Biosphärenreservate und ihr wirtschaftlicher Nutzen
Studie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Wo übernachten Sie? Wie viel Geld geben Sie hier aus? So mancher Tourist in der Rhön und im Vessertal in Thüringen hat diese Fragen schon gehört - von Studierenden der Universität Würzburg. Die jungen Leute arbeiten an einer Studie mit, die den regionalökonomischen Nutzen von Biosphärenreservaten ergründen will. Bald sollen Befragungen auch im Pfälzerwald, im Spreewald und auf der Insel Rügen laufen.
Biosphärenreservate besitzen nach Definition der UNESCO eine schützenswerte Landschaft, Flora und Fauna. Wirtschaftlich sollen sie mit nachhaltigen und schonenden Maßnahmen vorbildhaft entwickelt werden. Was bringen solche Schutzgebiete der jeweiligen Region? Diese Frage untersucht Geographie-Professor Hubert Job mit seinem Team von der Universität Würzburg.
Für die deutschen Nationalparks kennen die Geographen die Antwort schon. Im Bayerischen Wald zum Beispiel geben die jährlich 760.000 Gäste doppelt so viel Geld aus, wie der Staat in den Park investiert: Sie sorgen für einen Jahresumsatz von 27,8 Millionen Euro. Und im Nationalpark Sächsische Schweiz lassen die jährlich 1,7 Millionen Besucher so viel Geld, dass damit - rein rechnerisch - der Lebensunterhalt von 1.880 Personen gesichert ist.
Die ökonomischen Effekte, die ein Schutzgebiet für die umliegenden Regionen hat, erfassen die Würzburger Forscher mit einer standardisierten Methode. Sie haben sie selbst entwickelt und in den vergangenen Jahren bei mehreren Nationalpark-Studien eingesetzt. Seit August 2010 ist das Team von Hubert Job nun in den Biosphärenreservaten Rhön und Vessertal-Thüringer Wald aktiv.
Vessertal: Schutzgebiet soll erweitert werden
Das Biosphärenreservat Vessertal östlich der Stadt Suhl gibt es seit 1979. Nun soll es erweitert werden, aber in der Bevölkerung stößt dieser Plan nicht nur auf Gegenliebe: Unter anderem befürchten die Bürger finanzielle Einbußen, etwa durch Einschränkungen in der forst- und landwirtschaftlichen Nutzung.
Das Thüringer Umweltministerium hat darum einen moderierten Diskussionsprozess gestartet. In diesem Zusammenhang hat es Professor Job damit beauftragt, die regionalökonomischen Effekte des Reservats zu ermitteln. Die Geographen erarbeiten zudem ein Szenario, das die Effekte bei einer Ausweitung des Reservats beschreiben soll.
Bis Juni 2011 zählen und befragen Mitarbeiter und Studierende der Universität Würzburg die Besucher an verschiedenen Standorten im Vessertal. Wie viele Gäste kommen dorthin, wie viele extra wegen des Biosphärenreservats? Wie viele übernachten in der Region und wo? Wie viel Geld geben sie durchschnittlich am Tag aus? Mit ersten Ergebnissen rechnen die Forscher Ende 2011.
Rhön: Wertschöpfung und Dachmarke
Touristen befragt Jobs Team auch in der Rhön, doch dort stehen noch andere Aspekte im Mittelpunkt: Die Geographen untersuchen eine Stichprobe von rund 230 Firmen daraufhin, wie stark diese vom Tourismus profitieren und wie die Wertschöpfungsquoten für die Region ausfallen. Beispiel: Woher bekommen Hotels und Pensionen ihre Frühstücksbrötchen und Backwaren? Von einem Betrieb aus der Region oder von weiter her? Sprich: Wie viel "Brötchengeld" bleibt in der Rhön, wie viel fließt in andere Regionen ab?
Zur Stärkung der Region hat sich in der Rhön eine Initiative gebildet. Eine ihrer Aktivitäten: Sie vergibt unter der Dachmarke "Die Rhön" verschiedene Qualitätslabels zur Vermarktung regionaler Produkte. Fördert diese Strategie eine höhere regionale Wertschöpfung? Auch das wollen die Geographen herausfinden. Ihr Projekt führen sie im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt durch; Ergebnisse werden für Ende 2011 erwartet.
Pfälzerwald, Spreewald, Südost-Rügen, Schaalsee
Um die ökonomischen Effekte des Tourismus in den deutschen Biosphärenreservaten noch besser beurteilen zu können, hat sich das Team von Professor Job weitere Studienobjekte vorgenommen: Im März 2011 starten Befragungen im Pfälzerwald, im Mai kommen der Spreewald und Südost-Rügen dazu. Diese Untersuchungen laufen im Auftrag des Bundesumweltministeriums. Erste Resultate gibt es voraussichtlich im Herbst 2012.
Warum gerade diese Biosphärenreservate? "Wir haben vier Typen von Reservaten definiert und wollen jeweils einen davon genauer untersuchen", sagt Doktorand Felix Kraus. Die Reservat-Typen unterscheiden sich in ihrem Bekanntheitsgrad und in dem Ausmaß, in dem sie das Siegel "Biosphärenreservat" für Werbezwecke einsetzen.
Südost-Rügen zum Beispiel vertritt den Typ, der traditionell als Ferienregion sehr bekannt ist, viele Touristen anzieht und sich nicht besonders als Biosphärenreservat darstellt. Rhön und Pfälzerwald gelten als große, Spreewald und Vessertal als mittelgroße Regionen mit jeweils durchschnittlicher Orientierung am Status als Reservat. Als kleine Tourismusregion, die sehr stark mit dem Siegel "Biosphärenreservat" für sich wirbt, möchten die Geographen schließlich die Region Schaalsee in Mecklenburg-Vorpommern in ihre Studie einbeziehen.
Abend über der Rhön |
Für die deutschen Nationalparks kennen die Geographen die Antwort schon. Im Bayerischen Wald zum Beispiel geben die jährlich 760.000 Gäste doppelt so viel Geld aus, wie der Staat in den Park investiert: Sie sorgen für einen Jahresumsatz von 27,8 Millionen Euro. Und im Nationalpark Sächsische Schweiz lassen die jährlich 1,7 Millionen Besucher so viel Geld, dass damit - rein rechnerisch - der Lebensunterhalt von 1.880 Personen gesichert ist.
Die ökonomischen Effekte, die ein Schutzgebiet für die umliegenden Regionen hat, erfassen die Würzburger Forscher mit einer standardisierten Methode. Sie haben sie selbst entwickelt und in den vergangenen Jahren bei mehreren Nationalpark-Studien eingesetzt. Seit August 2010 ist das Team von Hubert Job nun in den Biosphärenreservaten Rhön und Vessertal-Thüringer Wald aktiv.
Vessertal: Schutzgebiet soll erweitert werden
Das Biosphärenreservat Vessertal östlich der Stadt Suhl gibt es seit 1979. Nun soll es erweitert werden, aber in der Bevölkerung stößt dieser Plan nicht nur auf Gegenliebe: Unter anderem befürchten die Bürger finanzielle Einbußen, etwa durch Einschränkungen in der forst- und landwirtschaftlichen Nutzung.
Das Thüringer Umweltministerium hat darum einen moderierten Diskussionsprozess gestartet. In diesem Zusammenhang hat es Professor Job damit beauftragt, die regionalökonomischen Effekte des Reservats zu ermitteln. Die Geographen erarbeiten zudem ein Szenario, das die Effekte bei einer Ausweitung des Reservats beschreiben soll.
Bis Juni 2011 zählen und befragen Mitarbeiter und Studierende der Universität Würzburg die Besucher an verschiedenen Standorten im Vessertal. Wie viele Gäste kommen dorthin, wie viele extra wegen des Biosphärenreservats? Wie viele übernachten in der Region und wo? Wie viel Geld geben sie durchschnittlich am Tag aus? Mit ersten Ergebnissen rechnen die Forscher Ende 2011.
Rhön: Wertschöpfung und Dachmarke
Touristen befragt Jobs Team auch in der Rhön, doch dort stehen noch andere Aspekte im Mittelpunkt: Die Geographen untersuchen eine Stichprobe von rund 230 Firmen daraufhin, wie stark diese vom Tourismus profitieren und wie die Wertschöpfungsquoten für die Region ausfallen. Beispiel: Woher bekommen Hotels und Pensionen ihre Frühstücksbrötchen und Backwaren? Von einem Betrieb aus der Region oder von weiter her? Sprich: Wie viel "Brötchengeld" bleibt in der Rhön, wie viel fließt in andere Regionen ab?
Zur Stärkung der Region hat sich in der Rhön eine Initiative gebildet. Eine ihrer Aktivitäten: Sie vergibt unter der Dachmarke "Die Rhön" verschiedene Qualitätslabels zur Vermarktung regionaler Produkte. Fördert diese Strategie eine höhere regionale Wertschöpfung? Auch das wollen die Geographen herausfinden. Ihr Projekt führen sie im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt durch; Ergebnisse werden für Ende 2011 erwartet.
Pfälzerwald, Spreewald, Südost-Rügen, Schaalsee
Um die ökonomischen Effekte des Tourismus in den deutschen Biosphärenreservaten noch besser beurteilen zu können, hat sich das Team von Professor Job weitere Studienobjekte vorgenommen: Im März 2011 starten Befragungen im Pfälzerwald, im Mai kommen der Spreewald und Südost-Rügen dazu. Diese Untersuchungen laufen im Auftrag des Bundesumweltministeriums. Erste Resultate gibt es voraussichtlich im Herbst 2012.
Warum gerade diese Biosphärenreservate? "Wir haben vier Typen von Reservaten definiert und wollen jeweils einen davon genauer untersuchen", sagt Doktorand Felix Kraus. Die Reservat-Typen unterscheiden sich in ihrem Bekanntheitsgrad und in dem Ausmaß, in dem sie das Siegel "Biosphärenreservat" für Werbezwecke einsetzen.
Südost-Rügen zum Beispiel vertritt den Typ, der traditionell als Ferienregion sehr bekannt ist, viele Touristen anzieht und sich nicht besonders als Biosphärenreservat darstellt. Rhön und Pfälzerwald gelten als große, Spreewald und Vessertal als mittelgroße Regionen mit jeweils durchschnittlicher Orientierung am Status als Reservat. Als kleine Tourismusregion, die sehr stark mit dem Siegel "Biosphärenreservat" für sich wirbt, möchten die Geographen schließlich die Region Schaalsee in Mecklenburg-Vorpommern in ihre Studie einbeziehen.
Quelle:
Lifestyle | Sport & Freizeit, Reisen, 01.03.2011
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