SAVE LAND - UNITED FOR LAND

Ein Netz aus Lebensräumen – in der Gemeinde

„Eh da-Flächen“ können einen wertvollen Beitrag zur Artenvielfalt leisten

Straßenränder, Bahndämme, Verkehrsinseln, Gemeindegrün – das sind sogenannte „Eh da-Flächen". Oder auch weder landwirtschaftlich genutzte noch unter Naturschutzgesichtspunkten gepflegte Bereiche. Diese „ohnehin vorhandenen" Flächen in der Landschaft und eben auch im urbanen Raum aufzuwerten, das haben sich Eh da-Projekte zum Ziel gesetzt. Was sich damit bewirken lässt, ist unter anderem in der Verbandsgemeinde Maxdorf zu bewundern.
 
Blattschneiderbiene auf Flockenblume. © Christian KünastPer Minibagger und Traktor sind die groben Erdarbeiten angegangen worden, später ist dann alles Handarbeit: In Fußgönnheim, rund 2700 Seelen zählende Ortsgemeinde in der VG Maxdorf, gestalten Mitglieder des Vereins „ArtenErben" einen Geländestreifen um. Der Grasbewuchs ist abgetragen, an einer Seite fügen zupackende Hände eine Trockenmauer zusammen – Lebensraum für Eidechsen, etwa. 

Denn um das Schaffen von Lebensräumen geht es hier, wie bei den vielen kleinen Eingriffen in den Eh da-Gemeinden. „Im Zentrum stehen dabei Insekten – hier, wie etwa in Altrip oder Kirrweiler, in Sprendlingen, Otterstadt oder Essingen", berichtet Klaus Ullrich von der gemeinnützigen RLP AgroScience gGmbH, die von ihrem Sitz in Neustadt an der Weinstraße aus bundesweit in Sinne von mehr Biodiversität aktiv ist. 

Neben ihrem Arbeitsschwerpunkt nachhaltige Landwirtschaft betreut die AgroScience Gemeinden, die Eh da-Flächen ökologisch verbessern wollen. In Rheinland-Pfalz machen bereits deutlich mehr als 30 Kommunen mit. 

Vom Luftbild zum Konzept
Zu Beginn erstellt AgroScience eine Potenzial-Analyse; „unser Handwerkszeug sind Geodaten wie beispielsweise. Luftbilder und Geographische Informationssysteme", schildert Mark Deubert die Arbeitsweise seines Unternehmens. Gut 60 Hektar potenzielle Eh da-Flächen wurden in der VG Maxdorf identifiziert, etwa 3,6 Prozent der gesamten Gemarkungsfläche. 

„Die so identifizierten Flächen werden anschließend genau inspiziert, bevor wir einen Projektvorschlag machen. Und ganz wichtig sind parallel Bürgerbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit", setzt Deubert hinzu. Denn als hübsch anzusehen werden die umgestalteten Bereiche nicht von jedermann wahrgenommen; das erfahren die Planer immer wieder. Bunt blühende Wiesen seien selten umstritten, Totholz-Hecken oder den Winter über stehen gelassene Halme – wichtig für den Insekten-Nachwuchs – hingegen durchaus. 

Unverzichtbar ist laut AgroScience die Kombination von Lebensräumen. So braucht es sowohl Nistplätze, als auch ein attraktives Futterangebot, all das in räumlichem Bezug zu einander. Ein einzelnes, isoliertes Angebot helfe nur wenig. Und so kommen 84 Ideen zusammen, für 17 Standorte in den drei Orten der Verbandsgemeinde Maxdorf. Zusammen können sie, nach und nach, ein Geflecht aus Lebensräumen bilden; Kommune, Naturschützer und Landwirte im Idealfall zu einem Netzwerk werden.

Beratung zu Selbstkosten
Gemeinden, die ihre Eh da-Flächen mit fachlicher Unterstützung identifiziert bekommen wollen, können sich des Rats der Landesgesellschaft RLP AgroScience versichern. Das Ganze koste in Abhängigkeit der Kommune „in etwa einen mittleren vierstelligen Betrag an reinen Selbstkosten", sagt Deubert. Die anschließende Umsetzung ist dann Aufgabe der Kommune, die finanzielle Förderung für insektenfördernde Aufwertungsmaßnahmen über das Landesprogramm „Aktion grün" erwarten darf. 

Häufig fänden sich vor Ort ehrenamtliche Paten, die sich beim Umgestalten und Pflanzen engagieren. So wie die „ArtenErben" von Maxdorf, die sich beim Anpflanzen von Grundschülern zur Hand gehen lassen. So wird ihre Begeisterung an die nächste bzw. übernächste Generation weitergegeben. . .

Publikation: Deubert et al. (2016): Das Konzept der Eh da-Flächen: Ein Weg zu mehr biologischer Vielfalt in Agrarlandschaften und im Siedlungsbereich. In: Naturschutz und Landschaftsplanung 48 (7), 2016. 


Der Ursprung der Idee

Otterstadt – dort lebt seit Jahrzehnten der aus Bayern stammende Biologe Christoph Künast, Honorarprofessor an der TU München. Er gilt als ein Schöpfer des Begriffs „Eh da-Flächen", und er hat vor mehr als zehn Jahren die Projekt-Idee mit dem Biologen Dr. Friedrich Dechet entwickelt.

Künast macht sich stark für die nicht so beliebten Kleintiere. Honigbienen brauchen weniger dringend eine Lobby wie Wildbienen, erst recht Fliegen, Raupen, Larven. Aber: „Ohne Raupen keine Schmetterlinge, ohne Käferlarven keine Käfer", sagt er. 

Zu einem breiten Umdenken soll die Eh da-Initiative beitragen; Künast ist durchaus optimistisch. Bundesweit mehr als 100 teilnehmende Kommunen sind ein deutliches Zeichen. Für weitere Verbreitung der Idee könnte sein kürzlich erschienenes Buch sorgen: Eh da-Flächen – Mehr Lebensräume für Insekten (ISBN: 978-3-89937-281-6).

Kontakt: RLP AgroScience gGmbH | +49 (0) 6321 / 671-430, | www.hortipendium.de/Eh_da_Flächen


Quelle: Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH

Umwelt | Biodiversität, 31.07.2023

     
        
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