Technik | Green Building, 01.08.2016
KISS
Der rührige Land- und Forstwirt Hans Fritz aus Rimsting am Chiemsee ist ein Mann der Tat.

Wo immer er eine gute Idee hat oder ein Problem sieht, das es zu lösen gilt, krempelt er die Ärmel hoch. Unter dem Slogan „BHB" (Bauern helfen Bauern) realisierte er schon vor 24 Jahren Flüchtlingshäuser im Kriegsgebiet von Ex-Jugoslawien. Er rief Landwirte in seiner Region auf, vom Wirbelsturm Wiebke flachgelegte Bäume zu spenden, begeisterte Sägewerke dafür, das Holz kostenlos zu schneiden, und bereits kurz danach konnten die ersten BHB-Häuser unter seiner Anleitung in Kroatien aufgebaut werden. Die Aktion läuft seitdem immer noch weiter, mittlerweile unter einer Initiative aus Salzburg. Allein 2015 wurden in einer der ärmsten Regionen Europas, der Gegend um Srebrenica in Bosnien, über 30 BHB-Häuser gebaut. Mittlerweile stehen in Ex-Jugoslawien bereits 1.200 dieser Häuser.
Fritz baute den Haustyp seiner Hilfsinitiative
auch in Algerien, Bolivien, Guatemala, in Süddakota in den
USA, im berühmten Indianerreservat am Wounded Knee und zuletzt nach dem Erdbeben in Haiti. Er unterrichtet dabei
immer, wie bereits damals in Ex-Jugoslawien erfolgreich
praktiziert, heimische Handwerker nach seiner Philosophie,
der „Hilfe zur Selbsthilfe". Sogar im umbrischen Assisi wurden
1998 nach dem schrecklichen Erdbeben auf die Schnelle
fünf Häuser im Klosterhof der bayerischen Schwestern
gebaut, weil das Kloster unbewohnbar war. Und weil ihm
generationenübergreifendes Wohnen und die Sharing Economy
am Herzen liegen, weihte er vor zwei Jahren seine
Mehrgenerationensiedlung im bayrischen Bad Endorf ein.
Auch dort realisierte er bezahlbaren Wohnraum mit hohem
ökologischem Anspruch – selbstverständlich mit dem nachwachsenden
Baustoff Holz.
Nachhaltiges Bauen statt Containersiedlungen
Seit Beginn der aktuellen Flüchtlingskrise befasst sich Fritz
damit, eine preiswerte Alternative zu Containersiedlungen und
Massenwohnheimen zu entwickeln. Dazu musste er seinen genial simplen Haustyp der bayerischen Bauordnung anpassen.
Besonders wichtig ist es ihm dabei, Häuser zu entwickeln,
die nicht für teures Geld temporär aus dem Boden gestampft
werden, sondern innovative Unterkünfte zu schaffen, die auf
eine lange Nutzungsdauer ausgelegt sind. Fritz kämpft damit
für eine nachhaltige Lösung der deutschen Wohnungsnot. „Ich
wünsche mir den Bau intelligenter, preiswerter Wohnungen,
ungeachtet eines steigenden oder sinkenden Flüchtlingsstroms,
denn ich bin der Meinung, dass sich Integration nur
dezentral entwickeln kann und auch nur dann, wenn sich die
Leute in ihren neuen Wohnstätten wohlfühlen und gerne
bleiben wollen", ist das Credo des Unternehmers.
Was in vielen Ländern möglich war, ist in Deutschland jedoch
nicht so einfach. Sein modifizierter BHB-Haustyp wurde
durch die vielen Auflagen hierzulande einfach zu teuer. Doch
so schnell gab der Unternehmer nicht auf. Zusammen mit
einer großen Zimmerei entwickelte er einen preisgünstigen
und flexiblen, quadratischen Bungalow mit Bad, Heizung
und Küche. Der schlüsselfertige Festpreis beträgt inklusive
Fundamentierung 65.000 Euro in der Standardversion. Der
Holzständerbau ist als kleines Zuhause für ein oder zwei
und vorübergehend vier
Personen geplant und kann
auch in Reihe mit bis zu fünf
Häusern gebaut werden. Abänderungen
in der Innenaufteilung
nach individuellen
Wünschen sind problemlos
möglich. Weiterer Vorteil
nach Angaben des Entwicklers:
Die Häuser können
schnell aufgebaut und auch
ohne großen Aufwand rückgebaut
und danach sogar
wiederverwendet werden.
Wenn auch Sie der Meinung sind, dass Häuser, ähnlich wie
unsere Autos, zu komplex werden und dass KISS sowohl aus
technischer wie auch aus wirtschaftlicher und ökologischer
Sicht sinnvoll ist, dann senden Sie der forum-Redaktion Ihre
Ideen und Entwicklungen zu.
Mehr dazu: www.hans-fritz.de
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2016 - Zukunft der Arbeit erschienen.
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