Eine Zukunft für Riace

Eine Welt für Riace sucht weltweit 1000 Freund*innen, die 1.000 € für Riace geben, und damit Riace eine Zukunft ermöglichen.

In forum Nachhaltig Wirtschaften 3/2019 haben wir Riace bereits vorgestellt. Lesen Sie mehr über die Geschichte dieses wegweisenden Integrationsprojektes.
Riace, die kalabrische Mustergemeinde für europäische Willkommenskultur wurde von der rechtsradikalen italienischen Regierung finanziell ausgehungert und mit politisch motivierten Klagen überzogen. Die Hilfsgelder werden seit Jahren zurückgehalten, der Schuldenberg ist riesig und die Moral der Aktiven, um weiter durchzuhalten zu können, schwindet. Höchste Zeit für eine weltweite Spendenaktion.
 
Riace sucht dringend weltweit 1000 Freund*innen, die 1000 € geben, um Riace damit wieder eine Zukunft zu ermöglichen.
Das Projekt DIE ALTE POST von RIACE startet auf Facebook mit dem Wunsch, der von Domenico Lucano und seinen Weggefährt*innen geschaffenen multiethnischen Gemeinschaft sowie den Aktivitäten, die nach den politischen Attacken auf nationaler und kommunaler Ebene in großen Schwierigkeiten verblieben sind, internationalen Rückenwind zu geben.  

In dem Bestreben und der Hoffnung, dass eines Tages Menschlichkeit, Solidarität und Gerechtigkeit gewinnen werden und uns ein freies und glückliches Leben ermöglichen, verbleibe ich hier in Riace unter dem Motto: 
 
„Wenn Du gekommen bist, um mir zu helfen, dann verschwendest Du Deine Zeit.
Bist Du gekommen, weil Deine Freiheit mit meiner verbunden ist, dann lass uns zusammenarbeiten." 
Lilla Watson 
 
© Eine Welt für RiaceEin sehr persönlicher Bericht: 
Am 8. August 2018 aus Sardinien zurückgekehrt, treibt mich am 2. Oktober 2018, dem Tag der Verhaftung Mimmo Lucano’s in Riace, Riace „Paese dell’accoglienza", dem kalabrischen Dorf mit Weltruhm, in vielen Zeitungsartikeln, Büchern und Filmen beschrieben - in meinem Riace-Lieblingsfilm IL VOLO gelingt es meinem Gefühl nach seinem Regisseur Wim Wenders am eindrücklichsten, die gelebte Humanität, die Seele eines Mimmo Lucano und die Seelen der kleinen und großen Menschen, die nach unmenschlichen Reisen hier angekommen sind, sowie ihr mimetisches Miteinander in Bilder zu fassen -, die Unruhe einer May Skaf, die ihre Rede vor dem Maxim Gorki Theater im Juni 2016 in Berlin mit den Worten abschloss: „Wendet eure Enttäuschung von mir auf jene, die euch vertreten. Ich werde gehen. Ich gehe in diese Stadt und werde eine unter vielen sein. Vergesst mich … Denkt an Euch und daran, was für Menschen ihr sein wollt. Ich wäre gern die Unruhe in euren Herzen." erneut auf Reisen auf der Suche nach Mimmo Lucano, um persönlich mit ihm zu sprechen … 

Die nach meiner Meinung unmenschliche und verfehlte Europa-Politik baut immer höhere Mauern, Stacheldrahtzäune, Lager auf und aus, delegiert die Sicherung der europäischen Außengrenzen an Menschenrechtsverächter, setzt parallel dazu den humanitären Helfern immer stärker mit Blockaden und wahnwitzigen neuen Gesetzen zu; mich hingegen plagen die Geschichten und Nöte meiner Mitmenschen aus Eritrea, Syrien, Kurdistan und Sub-Sahara-Staaten, die nicht mehr leben würden, wenn es nicht die zivile Seenotrettung gäbe, wenn sie nicht die Chance auf Flucht gehabt hätten. Mich plagt die sogenannte deutsche und europäische Asylpolitik, die ein nach meiner Meinung unmenschliches Selektionsverfahren beinhaltet und die bereits in ihren Herkunftsländern sowie auf ihren Reisen an ihren Körpern und in ihren Seelen verletzte Menschen durch bürokratische Hürden bei der Asylbeantragung retraumatisiert.  

Nach einem Jahr Reisen in Italien, mittlerweile auch nach Riace, und Ausstellungen in Berlin treffe ich im Oktober 2019 Mimmo Lucano, der nach unmenschlichen 11 Monaten Exil wieder in Riace lebt. „Ich komme nicht nach Berlin", ist seine erste Begrüßung an mich, meine Antwort: „Ich bin nicht von ANPI Berlin." Darüber muss ich heute schmunzeln, ein sehr eigenwilliges erstes Treffen …  

Zahlreiche Streetart-Arbeiten binden die Thematik um Flucht und Migration künstlerisch in das Dorf ein. © Karl-Heinz JobstMimmo Lucano kam dann doch nach Berlin zu dem von ANPI Berlin-Brandenburg veranstalteten Konzert der Modena City Ramblers und am Abend danach auch in meine bescheidenen Veranstaltungsräume Sandalia – Un’isola a Berlino (Fotoausstellung RIACE von Elisabeth Voß). Meine Frage „Was können wir von außen tun?" beantwortete Mimmo Lucano mit den Worten: „Das kann ich nicht sagen, das musst Du aus Dir heraus entscheiden."  

Meine unter Corona-Bedingungen getroffene Entscheidung im Sommer 2020 ist, hier eine Bibliothek aufzubauen und Buch-Projekte zu gestalten. Auf der Suche nach einem geeigneten Ort für eine Bibliothek verliebte ich mich in diesen Ort der alten Post von Riace, La Vecchia Posta di Riace. Nach anfänglichen Bedenken – der Raum ist nicht groß – war auch Mimmo Lucano schnell begeistert. Der Standort der alten Post ist sehr günstig, auch die kleinsten Kinder können alleine kommen, da sich das Gebäude am Ende der Via Giuseppe Garibaldi befindet, am Anfang der Torbogen des Villaggio Globale, in der Mitte die Taverna Donna Rosa, am Ende die Vecchia Posta.   
 
Eine alte Post hat für mich eine besondere Bedeutung und eine besondere Ausstrahlung in die Welt, Briefe von und an emigrierte Familienmitglieder, Fernschreiber, Fernanrufe mit Familienangehörigen, das persönliche Empfangen von Pensionen, Gehältern, das Aufhalten in Warteschlangen in freudiger Erwartung, eine Verbundenheit mit der Welt.  
 
Ich bin nun seit zwei Jahren hier und erlebe hautnah Riaceser Alltag. Mimmo Lucano kämpft weiter, sein Buch IL FUORILEGGE. LA LUNGA BATTAGLIA DI UN UOMO SOLO erschien am 27. August 2019. Und ich … ich habe viel gelernt über die Geschichte von Riace, das Leben in dem aufgeblühten „Paese dell’accoglienza", das Leben davor und nun aber das Leben danach in einer durch auf nationaler und kommunaler Ebene politische Attacken zerstörten Gemeinschaft, mit begonnenen und verlassenen Baustellen. Die Prozesse gegen Mimmo Lucano und weitere 26 Riaceser*innen, in denen sich die Anklagen nun in der Phase der Verteidigung als rein politisch herausstellen, werden noch lange Zeit in Anspruch nehmen; sie führen leider auch zu Mutlosigkeit und Vereinzelung der ehemaligen Weggefährt*innen. 

Bezeichnenderweise ist nun Riace aus der nationalen und internationalen Presse fast verschwunden. Großer Dank gebührt all‘ denjenigen, die Riace über ihre Berichterstattungen weiterhin lebendig halten.  Allen Riaceser*innen ist aber noch die gelebte Menschlichkeit gemeinsam, die es verdient hat, weiterhin Weltöffentlichkeit zu erhalten.  
  
Freundinnen und Freunde von Riace haben sich nun in dem ersten Projekt EINE WELT FÜR RIACE der La Vecchia Posta di Riace zusammengetan, damit Riace und die noch hier lebende Gemeinschaft um Mimmo Lucano herum aus sich heraus eine Zukunft gestalten können: 
Es gibt einen immensen Schuldenberg, Mieten sind nun im dritten Jahr nicht bezahlt, Gelder für Lebensmitteleinkäufe, Materialien und Arbeiten für die Instandhaltung der Häuser sind nicht bezahlt, angefangene Arbeiten wie in der Schokoladenwerkstatt oder der Schmiede, Reparaturen in anderen Werkstätten wie der Keramikwerkstatt, der Wiederaufbau des Palazzo Pinnaro etc. Täglich springen wir von der Bewältigung einer Notsituation in die nächste, es fehlt auch im Alltag überall.  
 
EINE WELT FÜR RIACE sucht weltweit 1000 Freund*innen, die 1.000 € für Riace geben, und damit Riace eine Zukunft ermöglichen.  
Wir alle sind Privatpersonen, und eigens für dieses Projekt wurde hier von mir – da ich in Riace lebe - ein Konto bei der Postbank eingerichtet, was öffentlich gemacht und gemeinsam transparent geführt wird:  

Mueller von der Heyden Kirsten Carola 
Codice IBAN: IT09U0760116300001052512934 
Codice BIC/SWIFT: BPPIITRRXXX 
Verwendungszweck: EINE WELT FÜR RIACE  
 
Wir werden über die Facebook-Seite LA VECCHIA POSTA über unsere Aktivitäten und die Verwendung der Gelder berichten, damit alle teilhaben können. 
 
Als Berlinerin schließe ich mich den Worten Wim Wenders aus dem Jahre 2010 an:
 
„Die wahre Utopie ist nicht der Fall der Mauer, sondern das, was in Kalabrien erreicht worden ist, in Riace." 
 
Domenico Lucano ließ damals den Satz auf seine Neujahreskarten drucken und verschickte ihn in der Hoffnung in die Welt, dass sich das Wunder von Riace in der Welt verbreitet.  
Ich verschicke diesen Satz erneut mit der Hoffnung in die Welt, dass die Utopie von Riace wieder mit all’ seiner Menschlichkeit und Solidarität in der multiethnischen Gemeinschaft gemeinsam mit 1000 Freund*innen in der Welt gelebt werden kann. 
 
Kontakt: Carla Kirsten | Cell +39 353 307 1882 | lavecchiapostariace@gmail.com | Facebook: La Vecchia Posta Riace 

Gesellschaft | Spenden & Helfen, 14.03.2021

     
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