Letzte Hoffnung Wald?
Bäume pflanzen hilft immer
Sind Aufforstungsprojekte eine sinnvolle Maßnahme für den Klimaschutz und ein zielführender Beitrag zur CO2-Kompensation? Die Antwort lautet: „Ja, aber ..."
Der Herbst wird bislang dominiert von der Berichterstattung über Stürme, Hurrikane und Überflutungen. Irma, Harvey und Nate in der Karibik und den USA, verheerende Überschwemmungen in Bangladesch. Nun wurden auch der Norden und Osten Deutschlands vom Sturmtief Xavier heimgesucht, nachdem erst im Sommer die Menschen in Niedersachsen unter starkem Hochwasser litten. Während kein einzelnes Ereignis dem Klimawandel direkt zugeschrieben werden kann, gilt doch als gesichert: Die Häufigkeit solcher Ereignisse wird weiter steigen, der Druck zum Handeln nimmt zu.
Das Pariser Klimaabkommen fordert deshalb, dass ab 2050 ein Gleichgewicht aus Emissionen und der Einbindung von Treibhausgasen besteht. Dafür braucht es sowohl eine Einsparung von Treibhausgasen als auch eine Einbindung von bereits entstandenen Emissionen. Letzteres wird mit dem Schutz und der Mehrung von Wäldern erreicht, einer expliziten Forderung des Abkommens von Paris.Das Konzept hinter Waldprojekten
Die Fähigkeit von Bäumen, CO2 einzubinden und gleichzeitig Sauerstoff abzugeben, ist so einfach wie raffiniert. Um dies für einen globalen, sicheren und langfristigen Klimaschutz nutzen zu können, braucht es klare Strukturen. Die Funktionsweise von Waldprojekten ist aufgrund der Weiterentwicklungen der letzten Jahre häufig noch weitgehend unbekannt und unterscheidet sich grundlegend von der Funktionslogik von Einsparungsprojekten. Der wichtigste Unterschied: Neu entstehende Wälder binden Emissionen, die sich bereits in der Atmosphäre befinden. Wichtige Fragen zur Sicherheit des Kohlenstoffspeichers Wald sind inzwischen geklärt. Die großen Zertifizierer (Gold Standard, VCS oder Plan Vivo) bieten über einen weltweiten projektübergreifenden Sicherheitspuffer ein zuverlässiges System, das die CO2-Einbindung auch im Falle von Bränden, Stürmen oder Schädlingsbefall in einzelnen Projektgebieten sicherstellt. Zertifikate, die bereits in der Vergangenheit eingebundenes CO2 bescheinigen, lassen keinen Zweifel an der erfolgten positiven Klimawirkung.
Ein Blick über den Klimarand
Während somit die CO2-Einbindung durch den Standard abgesichert ist, lohnt sich bei der Frage nach dem sozialen und ökologischen Mehrwert ein genauer Blick auf die Kompensationsprojekte. Hier ist vor allem die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung entscheidend. Beispielsweise durch sichere Einkommen für die Pflege der Wälder können die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort deutlich verbessert werden. Die Bäume schaffen gleichzeitig einen artenreichen Lebensraum, verbessern die Wasserversorgung in dürregefährdeten Regionen und schützen die Menschen und ihre Ernten vor Überschwemmungen. Aber Achtung: Unterschiedliche Standards legen hier unterschiedliche Schwerpunkte. Während der Gold Standard und Plan Vivo neben der CO2-Einbindung gleichberechtigt die ökologischen und sozialen Zusatzeffekte der Projekte zertifizieren, sichern VCS-Zertifikate lediglich die Einbindungsleistung. Der soziale und ökologische Nutzen wird bei entsprechenden Projekten mit einem zusätzlichen Standard, dem CCBS, ausgezeichnet. Er belegt bspw. die Beteiligung lokaler Kleinbauern, die Pflanzung heimischer Mischwälder oder den besonderen Schutz bedrohter Arten.
Das Ergebnis für einzelne Unternehmen entspricht dem Ziel des Parisabkommens: Ein Ausgleich zwischen den CO2-Emissionen und der CO2-Einbindung durch das Wachstum neuer Wälder. Der Handlungsdruck steigt. Jeder ökologisch und sozial gerechte Weg zu einem Absenken der CO2-Konzentration ist wichtig. Einer führt in den Wald.
Von Dorothee Wimmer
Umwelt | Klima, 01.12.2017
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