buch7.de spendet 200.000 € – Börsenverein will das per Gesetz verbieten
Lobby-Vereinigung der Buchhändler will mit Gesetzesänderung Spenden des sozialen Online-Buchhändlers verhindern
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat sich in der gestrigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung deutlich gegen die Spenden-Politik des Online-Buchhändlers buch7.de gestellt. Nach dem Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins Alexander Skipis „widersprechen Provisions- und Spendenwerbung dem Gedanken der Preisbindung, denn sie eröffnen einen De-facto-Preiswettbewerb". Da buch7.de seinen Kunden die Möglichkeit biete, mit ihrer Bestellung gleichzeitig etwas Gutes zu tun, gehe das Konzept auf Kosten der kleinen, unabhängigen Buchhandlungen. buch7.de spendet 75 Prozent seines Gewinns an wechselnde soziale, kulturelle und ökologische Projekte und hat dabei gerade die Marke von 200.000 € Spenden erreicht.

Der Börsenverein gibt in der Süddeutschen Zeitung auch zu, dass „solche Modelle derzeit rechtlich nicht beanstandet werden können." Deswegen will er eine Gesetzesänderung erwirken, die solchen Spenden einen Riegel vorschiebt.
Für Benedikt Gleich sind die Vorwürfe des Börsenvereins daher völlig verfehlt: „Ich bin überzeugt, dass in ganz Deutschland keine örtliche Buchhandlung wegen uns in Schieflage gerät. Wir bewerben uns ganz zentral als Alternative zu Amazon und ausdrücklich nicht zum lokalen Buchhandel. Wenn wirklich ein Kunde von einem örtlichen Buchhändler zu uns abwandern sollte, sind statistisch betrachtet ausgehend von den Umsatzzahlen schon mehr als 2000 Kunden in dieser Zeit von ihm zu Amazon abgewandert". Seit Jahren schaltet buch7.de sogar Werbebanner mit dem Spruch „Am liebsten kaufe ich beim Buchhändler vor Ort, aber wenn schon online, dann bei buch7.de".
Für Gleich ist die Sache klar: „Der Börsenverein weiß meiner Meinung nach, dass er rechtlich gegen unser Spendenmodell nichts in der Hand hat, also versucht er eben mit anderen Mitteln, potentielle Kunden vor uns abzuschrecken. Das ist auch eine Art, Lobby-Arbeit für andere Buchhändler zu betreiben, aber ich bin überzeugt, dass der Börsenverein damit nur Amazon in die Hände spielt: Viele Menschen haben sowieso schon entschieden, online einzukaufen, und diese bleiben viel eher Kunden bei Amazon, wenn die wenigen sozialen und ökologischen Alternativen auch noch schlecht gemacht werden."
Für Gleich ist die Stellungnahme des Börsenvereins nicht nur inhaltlich verfehlt sondern auch zwischenmenschlich enttäuschend. Er ist schon seit vielen Monaten mit dem Börsenverein im Gespräch und hat dort in ausführlichen Gesprächen erfahren können, dass auch hochrangige Vertreter des Branchenverbands das Spendenmodell von buch7.de viel differenzierter sehen. Deswegen hat er für buch7.de im Oktober den Antrag auf Mitgliedschaft gestellt, um gerade den Einsatz des Börsenvereins für die Vielfalt im Buchmarkt zu unterstützen. „Bei diesen Gesprächen haben mir mehrere Führungskräfte des Börsenvereins versichert, dass gegen unser grundsätzliches Geschäftsmodell, einen Teil unserer Gewinne zu spenden und das öffentlich zu machen, rechtlich nichts einzuwenden ist und wir gerne Mitglied werden können."
Gleich erkennt an, dass der Börsenverein mit einigen zweifelhaften Spendenmodellen ein Problem hat: „Manche Online-Buchhändler arbeiten nach dem Motto: ‚Kauf bei mir ein, dann überweise ich einem Verein Deiner Wahl 0,5 Prozent vom Umsatz‘. Hier sehe ich ein, dass man das als Umgehung der Preisbindung sehen kann. Bei uns wissen die Kunden aber nicht im Voraus, wohin die Spenden gehen und welche genaue Höhe diese haben, da der Gewinn ja auch immer mit den Kosten schwankt. Sie wissen nur, dass wir uns aus Überzeugung regelmäßig und in großem Umfang engagieren." Daher ist er überzeugt: „Wir sind hier rechtlich – und auch moralisch – völlig sauber." Umso mehr bedauert er den neu ausgebrochenen Konflikt mit dem Börsenverein: „Wir haben dem Börsenverein Zusammenarbeit und unsere Mitgliedschaft angeboten, die übrigens kurz vor der endgültigen Genehmigung stand. Dass nun die konstruktive Zusammenarbeit durch so einseitige Stellungnahmen torpediert wird, ist aus meiner Sicht ein Verlust für beide Seiten. Am Ende profitiert dadurch nur Amazon, das durch den Streit unter den ‚kleinen‘ Konkurrenten nur noch mächtiger wird."
Dabei wäre es nach der Überzeugung des Teams von buch7.de dank der Preisbindung so einfach, ein Modell für einen gerechteren Online-Handel zu schaffen: „Wir sehen unser Modell als Übertragung des örtlichen Engagements lokaler Buchhandlungen auf die Online-Welt. Und dort ist es aus unserer Sicht moralisch geboten, dass ein echter Wettbewerb, nicht um den Preis, aber um die sozialen und ökologischen Bedingungen einsetzt. Nur so gibt es eine Chance, dem von Großkonzernen befeuerten ‚race to the bottom‘ bei Arbeitsbedingungen, Nachhaltigkeit, Umweltschutz oder Konditionen für die Verlage zumindest im Online-Buchhandel eine wirkungsvolle Alternative entgegen zu setzen."
Quellen:
- Süddeutsche Zeitung vom 27.12.2017, Seite 18: „Guter Wille unerwünscht". (Online-Version: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/buchhandel-guter-wille-unerwuenscht-1.3804477)
- Stellungnahme des Börsenvereins gegenüber der Süddeutschen Zeitung, liegt buch7 vor
Das Unternehmen buch7:

Mit jedem Buch, das ein Kunde bei buch7.de kauft, tut er Gutes und unterstützt gemeinnützige Projekte in ganz Deutschland. Bisher konnte buch7 mehr als 200.000 Euro spenden. Durch die Buchpreisbindung geht das ohne Mehrkosten für die Kunden.
Doch nachhaltiges Handeln geht bei buch7.de weiter: Alle CO2-Emissionen gleicht buch7.de vollständig mit mehrfachem Puffer aus, zahlt faire Löhne an die 9 angestellten Mitarbeiter, schafft familienfreundliche Jobs vor Ort und zahlt alle anfallenden Steuern natürlich in Deutschland. Und auch der Datenschutz wird groß geschrieben: Ein Datenaustausch zu Werbezwecken – wie im Internet inzwischen üblich – ist bei buch7.de aus Überzeugung ausgeschlossen.
Übrigens ist buch7.de nach wie vor inhabergeführt und im Besitz der Gründer, hat keinerlei Schulden bei irgendwelchen Investoren und ist damit nicht an irgendwelche Profit-Ziele gebunden.
Gesellschaft | Social Business, 28.12.2017

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