In zu vielen Städten und Gemeinden gibt es keine Biotonne

Verwertung von Bioabfall schützt Natur und Klima

In Deutschland gibt es immer noch zu wenig Biotonnen. In jeder fünften Kommune landet Bioabfall nach wie vor meist in der Restmülltonne. Seit Januar 2015 besteht die gesetzliche Pflicht zur Getrenntsammlung von Bioabfällen aus Haushalten, d.h. von Küchen- und Gartenabfällen. 73 von 402 kreisfreien Städten und Landkreisen setzen diese nach wie vor gar nicht oder nur unzureichend um, so das Ergebnis einer aktuellen NABU-Untersuchung. Dadurch geht wertvolles Biogut verloren. Aufbereitete Bioabfälle ersetzen zum Beispiel bei der Energieerzeugung Kohle und Gas sowie auch Mineraldünger und torfhaltige Erden.
 
In jeder 5. Kommune landet der Bioabfall in der Restmülltonne, da es keine Biotonne gibt. © Alexas_Fotos, pixabay.comBundesweit könnten über vier Millionen Tonnen wertvoller Bioabfälle pro Jahr zusätzlich über die Biotonne gesammelt werden und damit Strom und Wärme sowie hochwertige Erde erzeugt werden. Das würde die aktuell gesammelte Menge von 4,8 Millionen Tonnen fast verdoppeln und einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Naturschutz leisten. „Die Abfallwirtschaft hat sich viel zu lange auf der Müllverbrennung ausgeruht und verschenkt hier enorme Möglichkeiten zum Klimaschutz. Wir brauchen deutschlandweit ein Holsystem, mit dem Bioabfall in einer separaten Mülltonne bei den Bürgerinnen und Bürgern abgeholt wird", sagt NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
 
Auf der einen Seite gibt es vorbildliche Kommunen mit einer flächendeckenden Erfassung und hochwertigen Verwertung der Bioabfälle. Auf der anderen Seite missachten weiterhin 24 Kreise die gesetzliche Verpflichtung gänzlich und haben bislang keinerlei Getrenntsammlung eingeführt. Teilweise werden Bioabfälle auch statt mit einer haushaltsnahen Biotonne in einem sogenannten Bringsystem erfasst, bei dem die Bürgerinnen und Bürger ihre Bioabfälle zu einer zentralen Sammelstelle transportieren müssen. „Das ist fern von jeder Praxis und macht es unmöglich, energiereiche Küchenabfälle aus den Haushalten zu erfassen, deren Vergärung die größten Klimaschutzpotenziale verspricht", so Tschimpke weiter.
 
Die Erhebung des NABU zeigt außerdem, dass zahlreiche Kreise die Biotonne lediglich auf freiwilliger Basis eingeführt haben. Bürgerinnen und Bürger müssen die Tonne beim öffentlich-rechtlichen Entsorger bestellen, oftmals ohne finanziell davon zu profitieren. Während bundesweit im Schnitt jährlich 59 Kilogramm Küchen- und Gartenabfälle pro Einwohner über die Biotonne gesammelt werden, sind dies in Kreisen mit freiwilliger Biotonne – insbesondere im Ruhrgebiet – oftmals weniger als zehn Kilogramm pro Einwohner. „Eine Pflichttonne in Kombination mit einem auf Abfallvermeidung ausgerichteten Gebührensystem ist eine Grundvoraussetzung für hohe Sammelmengen und hochwertiges Recycling", so NABU-Abfallexperte Benjamin Bongardt. Landkreise wie der Hohenlohekreis, Cochem-Zell und die Südwestpfalz würden zeigen, dass nach Einführung der Biotonne bereits in kurzer Zeit Sammelmengen von über 80 Kilogramm pro Einwohner erzielt werden könnten. Im Optimalfall werde die Bioabfallsammlung über die Gebühren der Restmülltonne quersubventioniert. Generell gelte, dass Haushalte mit geringem Abfallaufkommen durch niedrigere Gebühren und das Angebot kleinerer Tonnen belohnt werden sollten, so Bongardt weiter.
 
Aus NABU-Sicht müssen Bioabfälle künftig möglichst vollständig wiederverwertet werden. Städte und Landkreise müssen ihrer Pflicht endlich nachkommen und die verpflichtende, kostenlose Biotonne einführen. Wenn dies nicht endlich umgesetzt wird, müssen die Bundesländer als zuständige Vollzugsbehörden entsprechende Anordnungen androhen und aussprechen. Auch haben die öffentlich-rechtlichen Entsorger die Bürgerinnen und Bürger umfassend zur Mülltrennung aufzuklären, damit wertvolles Biogut nicht im Restmüll landet. Um das ökologische Potential des gesammelten Bioabfalls anschließend voll auszuschöpfen, bedarf es hochwertiger Vergärungs- und Kompostierungsanlagen. Hier sind in Deutschland Investitionen in neue Anlagen nötig, die sich mittelfristig auch rechnen.
 
Mehr Infos:
Kontakt: Kathrin Klinkusch, NABU | presse@NABU.dewww.nabu.de


     
        
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