Mikrofinanz. Sicher und sozial?
Markus Zeilinger, Gründer und Vorstandsvorsitzender der fair-finance Vorsorgekasse im forum-Interview
Mikrofinanz kann eine wunderbare Verbindung von Investment und sozialem Engagement sein. Wir fragten Markus Zeilinger, Gründer und Vorstandsvorsitzender der fair-finance Vorsorgekasse mit Sitz in Wien, welche Rolle diese Assetklasse in seiner Anlagestrategie spielt und wo aus seiner Sicht Chancen und Risiken liegen.

Gemäß unserem Leitbild soll unser Handeln und somit auch unsere Investitionstätigkeit die Lebenschancen heutiger und zukünftiger Generationen verbessern. Mikrofinanz stellt im Sinne unserer Zielsetzung ein wesentliches Instrument dazu dar.
Die fair-finance Vorsorgekasse hat als einer von wenigen Investoren Mikrofinanz als strategische Assetklasse definiert und 8 Prozent des Gesamtportfolios, also rund 32 Millionen in Mikrofinanz angelegt. Mangels geeigneter Investitionsmöglichkeiten konnten wir die 10 Prozent Zielallokation noch nicht erreichen, aber wir arbeiten intensiv an einer Steigerung. Neben dem Sinnaspekt, der für uns als nachhaltiger und sozialverantwortlicher Investor außer Zweifel steht, gibt es dafür auch starke wirtschaftliche Gründe. In 2017 erwarten wir einen Ertrag von 1,5 Prozent und sehen das Risiko im schlechtesten Fall mit null Prozent Ertrag begrenzt. Von Anleihen erwarten wir in 2017 zwar ebenfalls 1,5 Prozent Ertrag, sehen das Risiko aber bei minus 2,9 Prozent.
Wie stellen Sie sicher, dass nicht nur finanzielle, sondern auch soziale und ökologische Belange bei den von Ihnen investierten Fonds ausreichend berücksichtigt werden?
Wir haben bei der Auswahl von Mikrofinanzierungsfonds klare Richtlinien. Keine Fonds, deren Geschäftsgebarung intransparent ist, die eine unangemessen hohe Vergebührung von Betreibern und Management vorsehen oder die in irgendeiner Weise ein gesellschaftlich schädliches Verhalten zeigen. Bevorzugt werden Fonds, die vor allem arme Haushalte in Entwicklungs- und Schwellenländern finanzieren, nachhaltige Geschäftsmodelle forcieren und eine angemessene Kundenanalyse betreiben. Wir favorisieren Fonds, die mehr als 50 Prozent ihres Kreditvolumens an Frauen ausgeben und einen fairen Umgang mit Kundinnen und Kunden bei entsprechender Beratung gewährleisten.
Natürlich muss man genau hinsehen und darf sich nicht nur auf Zertifizierungen und Factsheets verlassen. Eines unserer ersten und erfreulicherweise kleineren Investments läuft leider auch nicht so gut, wie wir uns das wünschen würden. Hier hat der Manager bei der Auswahl der Investments zu wenig diversifiziert und ist ein hohes Länderrisiko und auch ein entsprechendes Währungsrisiko eingegangen.
In welche Fonds werden Sie in nächster Zeit investieren?
Wir prüfen ein Investment in den Green for Growth Fund. Das ist ein PPP (Public Private Partnership)-Modell, das von finance in motion betreut wird und in erneuerbare Energie und Energieeffizienzprojekte in Schwellenländern investiert, wobei die KfW Bank und die Europäische Entwicklungsbank (EIB) das primäre Risiko des Investments tragen. Kann man als Privater in dieses oder ähnliche Produkte investieren?
In den Green for Growth Fund können Sie als Privater derzeit de facto nicht investieren. Gleiches gilt für viele andere Mikrofinanzierungsfonds. Einerseits gibt es hohe Mindestinvestitionssummen von fünf Millionen Euro oder mehr und andererseits erscheint die Öffnung der Fonds für Private auch gefährlich. Die Mittelzuflüsse und -abflüsse sind schwer steuerbar, was zu Verzerrungen der Rendite und des Risikos führt. Zudem würde ein Wettbewerbsdruck entstehen, der den Sinn von Mikrofinanzinvestments konterkarieren könnte. Eine Öffnung von Mikrofinanzfonds für Private und kleine Investitionssummen müsste sehr behutsam und verantwortungsvoll gemanagt werden. In Deutschland ist man da bereits einen Schritt weiter und wir beobachten das sehr aufmerksam.Herr Zeilinger, wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen für Ihre Investitionen alles Gute.
Lifestyle | Geld & Investment, 01.05.2017
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2017 - Wie ernähren wir uns in Zukunft? erschienen.

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