Wenn das Leben siegt, wird es keine Verlierer mehr geben
Eine Solidaritätsbotschaft an Standing Rock aus dem Friedensforschungszentrum Tamera, von Martin Winiecki

Die Dakota Access Pipeline ist das Sinnbild einer globale Kultur, die das Gleichgewicht des Lebens in einem Ausmaß gestört hat, dass ein weiteres Überleben auf diesem Planeten nicht mehr lange möglich scheint. Mit dem Klimawechsel, der verheerenden Umweltverschmutzung, der Wasserknappheit und Zerstörung des Lebensunterhaltes von vielen Menschen steht diese Kultur vor einem endgültigen Kollaps. In den alten Prophezeiungen der Hopi und Lakota wurde vorhergesagt, dass in dem Moment, in dem die schwarze Schlange den Fluss überquert, das Ende der Welt gekommen sei. In ihrem Versuch die schwarze Schlange der Pipeline daran zu hindern, den Missouri zu überqueren, sind die Wasser-Schützer aufgestanden gegen eine Milliarden Dollar schweren Industrie, die unterstützt wird von Regierungen, Konzernen, Banken und schließlich auch unseren eigenen Konsumgewohnheiten.
Der Widerstand von Standing Rock hat eine erstaunliche Ausdauer bewiesen. Jeder Versuch, die Aktivisten unter Druck zu setzen oder das Camp aufzulösen, führte nur zu noch mehr Solidarität. Am vergangenen Wochenende kamen 2 500 Kriegsveteranen dazu, um das Camp vor der angedrohten Räumung zu schützen. Soldaten, die im Irak gekämpft hatten, erkannten den Wahnsinn des Systems, dem sie sich unterstellt hatten. Viele von ihnen sagten, dies sei das erste Mal, dass sie wirklich dem amerikanischen Volk gedient hätten.
Was gerade in Standing Rock geschieht, könnte eine historische Wende einleiten für eine umfassende ökologische und soziale Erneuerung. Am 4. Dezember gab das "Army Corps of Engineers” öffentlich bekannt, den Bau der Pipeline durch das Indianerreservat zu stoppen. Das zeigt die Kraft der Bewegung. Doch wir müssen uns klar darüber sein: Dies ist ein gewaltiger Erfolg, aber noch kein Sieg. Die Regierung will die Pipeline lediglich umlenken, ihren Bau aber nicht endgültig einstellen. Damit der Kampf von Standing Rock – und der in unzähligen anderen Krisengebieten – auf lange Sicht erfolgreich sein kann, brauchen wir etwas, was über den reinen Widerstand und über eine Solidaritätsbekundung hinausgeht. Wir müssen die gesamte Kultur verlassen, die untrennbar verbunden ist mit der Unterdrückung anderer, mit dem Verbrauch fossiler Brennstoffe und der Zerstörung der Natur – und eine lebensfähige Alternative aufbauen. Wenn wir die Nutzung fossiler Brennstoffe ganz beenden wollen, stehen wir vor nichts Geringerem als einem globalen Systemwechsel.
Wir brauchen ein neues Muster für das menschliche Leben auf der Erde. Das alte Muster beruhte auf Ausbeutung, das neue basiert auf Kooperation. Wir können dieses alte Muster nur in dem Maße auflösen, wie wir das neue sehen und aktivieren. Mit dem Aufbau dezentraler Lebensmodelle kann die Menschheit die Autonomie zurückgewinnen, die ihr vom Imperialismus gestohlen wurde. Indem wir der Logik der Natur folgen, erhalten alle Wesen dieses Planeten wieder freien Zugang zu dem, was sie zum Leben brauchen: saubere Energie, klares Wasser und gesunde Nahrung. Und indem wir Gemeinschaften aufbauen, die auf Vertrauen basieren, heilen wir eine offene Wunde der ganzen Menschheit.
Um diesen Geburtsprozess einer neuen Zeit zu beschleunigen, schlagen wir vor, rund um die Welt ein Netzwerk von speziellen Friedensforschungszentren zu errichten. Wir nennen sie „Heilungsbiotope" oder „Weltzukunftsplätze". Es sind internationale Gemeinschaften mit einigen hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, welche in widerspruchsfreien und verallgemeinerbaren Modellprojekten die Grundlagen einer zukünftigen gewaltfreien Kultur erforschen und konkret verwirklichen. Ein erstes solches Modell wird seit über 20 Jahren in Tamera in Portugal aufgebaut. In seinem Buch „Terra Nova" schreibt Dr. Dieter Duhm, Mitbegründer von Tamera:
„Der Traum einer neuen Welt ist nicht nur ein subjektiver Wunsch, sondern auch eine objektive Notwendigkeit und Möglichkeit, das heißt eine in den Strukturen der Wirklichkeit real angelegte Matrix für ein anderes Leben. Die konkrete Utopie ist eine latente Realität des Universums, wie der Schmetterling eine latente Realität der Raupe ist."
Hinter der zerrissenen Welt liegt eine andere Realität, die Welt des Lebendigem, aus der wir alle kommen. Hinter aller Entfremdung, allem Trauma, aller Feindschaft existiert eine ursprüngliche Einheit, die wir mit allen Wesen teilen. Alle Wesen sind miteinander in der heiligen Allianz des Lebens verbunden. Gemeinsam bilden sie die große Familie der Biosphäre. Alle sind Organe des einen Lebenskörpers. Wir dulden keine Grausamkeit auf diesem Planeten.
Ursprünglich waren wir alle Indigene auf diesem Planeten. Die neue planetarische Kultur wird das Urwissen wieder erwecken, das allen diesen Kulturen immanent war: das Wissen über den Aufbau von Gemeinschaft. Der Systemwechsel kann sich überraschend schnell vollziehen, wenn eine planetarische Gemeinschaft den universellen Grund gefunden hat, der alles Leben miteinander verbindet. Hier liegt eine Kraft, die stärker ist als alle Gewalt. Es ist die Kraft, die alles Wachstum hervorbringt und Regeneration und Heilung bewirkt.
Wir rufen dazu auf, eine neue planetarische Gemeinschaft zu gründen in Solidarität mit allen, die das Heilige verteidigen. Wir bauen eine neue Zivilisation – in heiliger Allianz mit dem Leben.
Weiter Informationen finden Sie hier.
Umwelt | Naturschutz, 05.12.2016

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