Nachhaltigkeit und Digitalisierung
KMU im Transformationsprozess
Wo können sich kleine und mittlere Unternehmen (KMU) im Transformationsprozess von Nachhaltigkeit und Digitalisierung verorten? Wo bestehen Hindernisse und wie können sie überwunden werden? Diesen Fragen ist der nachhaltig.digital monitor.2020 nachgegangen.

Der nachhaltig.digital monitor.2020 soll Unternehmen dabei helfen, konkrete Maßnahmen zu ergreifen und die Synergien zwischen Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu nutzen. Die nachhaltig.digitalen Bausteine geben eine erste Antwort auf die im monitor.2020 identifizierten Bedürfnisse und dienen dazu, die Transformation hin zu einer nachhaltigeren Digitalisierung zu unterstützen. Der monitor.2020 zeigt, welche Potenziale insbesondere für eine ökologischere Wirtschaftsweise erkannt werden, wie die Digitalisierung umgesetzt wird und welche Hürden und Bedarfe bestehen.
Aus nachhaltig.digital Sicht ist die positive Grundhaltung und Potenzialeinschätzung der Unternehmen zu begrüßen, jedoch ist es auch wichtig, etwaige soziale oder ökologische Risiken der Digitalisierung nicht aus dem Blick zu verlieren. Es besteht ansonsten die Gefahr, die schon der WBGU 2019 erkannte, dass die Digitalisierung zum Brandbeschleuniger der Klimakrise wird und soziale Ungleichheit verschärft.
Zentrale Erkenntnisse der Studie sind:
- Die befragten Entscheider:innen bewerten den Digitalisierungsgrad des eigenen Unternehmens mehrheitlich als durchschnittlich (38 %) bis hoch (43 %). Das positive Bild spiegelt sich auch in der Bewertung der Chancen der Digitalisierung wider.
- 76 % der mittleren Unternehmen – also des klassischen Mittelstands – sieht die Digitalisierung auch als Chance für die Nachhaltigkeit. Hingegen nehmen nur 53 % der Kleinstunternehmen dies so wahr.
- Potenziale werden insbesondere in einem effizienteren Einsatz von Ressourcen (72 %) sowie einem geringeren Energieverbrauch (52 %) gesehen. Auch ein besserer Zugang zu Wissen und transparentere Lieferketten werden genannt, und es werden ihnen entsprechende Nachhaltigkeitsaspekte zugeschrieben.
- Als Hürden für den Einsatz von digitalen Technologien geben die befragten Entscheider:innen an, dass es besonders an Wissen (67 %), Anregung durch Praxisbeispiele (65 %), Lösungsansätzen (65 %) sowie der Vernetzung und dem Austausch mit anderen Akteur:innen (58 %) fehlt.
- Fehlende Infrastruktur (57 %) und fehlende finanzielle Unterstützung (53 %) sind zudem Hürden, die fiskalpolitisch direkt beeinflusst werden können bzw. fiskalpolitische Unterstützung benötigen. Die infrastrukturellen Unterschiede der Regionen sind ein Problem für Unternehmen und können schnell zu einem Wettbewerbsnachteil werden. Insbesondere die Potenziale eines Internets der Dinge lassen sich nur mit einer entsprechenden Infrastruktur entfalten.
- Flexibles Arbeiten ist eine weitere Chance der Digitalisierung, die Unternehmen mit 69 % als hoch einschätzen. Gerade die vergangenen Monate der Corona-Pandemie zeigten deutlich, dass Unternehmen auch arbeitsfähig blieben, wenn ihre Mitarbeitenden nicht zwingend in ihren Büros waren. Für die Zukunft kann die Flexibilisierung dazu führen, dass sich die Emissionen durch Arbeitswege reduzieren und sich weitere ökonomische, ökologische und soziale Vorteile ergeben.
- 93 % der befragten Unternehmen gaben an, dass sie in der Digitalisierung keine Risiken für die Nachhaltigkeit sehen. Dieser enorm hohe Anteil kann als ein blinder Fleck bezeichnet werden, da eine starke Diskrepanz zwischen den erkannten Chancen und Risiken besteht. Die durch die Digitalisierung zunehmenden Verantwortungsbereiche – wie der sensible Umgang mit Daten, der steigende Ressourcenverbrauch oder ethische Fragestellungen – scheinen unterschätzt zu werden.
- Wissen, Lösungsansätze und Inspiration sind die zentralen Bedarfe bei den Unternehmen, um Nachhaltigkeit mit Digitalisierung zu verzahnen.
Digitale Technologien zeichnen sich durch ein hohes Übertragungspotenzial auf unterschiedlichste Anwendungsbereiche und eine hohe Skalierbarkeit aus. Dies bedeutet gleichzeitig, dass ein Wissensaustausch zwischen Branchen und Disziplinen nötig ist, um Innovationen und Erkenntnisse sichtbarer zu machen. Nur mit einem fundierten Wissen um Technologien, deren Anwendungsmöglichkeiten und Nachhaltigkeitsauswirkungen ist es möglich, Entscheidungen im Sinne eines nachhaltigeren Wirtschaftens zu treffen. Es bleibt eine Herausforderung, den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Unternehmen, aber auch zwischen Unternehmen untereinander branchenübergreifend zu gestalten. Die Erfahrungen von nachhaltig.digital zeigen immer wieder, dass bereits Lösungen am Markt existieren oder entstehen, das Wissen darüber aber oft zu wenig verbreitet ist.
Der monitor.2020 soll Unternehmen dabei unterstützen, konkrete Maßnahmen zu ergreifen und die Synergien zwischen Nachhaltigkeit und Digitalisierung auszunutzen. Die nachhaltig.digitalen Bausteine geben u. a. Anregungen durch praktische Anwendungen und zeigen Potenziale auf. Nutzen Sie dieses Angebot und profitieren Sie von einem sich (be-) stärkenden Netzwerk unterschiedlicher Akteur:innen aus Praxis, Wissenschaft und Interessensvertretungen.

Von Jan Quaing, Julia Fink & Team
nachhaltig.digital ist ein Gemeinschaftsprojekt von B.A.U.M. und der Deutschen Bundestiftung Umwelt (DBU). Die Kompetenzplattform für Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Mittelstand unterstützt Unternehmen dabei, die Digitalisierung als Instrument für nachhaltiges Wirtschaften zu nutzen.
Quelle: B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
Technik | Digitalisierung, 30.01.2022

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