Urlaubszeit – Kuschelzeit – Südafrika und das Mordsgeschäft mit der Tierliebe
Der Global Nature Fund startet seine Kampagne „Lions for Sale – Aufgezogen für den Abschuss“ gegen das Geschäft mit Freiwilligenarbeit, Tourismus & Trophäenjagd.
Die Umweltorganisationen Global Nature Fund (GNF) und seine Partnerorganisation Wildlands Conservation Trust (WCT) wenden sich mit ihren Kampagnen „Blood Lions" und „Lions for Sale" gegen die Praxis sogenannter Löwenfarmen in Südafrika. Gerade ging das Zusammentreffen mit einem gefangenen Löwen auf einer solchen Löwenfarm für einen 12-jährigen Jungen tödlich aus.
forum Nachhaltig Wirtschaften unterstützt die Kampagne als Medienpartner und durch engagierte Berichterstattung.
Aufklärungskampagne „Lions for Sale" bringt Erfolge
Der GNF hat in Deutschland die Kampagne „Lions for Sale – Aufgezogen für den Abschuss" gestartet. GNF und WCT wollen die Nachfrage in Deutschland und anderen europäischen Ländern in Bezug auf Tourismusangebote und Freiwilligenarbeit stoppen, die auf ausbeuterische und tierquälerische Löwenzucht setzen! Dabei spielt die Aufklärungsarbeit bei Freiwilligen, Tourismusanbietern und Jagdverbänden die größte Rolle. Der vom GNF produzierte Trickfilm „Lions for Sale" bereitet die Problematik für Jugendliche und junge Erwachsene auf und kommt ohne Schockbilder aus.
Das Ziel der gemeinsamen Kampagne ist, die Nachfrage nach direkten Raubtierkontakten und der Gatterjagd signifikant zu reduzieren und somit diese unethische und ausbeuterische Zucht von Löwen und anderen Raubtieren in Südafrika zu beenden. Neben der Aufklärungsarbeit in Deutschland bauen GNF und WCT in Südafrika politischen Druck auf, um die Regierung zum Einschreiten zu bewegen.
„Uns war sofort klar, dass wir mitmachen, als uns Dr. Andrew Venter vom WCT um die Unterstützung der Blood Lions Kampagne in Europa gebeten hat" sagt Dr. Thomas Schaefer vom GNF. „Gespräche mit der Tourismusbranche laufen und wir stoßen hier auf offene Ohren. Schwieriger sind Anbieter von Freiwilligenaufenthalten. Wir hoffen, auch hier ein Umdenken herbeiführen zu können. In Südafrika haben jetzt 80 Safari-Anbieter, Lodges und Freiwilligenorganisationen eine Selbstverpflichtung unterzeichnet, in der sie die Zusammenarbeit mit solcherart Löwenfarmen ausschließen", fügt Thomas Schaefer hinzu. Inzwischen wurden fast 100 deutsche Universitäten angeschrieben, die eine übersetzte Version des Dokumentarfilms Blood Lions zeigen können, um potentielle Freiwillige zu sensibilisieren.
Kasse machen mit Freiwilligen
Der afrikanische Löwe ist vom Aussterben bedroht. Die Weltnaturschutzunion IUCN gibt an, dass ihre Populationen innerhalb der letzten 21 Jahren um über 40 % zurückgegangen sind und schätzt, dass heute nur noch rund 23.000 Tiere auf dem Kontinent umherstreifen. „Die Ursachen sind fortschreitende Lebensraumzerstörung, Wilderei und Konflikte mit den Menschen vor Ort, die in der Regel für die Löwen schlecht ausgehen", meint Dr. Thomas Schaefer, Naturschutzexperte beim GNF. Während man an der Artenschutzfront kämpft, um wildlebende Löwen zu schützen, hat sich längst eine millionenschwere Industrie etabliert, die mit den Sorgen der Menschen um das Aussterben der Löwen Kasse macht.
Vorspiegelung falscher Tatsachen
Zurzeit gibt es in Südafrika etwa 200 Farmen und Zuchteinrichtungen mit einem Bestand von bis zu 8.000 Raubtieren in Gefangenschaft, darunter ca. 7.000 Löwen. Diese Zahl ist mehr als doppelt so hoch wie die Anzahl ihrer Artgenossen in freier Wildbahn, die in Südafrika auf etwa 3.000 Tiere geschätzt wird. Viele dieser Zuchteinrichtungen behaupten, dass sie durch die Zucht und Versorgung von vermeintlich verwaisten Löwenjungen über Auswilderungsprogramme zur Arterhaltung beitragen. Stattdessen sind die Tiere auf diesen Farmen Teil einer durchorganisierten Industrie, die die Massenproduktion von Löwen als höchst profitable Einkommensquelle entdeckt hat.
Kuscheln gehört zum Konzept
Natur- und Tierschützer sind hinsichtlich der Zuchtpraktiken und allgemeinen Zustände auf vielen dieser Farmen äußerst besorgt. Nach der Geburt werden die nur wenige Tage alten Löwenjungen von ihrer Mutter getrennt. Dieser, für beide Seiten höchst traumatisierende Vorgang hat das Ziel, die Löwinnen so schnell wie möglich wieder empfangsbereit für einen neuen Wurf zu machen. Diese Löwenjungen werden dann zu „verwaisten" Löwenbabies deklariert, um von motivierten, aber fehlinformierten, freiwilligen Helfern von Hand aufgezogen zu werden. Verwaiste Löwenjunge gibt es in Wirklichkeit nur selten und noch seltener werden sie gefunden und gerettet.
Die meisten dieser Freiwilligen bezahlen viel Geld für ihren Einsatz. Bis zu 2.400 Euro werden hier pro Monat verlangt. „Es ist ein Skandal, dass hier junge, engagierte Leute belogen und im Glauben gelassen werden, diese Jungtiere würden nach Erreichen des Erwachsenenalters ausgewildert", sagt Thomas Schaefer. Größere Löwenjungen werden auch für andere Einnahmequellen, wie Spaziergänge mit Touristen (Walk with lions) genutzt. Doch schon bald sind sie zu groß und zu gefährlich, um länger in diesem Sektor zu verbleiben. Der Vorfall aus dem Otavi Lion Park in Südafrika, bei dem ein 12-Jähriger von einem Löwen getötet wurde, ist ein tragisches Beispiel dafür, wie verantwortungslos die Anbieter hier mit der Gefahr spielen.
Löwenzucht als Geschäftsmodell
Im Gegensatz zu den Versprechungen der Löwenfarmen können diese Löwen jedoch niemals in die Freiheit entlassen werden. Sie sind zu sehr an den Menschen gewöhnt, vor allem daran, von Menschen Futter zu bekommen. Echte Auswilderungsprogramme unterbinden im Gegensatz dazu den direkten Kontakt mit Tieren, die Auswilderungsphase dauert mehrere Monate.
Durch schlechte Zuchtpraxis, wie Inzucht, gibt es außerdem genetisch bedingte Erkrankungen, die ein Überleben in freier Wildbahn unmöglich machen. Die Tiere haben somit keinerlei Wert für den Erhalt der Art und dienen nur den wirtschaftlichen Interessen der Farmbetreiber. Moderne Artenschutzprogramme setzen hingegen darauf, Löwen in freier Wildbahn vor Gefährdungen zu schützen.
In Wirklichkeit enden viele der Farmlöwen in der Gatterjagd oder werden geschlachtet. Bei der Gatterjagd werden an Menschen gewöhnte Tiere in eingezäunten Arealen von Trophäenjägern geschossen. Tiere, die nicht auf diese Weise verwertet werden können, werden getötet, die Knochen nach Asien verkauft, wo sie den wachsenden Markt für Tigerersatzstoffe in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) bedienen.
Weitere Informationen:
Dr. Thomas Schaefer | +49 7732 9995-89 | schaefer@globalnature.org| www.globalnature.org
Quelle: Global Nature Fund (GNF)
Umwelt | Naturschutz, 02.09.2016
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