Vergünstigte ÖPNV-Tickets, Carsharing und Mobilitätsstationen
Wie die Wohnungswirtschaft umweltfreundliche Mobilität fördern kann
Mehr als 80 Prozent aller Wege in Deutschland starten und enden vor der eigenen Haustür. Täglich entscheiden sich dort Millionen Menschen, wie sie mobil unterwegs sein wollen. Der Zugang zu umweltfreundlichen Verkehrsmitteln am Wohnort ist also ein zentraler Hebel, um die Luftbelastung in den Städten und die Klimaschäden durch den Verkehr zu verringern. Der ökologische Verkehrsclub VCD zeigt in seiner neuen Broschüre „Intelligent mobil im Wohnquartier", wie Wohnungsunternehmen ihren Mietern kostengünstige und niedrigschwellige Angebote als Alternative zum eigenen Auto machen können. Dazu gehören beispielweise vergünstigte ÖPNV-Tickets, digitale Aushänge zu naheliegenden Bus- und Bahn-Haltestellen, Carsharing-Angebote oder das Bereitstellen von Leihrädern. Die Handlungsempfehlungen wurden im Rahmen des VCD-Projekts „Wohnen leitet Mobilität" erarbeitet, das die Wohnungswirtschaft, Mobilitätsanbieter und Kommunen an einen Tisch bringt, um die nachhaltige Mobilität im Wohnumfeld zu verbessern.
René Waßmer, Leiter des Projekts „Wohnen leitet Mobilität" beim VCD: „Das Thema Wohnen ist ein zentrales Handlungsfeld für den Klimaschutz. Bisher liegt der Fokus hier jedoch vor allem im Bereich der energetischen Gebäudesanierung. Für Wohnungsunternehmen sollte künftig auch die Förderung der nachhaltigen Mobilität am Wohnort selbstverständlich werden. So wie es heute für jede Wohnung einen Energieausweis gibt, könnten Vermieter künftig auch mit einem Mobilitätsausweis für ihre Wohnungen werben. Habe ich als Mieter die Möglichkeit, günstig ein geteiltes E-Rad zu nutzen oder meine Einkäufe mit einem geliehenen E-Auto zu erledigen, brauche ich kein eigenes, teures Auto mehr. Statt Parkplätzen gibt es so mehr Platz für Grün- und Aufenthaltsflächen und die Lebensqualität im Wohnumfeld steigt."
Der VCD gibt in seiner Broschüre Handlungsempfehlungen für ein fußgänger- und fahrradfreundliches Wohnumfeld, den leichten Zugang zum öffentlichen Nahverkehr, für Carsharing-Angebote und eine gute Mobilitätsberatung für die Bewohner. Eine Möglichkeit, den ÖPNV für Mieter attraktiver zu machen, sind beispielsweise sogenannte Mietertickets. Das sind vergünstigte ÖPNV-Tickets, bei denen die Wohnungsunternehmen als Vermittler auftreten, die Tickets mit Großkundenrabatt vom Verkehrsdienstleister erwerben und diese an ihre Mieter weitergeben. Auch können Wohnungsunternehmen mit Mobilitätsanbietern kooperieren und sogenannte Mobilitätsstationen am Wohnort einrichten. Im Domagkpark in München, einem autoreduzierten Neubauviertel, stehen den Mietern in einer solchen Mobilitätsstation vergünstigte E-Autos, E-Fahrräder, Lastenräder und E-Roller zur geteilten Nutzung zur Verfügung. Die Bewohnerinnen und Bewohner können aus dem breiten Mobilitätsmix das je nach Bedarf passende Fahrzeug nutzen.
Wichtig ist für Wohnungsunternehmen, welche rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Förderung einer nachhaltigen Mobilität am Wohnort zu berücksichtigen sind. So besteht in den meisten Bundesländern und Kommunen die Pflicht zum Bau einer bestimmten Anzahl von Kfz- und Fahrradstellplätzen bei Bauprojekten. Teilweise – wie in Schleswig-Holstein, Hessen oder Sachsen – können Kommunen eigene, an die Verhältnisse vor Ort angepasste Stellplatzsatzungen erlassen. Grundsätzlich ist auch eine Reduzierung des Stellplatzschüssels, etwa bei Vorlage eines nachhaltigen Mobilitätskonzeptes, möglich. In seiner Broschüre gibt der VCD Wohnungsunternehmen auch Hilfestellungen in diesen rechtlichen Fragen.
Broschüre „Intelligent mobil im Wohnquartier" | weitere Informationen zum Projekt „Wohnen leitet Mobilität"
Das Projekt "Wohnen leitet Mobilität" ist eine Kooperation von VCD, Deutschem Mieterbund und dem Öko-Institut und wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert.
Im Rahmen des Projekts wählte der VCD im vergangenen Jahr fünf Modellregionen in Deutschland aus, in denen intelligente und nachhaltige Mobilitätskonzepte am Wohnort unterstützt und begleitet werden. Bei den Regionen handelt es sich um Berlin-Brandenburg, Hannover, Kiel und Umgebung, Rhein-Main und das Sachsendreieck. Vergangenen Herbst fanden dazu bereits im Bezirk Berlin-Lichtenberg, in Hannover, Kiel, Darmstadt und in Chemnitz erste Vernetzungstreffen zwischen Mobilitätsdienstleistern, Wohnungsunternehmen und Kommunen statt. Ab Mitte April finden die sogenannten Dialogforen zum zweiten Mal statt. Die Termine: Hannover: 10.4.; Berlin: 18.4.; Chemnitz: 19.4.; Kiel: 24.4.; Frankfurt: 3.5.2018.
Technik | Mobilität & Transport, 12.04.2018
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