Stoppen wir die Ratifizierung von CETA!
Eine gemeinsame Erklärung der deutschen und kanadischen Zivilgesellschaft
Transatlantisches Bündnis bringt anlässlich der Kanadareise von Olaf Scholz seine anhaltende Ablehnung gegenüber CETA zum Ausdruck

Während die meisten Vertragsbestandteile von CETA in Europa und Kanada seit fast fünf Jahren vorläufig angewendet werden, gilt dies nicht für die umstrittenen Bestimmungen zum Investitionsschutz. Diese Bestimmungen sowie die geplante Schaffung einer Sondergerichtsbarkeit (Investment Court System, ICS) würden ausländischen Investoren exklusiv das Privileg einräumen, Staaten vor einem privaten Schiedsgericht statt vor nationalen Gerichten zu verklagen sobald sie erwartete Profite durch Gesetzgebung beeinträchtigt sehen. Diese Sondergerichtsbarkeit für private Investoren würde nur dann geschaffen, wenn die Parlamente aller EU-Mitgliedstaaten CETA ratifzieren.
Die geplante Sondergerichtsbarkeit ICS stellt, wie jedes andere Investor-Staat-Streitbeilegungsverfahren (investor-state dispute settlement, ISDS) eine immense Bedrohung für die souveräne Politikgestaltung durch Parlamente dar, beispielsweise bei der Bekämpfung der Klimakrise, der Anhebung von Sozial- oder Umweltstandards. ISDS-Mechanismen wurden auch von kanadischen Unternehmen bereits mehrfach eingesetzt, um demokratisch beschlossene Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen zu untergraben. So drohte das kanadische Unternehmen Vermilion Energy mit einer milliardenschweren ISDS-Klage, um ein französisches Gesetz aus dem Jahr 2017 zu blockieren, das die Förderung fossiler Brennstoffe bis 2040 beenden sollte. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie ISDS-Mechanismen wirksame Klimaschutzmaßnahmen und den Ausstieg aus fossiler Energie verhindert haben und weiterhin verhindern werden.
Deutsche Regierungsparteien haben kürzlich angekündigt, CETA mit einer Interpretationserklärung zum Investitionsschutzkapitel ratifizieren zu wollen. Die unterzeichnenden Organisationen aus Deutschland und Kanada verurteilen dieses Vorgehen und weisen erneut darauf hin, dass es keine Rechtfertigung für die Schaffung einer Sondergerichtsbarkeit für Investorenrechte gibt - mit oder ohne Auslegungserklärung, welche sowieso keine oder nur geringe Auswirkungen auf zukünftige ISDS-Schiedsverfahren hätte.
Die geplante vollständige Ratifizierung von CETA würde zudem die gefährlichen und einseitigen Sonderrechte für Investoren massiv ausweiten. Nicht nur kanadische und europäische Investoren wären klageberechtigt, sondern z.B. auch US-Konzerne mit Tochtergesellschaften in Kanada und in Europa.
Im krassen Gegensatz zu diesen einklagbaren Rechten sieht CETA keinerlei Verpflichtungen für Investoren vor. Ebenso wenig ermöglicht das Abkommen Bürgerinnen und Bürgern, Verbänden oder Gewerkschaften, Klage zu erheben, wenn ein Unternehmen gegen Umwelt-, Arbeits-, Gesundheits-, Verbraucherschutz- oder andere Vorschriften verstößt.
In einem Abkommen zwischen der EU und Kanada sind Sondergerichte für Konzerne völlig überflüssig, denn Investoren in beiden Ländern können ihre Rechte ja vor nationalen Gerichten geltend machen, so wie jeder andere auch. Es gibt keinen Grund, warum Investoren ein spezielles und exklusives Gericht für sich bräuchten - eines, das in der Vergangenheit häufig zugunsten von Konzernen und gegen Staaten entschieden hat. Dieses Schiedssystem ist in einem Abkommen unter Freunden nicht nur unnötig, sondern brandgefährlich!
Angesichts der Klima- und Energiekrise würde die vollständige Ratifizierung von CETA einer Transformation unserer Volkswirtschaften und dem Ausstieg aus fossilen Energien nur Steine in den Weg legen. Denn die Einführung von Sonderrechten für Konzerne käme vor allem den Öl-, Gas- und Rohstoffunternehmen zugute. Wenn wir unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen schnell beenden wollen, darf die CETA- Sondergerichtsbarkeit für Investoren auf keinen Fall eingeführt werden.
Sonderrechte für Konzerne sind ein Relikt des 20. Jahrhunderts, das der Lösung der drängendsten Probleme des 21. Jahrhunderts im Wege steht. Stattdessen brauchen wir einen Paradigmenwechsel hin zu einer Handelspolitik, die die Interessen der Menschen und des Planeten in den Vordergrund stellt. Mit der Ratifizierung von CETA würden wir uns von dieser dringend notwendigen Entwicklung weit entfernen.
Wir fordern daher die Verantwortlichen auf, den CETA-Ratifizierungsprozess zu stoppen! Keine Sonderrechte für Investoren! Schützen wir Menschen und das Klima, nicht die Profite von Konzernen.
Canada:
ATTAC-Québec - Canadian Centre for Policy Alternatives - Canadian Environmental Law Association - Climate Action Network Canada - The Council of Canadians - Friends of the Earth Canada - Greenpeace Canada - Grand(m)others Act to Save the Planet - MiningWatch Canada - Trade Justice Network - Trade Justice Prince Edward Island
Germany:
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. - Attac Deutschland – Berliner Wassertisch - Bund für Umwelt und Naturschutz BUND e.V. - BUND Naturschutz in Bayern e. V. - Bündnis gerechter Welthandel München - Bündnis Stoppt TTIP & Co. Darmstadt.Dieburg - Bürgerinitiative Umweltschutz Offenburg e.V. - Deutsche Umwelthilfe e.V. - Deutscher Kulturrat - Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband - Deutscher Gewerkschaftsbund Hessen und Thüringen - FIAN Deutschland - Friedens-und Konfliktforschung Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrum der Ev. Kirche - Foodwatch - Forum Umwelt und Entwicklung - GEW Hessen - Greenpeace e.V. - Heidelberger Bündnis für einen gerechten Welthandel - Initiative Blackrock-Tribunal - Kölner Bündnis für gerechten Welthandel - Konstanzer Bündnis für gerechten Welthandel - Lokale, freihandelskritische Bündnisse und Initiativen in Deutschland - Mannheimer Bündnis für gerechten Welthandel - NABU Deutschland - Naturfreunde Deutschland - Netzwerk gerechter Welthandel - Netzwerk gerechter Welthandel Baden-Württemberg - Ortenauer Bündnis für einen gerechten Welthandel - Ostalb gegen TTIP - Power-Shift e.V. - Solidarische Landwirtschaft Deutschland - Transparency International Deutschland - Umweltinstitut München e.V. - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di - ver.di Südhessen - Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung - WEED e.V. - Wuppertaler Aktionsbündnis gegen TTIP und andere Freihandelsfallen
Statement: Statement auf deutsch und englisch
Gesellschaft | Politik, 19.08.2022

Save the Ocean
forum 02/2025 ist erschienen
- Regenerativ
- Coworkation
- Klimadiesel
- Kreislaufwirtschaft
Kaufen...
Abonnieren...
24
MAI
2025
MAI
2025
28
MAI
2025
MAI
2025
UPJ-Jahrestagung 2025 - Wirtschaft in Verantwortung!
Preisverleihung des Deutschen Preises für Unternehmensengagement am Vorabend
10785 Berlin
Preisverleihung des Deutschen Preises für Unternehmensengagement am Vorabend
10785 Berlin
02
JUN
2025
JUN
2025
1. Bayerischer Transformationskongress für die Automobil- und Zulieferindustrie
Die Zukunft der Automobilindustrie in Bayern
85049 Ingolstadt
Die Zukunft der Automobilindustrie in Bayern
85049 Ingolstadt
Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol
Politik

Christoph Quarch überlegt, was wir den tyrannischen Ambitionen des globalen Trumpismus und des hiesigen Rechtspopulismus entgegensetzen können
Jetzt auf forum:
Nachhaltigkeit wird zum Wettbewerbsvorteil – Sustainability osapiens Summit 2025
TARGOBANK Stiftung ruft Förderrunde zum Thema „Planetary Health“ aus
Wasserstoff – Heilsbringer oder Übeltäter?
Wohlstand, Ungerechtigkeit, Vertrauen?
vPOOL Logistics GmbH auf der transport logistic 2025 in München
Prior1 präsentiert IT Container Eco Fix: Das CO2-optimierte Rechenzentrum aus Holz
VINCI Startup Speed Dating 2025:„Create a Smarter Circular Economy“