Kooperativ und effizient
Überbetriebliche Gemeinschaften schützen Natur und Klima
Artenschutz, Umweltschutz und Klimaschutz zählen zu den drängendsten Herausforderungen unserer Zeit. Gelöst werden können sie nur gemeinsam mit der Landwirtschaft. Mit seinen jetzt veröffentlichten Empfehlungen zum überbetrieblichen Agrarnaturschutz legt der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) einen Lösungsansatz vor, wie sich Umwelt und Klima erfolgreich schützen lassen und dabei für Landwirtinnen und Landwirte ein neuer Betriebszweig entsteht.
Landwirtschaftliche Betriebe gewährleisten nicht nur unsere Ernährungssicherheit, sondern sind für wirkungsvollen Umwelt- und Klimaschutz unentbehrlich. Hohe bürokratische Hürden, fehlende Einkommenschancen und hemmende Sanktionsrisiken erschweren die Arbeit unserer Landwirtinnen und Landwirte allerdings unnötig. Nun fordert die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) die Mitgliedsstaaten auf, ab 2023 im landwirtschaftlichen Umweltschutz besser zu werden. Ein innovativer Ansatz und zugleich zentraler Baustein des Agrarnaturschutzes ist die überbetriebliche Koordination landwirtschaftlicher Naturschutzmaßnahmen. Unter Berücksichtigung des "Niederländischen Modells" hat der DVL mit den Erfahrungen seiner 181 kooperativ organisierten Landschaftspflegeorganisationen Empfehlungen erarbeitet, wie wirkungsvoller Umweltschutz organisiert werden muss.
"Umweltschutz auf der Fläche funktioniert nur, wenn Betriebe kooperieren und Maßnahmen landschaftsübergreifend angehen können. Ob in Bayern, Sachsen oder Schleswig-Holstein - die Erfahrungen unser Landschaftspflegeorganisationen beweisen, dass überbetriebliche Gemeinschaften Maßnahmen besser auf regionale Zielsetzungen ausrichten und vor allem die Flexibilität der Landwirtinnen und Landwirte erhöhen. Mit unseren Empfehlungen zur überbetrieblichen Kooperation liefern wir die Lösung, wie wir effektiv und effizient hochwertigen Natur-, Arten- und Klimaschutz erreichen. Die EU bietet jetzt den Rahmen, der von Bund und Ländern auszuschöpfen ist! Neben passenden Agrarumweltmaßnahmen müssen vor allem die Fördermöglichkeiten für kooperative Naturschutzmaßnahmen gewährleistet und ausgebaut werden!", erklärt Dr. Jürgen Metzner, Geschäftsführer des DVL.
Zukunftskommission Landwirtschaft will mehr kooperativen Naturschutz
Auch die Zukunftskommission Landwirtschaft erkennt die Vorzüge kooperativ organisierter Organisationen und empfiehlt deren Förderung. So sollen Subventionen zunehmend an ökologische Verbesserungen geknüpft und flächenbasierte Direktzahlungen in Zahlungen für Ökosystemleistungen umgewandelt werden. Dazu gehören explizit Verfahren und Maßnahmen, die mit betriebsübergreifenden Ansätzen besser wirksam werden können.
Überbetrieblicher Landschaftsansatz: Mehrwert für Natur und Landwirtschaft
Eine überbetriebliche Gemeinschaft ist ein freiwilliger Zusammenschluss landwirtschaftlicher Betriebe sowie anderer Landnutzender, die in einem Landschaftsraum mit einheitlichen Natur- oder Klimaschutzzielen agieren. Die agierenden Landwirtinnen und Landwirte stehen dabei im Zentrum. Für eine erfolgreiche Umsetzung gemeinschaftlicher Maßnahmen sind nach Ansicht des DVL auch ein professionelles Management der Gemeinschaft durch eine koordinierende Geschäftsstelle, die Erarbeitung eines landschaftsbezogenen Fachkonzeptes sowie das Angebot von Umsetzungsberatung, Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch zentral. Das Fachkonzept für die überbetriebliche Umsetzung bildet dabei die flächengenaue Ausgangsbasis für hochwertigen Natur-, Arten- und Klimaschutz auf Maßnahmenebene.
"Nur mit einem überbetrieblichen Landschaftsansatz erzielen wir wirklichen Mehrwert. Dies gilt sowohl für die angestrebten ökologischen Effekte als auch für die Einbindung betrieblicher Interessen. Damit wird die überbetriebliche Kooperative zu einer Art "Risikostaubsauger" für den einzelnen Betrieb. Gelingen kann dies, wenn sich Landwirtinnen und Landwirte mit ihrem Knowhow und ihrem Engagement aktiv beteiligen. Der lebende Beweis sind unsere Landschaftspflegeorganisationen - seit mehr als 30 Jahren!", betont Metzner.
Überbetrieblicher Agrarnaturschutz: effizient und ökologisch wirksam
Bei den Empfehlungen zur überbetrieblichen Gestaltung von Agrarnaturschutz hat der DVL auf die jahrzehntelange Expertise seiner Mitgliedsverbände zurückgegriffen. "Artenschutz, Biotopvernetzung und Management ganzer Natura 2000-Gebiete - die überbetriebliche Zusammenarbeit von Landwirtinnen und Landwirten für gemeinsame Naturschutzziele ist Tagesgeschäft unserer Landschaftspflegeorganisationen", unterstreicht Metzner.
Die Veröffentlichung "Überbetriebliche Gemeinschaften - Mehrwert für den Natur- und Klimaschutz in der Agrarlandschaft" sind unter www.dvl.org abrufbar.
Hintergrund
Der DVL ist der Dachverband der 181 Landschaftspflegeorganisationen in Deutschland (Landschaftspflegeverbände, Landschaftspflegevereine, Landschaftserhaltungsverbände, Lokale Aktionen, Biologische Stationen und Natura 2000-Stationen). Sie arbeiten dabei mit über 10.000 landwirtschaftlichen Betrieben für den Naturschutz eng zusammen. Bundesländer wie Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Schleswig-Holstein, Thüringen und zuletzt Hessen unterstützen den Ausbau der Landschaftspflegeorganisationen, um eine bessere Natura-2000-Umsetzung zu erreichen.
Die im DVL zusammengeschlossenen Verbände sind rechtlich selbständige Zusammenschlüsse von Landwirten, Naturschützern und Kommunalpolitikern, die sich gemeinsam für den ländlichen Raum und den Erhalt artenreicher Kulturlandschaften einsetzen. Die verschiedenen Gruppen wirken innerhalb der Verbände gleichberechtigt und freiwillig zusammen. Der Vorstand ist mit jeweils der gleichen Zahl an Personen aus den drei Bereichen zusammengesetzt. Diese Drittelparität sorgt für eine breite gesellschaftliche Akzeptanz in den Regionen, da die praktische Arbeit der Verbände von der Kooperation dieser Gruppen getragen wird.
Das DVL-Projekt "Neue Modelle zur Umsetzung von regionalen Agrarnaturschutzmaßnahmen in Deutschland mit Kooperativen" mit einer Laufzeit von zwei Jahren wird von der Deutschen Bundestiftung Umwelt gefördert.
Umwelt | Klima, 21.07.2021
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