Ausrichtung darstelle. Denn das Unternehmen beabsichtige zum Beispiel seine Forschungs-und Entwicklungsaktivitäten noch gezielter auf die Nachhaltigkeitsziele der UN (Sustainable Development Goals) auszurichten. Und last but not least: Den „Building Public Trust Award" in der Kategorie „TCFD Reporting" erhielt die Allianz. Begründung der Jury: Auch wenn der Versicherer noch nicht integriert berichte, entwickelt er kontinuierlich und zielgerichtet seinen Corporate-Responsibility-Ansatz weiter und berichtet z.B. als erstes Unternehmen im DAX30 freiwillig über Klimarisiken entsprechend den Anforderungen der „Task Force on Climate Related Financial Disclosures."
 
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Kontakt: Gregor Damm, PwC Communications | gregor.damm@pwc.comwww.pwc.de

Wirtschaft | CSR & Strategie, 18.10.2018

     
        
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