Grüne Welle erfasst die IAA
Zukunft oder Marketing?
Die 62. Internationale Automobil-Ausstellung - das Mekka aller Autobewegten - steht unter dem Motto "Sehen, was morgen bewegt" ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Das Thema Klimaschutz ist allgegenwärtig - kein Wunder, zu Zeiten, in denen die EU-Kommission bis 2012 einen CO2-Höchstwert von 130g/km vorschreibt und der Rohölpreis auf 80 US-Dollar pro Fass steigt. Fast alle Autobauer, versuchen mit ökologischen Konzepten auf der größten Leistungsschau der Branche zu glänzen. Doch die Markteinführung dieser Modelle liegt noch Jahre entfernt. Bei genauerem Hinsehen scheint die Messe grüner als sie ist.
Innovationen soweit das Auge reicht
Von BlueMotion, über ECO2, bis hin zu EfficencyDynamics versprechen die Hersteller Fahrgenuss ohne Umweltreue. Hinter diesen wohlklingenden Namen verbergen sich meist nur Konzeptfahrzeuge, die mit smarten Technologien Treibstoff und somit CO2 einsparen. Zum technischen Aufgebot gehören Bremskraft, die in Energie umgewandelt und wieder eingespeist wird, Start-Stop Technologie, Hybridantriebe, niedrige CW-Werte, Leichtbauweise oder Reifen mit geringem Rollwiderstand.
Der BMW Hydrogen ist das "Umwelt-Schlachtschiff" von BMW. Es handelt immerhin um das erste Serienauto er Luxusklasse mi Wasserstoffantrieb. Bis zur Marktreife für breitere Bevölkerungsschichten wird aber noch ein wenig Zeit vergehen.
Technik aus der Schublade
Was die Autohersteller als den neuesten Clou und der Technik letzten Schrei darstellen ist bei Kfz-Zulieferern lang bekannt. "Die Technik ist längst vorhanden, doch die Hersteller zögern sie einzusetzen, weil der Kunde sie angeblich nicht bezahlen will" erklärt der Vertreter eines führenden Komponenten-Herstellers hinter vorgehaltener Hand. Ausgerechnet die Hersteller zwingen die Zulieferindustrie zu immer neuen Anstrengungen und Innovationen, wie den Einbau neuer Schaltgetriebe, Antriebsstränge, und elektrische Lenkung. Die so erzielten Einsparungen wären enorm, würden sie nicht durch unnötige technische Spielereien und Ausstattungsdetails an anderer Stelle gerade bei den Premium-Herstellern prompt zu Nichte gemacht werden
Viel Hoffnung steckt in der Clean-Diesel Technologie. Sie ist marktreif und kann Emissionen stark mindern.
Einzelne Vorzeigemodelle verhelfen nicht zum Paradigmenwechsel
Beim Rundgang über die Messestände verfestigt sich das Bild, dass zukünftig statt des innovativen Öko-Autos nach wie vor PS-strotzende Karossen zu kaufen sein werden. Befragt man die Hersteller nach dem Einsatz von Biotreibstoffen, erhält man als Antwort lediglich: "Da sind wir mit unserer Forschungsabteilung dran". Besonders deutlich wird dies daran, dass keine der Neuheiten in der Lage wäre mit Treibstoffen, denen mehr als 15 % Biodiesel oder -Ethanol beigemischt wäre, zu fahren. Das selbst gesteckte Ziel der Automobilwirtschaft bis 2010 fünf bis sieben Prozent CO2 und zugleich Treibstoff im Gesamtflottenverbrauch einzusparen, erscheint damit mehr Wunsch als Wirklichkeit.
Der Staat soll es richten
Der Otto-Normal-Verbraucher sei nicht bereit, für die Anschaffung eines "Umweltautos" 2.000 bis 3.000 EUR mehr zu zahlen, wiederholen die Hersteller gebetsmühlenhaft. Sie führen ins Feld, dass sich die Ökotechnik in den Autos nur durchsetzen lässt, wenn der Staat subventionierend eingreift, sprich der Bürger, beispielsweise wie in Schweden, beim Kauf eines Neufahrzeuges mit Ökotechnik mit 1.100 EUR bezuschusst wird. Warum die Hersteller auf der letzten grünen Meile vor der eigenen Courage einknicken und auf Vater Staat verweisen, erscheint wenig einleuchtend, denn die Befürworter der staatlichen Unterstützung verteufeln an anderer Stelle jegliche Wettbewerbsverzerrung. Bei Ökologie wäre darum wie bei den erneuerbaren Energien die Ausnahme erlaubt, denn man benötige die Anschubfinanzierung, um so auf die nötigen Stückzahlen zu kommen, damit sich die Ökofahrzeuge auch rechnen.
Fazit
Kaum einer der Schausteller der diesjährigen IAA reitet die grüne Welle wirklich. Man brüstet sich nach wie vor mit immer ausufernden Schlachtschiffen und die Devise größer, schneller, breiter herrscht vor wie eh und je. Die Vorstellung, dass Optik, Schnelligkeit und innovative Technik sich ohne weiteres mit Nachhaltigkeit vereinbaren ließe und die entweder-oder-Frage längst durch die sowohl-als auch-Lösung ersetzt sein könnte scheint leider noch nicht in die Köpfe aller vorgedrungen zu sein. Wenn BMW also mit dem Slogan "Rot wird jetzt auch Grün" wird an dieser Stelle wohl eher eine Hoffnung als ein Status Quo beschrieben.
Innovationen soweit das Auge reicht
Von BlueMotion, über ECO2, bis hin zu EfficencyDynamics versprechen die Hersteller Fahrgenuss ohne Umweltreue. Hinter diesen wohlklingenden Namen verbergen sich meist nur Konzeptfahrzeuge, die mit smarten Technologien Treibstoff und somit CO2 einsparen. Zum technischen Aufgebot gehören Bremskraft, die in Energie umgewandelt und wieder eingespeist wird, Start-Stop Technologie, Hybridantriebe, niedrige CW-Werte, Leichtbauweise oder Reifen mit geringem Rollwiderstand.
Der BMW Hydrogen ist das "Umwelt-Schlachtschiff" von BMW. Es handelt immerhin um das erste Serienauto er Luxusklasse mi Wasserstoffantrieb. Bis zur Marktreife für breitere Bevölkerungsschichten wird aber noch ein wenig Zeit vergehen.
Foto: BMW
Technik aus der Schublade
Was die Autohersteller als den neuesten Clou und der Technik letzten Schrei darstellen ist bei Kfz-Zulieferern lang bekannt. "Die Technik ist längst vorhanden, doch die Hersteller zögern sie einzusetzen, weil der Kunde sie angeblich nicht bezahlen will" erklärt der Vertreter eines führenden Komponenten-Herstellers hinter vorgehaltener Hand. Ausgerechnet die Hersteller zwingen die Zulieferindustrie zu immer neuen Anstrengungen und Innovationen, wie den Einbau neuer Schaltgetriebe, Antriebsstränge, und elektrische Lenkung. Die so erzielten Einsparungen wären enorm, würden sie nicht durch unnötige technische Spielereien und Ausstattungsdetails an anderer Stelle gerade bei den Premium-Herstellern prompt zu Nichte gemacht werden
Viel Hoffnung steckt in der Clean-Diesel Technologie. Sie ist marktreif und kann Emissionen stark mindern.
Foto: Honda
Einzelne Vorzeigemodelle verhelfen nicht zum Paradigmenwechsel
Beim Rundgang über die Messestände verfestigt sich das Bild, dass zukünftig statt des innovativen Öko-Autos nach wie vor PS-strotzende Karossen zu kaufen sein werden. Befragt man die Hersteller nach dem Einsatz von Biotreibstoffen, erhält man als Antwort lediglich: "Da sind wir mit unserer Forschungsabteilung dran". Besonders deutlich wird dies daran, dass keine der Neuheiten in der Lage wäre mit Treibstoffen, denen mehr als 15 % Biodiesel oder -Ethanol beigemischt wäre, zu fahren. Das selbst gesteckte Ziel der Automobilwirtschaft bis 2010 fünf bis sieben Prozent CO2 und zugleich Treibstoff im Gesamtflottenverbrauch einzusparen, erscheint damit mehr Wunsch als Wirklichkeit.
Der Staat soll es richten
Der Otto-Normal-Verbraucher sei nicht bereit, für die Anschaffung eines "Umweltautos" 2.000 bis 3.000 EUR mehr zu zahlen, wiederholen die Hersteller gebetsmühlenhaft. Sie führen ins Feld, dass sich die Ökotechnik in den Autos nur durchsetzen lässt, wenn der Staat subventionierend eingreift, sprich der Bürger, beispielsweise wie in Schweden, beim Kauf eines Neufahrzeuges mit Ökotechnik mit 1.100 EUR bezuschusst wird. Warum die Hersteller auf der letzten grünen Meile vor der eigenen Courage einknicken und auf Vater Staat verweisen, erscheint wenig einleuchtend, denn die Befürworter der staatlichen Unterstützung verteufeln an anderer Stelle jegliche Wettbewerbsverzerrung. Bei Ökologie wäre darum wie bei den erneuerbaren Energien die Ausnahme erlaubt, denn man benötige die Anschubfinanzierung, um so auf die nötigen Stückzahlen zu kommen, damit sich die Ökofahrzeuge auch rechnen.
Fazit
Kaum einer der Schausteller der diesjährigen IAA reitet die grüne Welle wirklich. Man brüstet sich nach wie vor mit immer ausufernden Schlachtschiffen und die Devise größer, schneller, breiter herrscht vor wie eh und je. Die Vorstellung, dass Optik, Schnelligkeit und innovative Technik sich ohne weiteres mit Nachhaltigkeit vereinbaren ließe und die entweder-oder-Frage längst durch die sowohl-als auch-Lösung ersetzt sein könnte scheint leider noch nicht in die Köpfe aller vorgedrungen zu sein. Wenn BMW also mit dem Slogan "Rot wird jetzt auch Grün" wird an dieser Stelle wohl eher eine Hoffnung als ein Status Quo beschrieben.
Redaktion forum NachhaltigWirtschaften
Quelle:
Technik | Mobilität & Transport, 14.09.2007
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