EBS Executive School: Top-Weiterbildung in Sustainable Finance & Sustainable Business

Von der Traumlandschaft zum übernutzten Berggebiet

Lehren aus Corona: alarmierende Studie zum Tourismus in den bayerischen Alpen vorgelegt

Kilometerlange Staus, zugeparkte Ortschaften und Karawanen von Menschen auf Wanderwegen: Das Coronajahr hat viele der ohnehin stattfindenden Veränderungen des Alpentourismus offensichtlich gemacht. Doch wie kann das steigende Bedürfnis nach Erholung in intakten Landschaften und einem immer individueller gestalteten Bergurlaub in Einklang gebracht werden mit dem Schutz der Bergwelt? Wie kann verhindert werden, dass die Ortschaften in den Alpen völlig im Verkehr ersticken? Der BUND Naturschutz in Bayern (BN) hat dazu die Studie "Von der Traumlandschaft zum übernutzten Berggebiet" erarbeitet, die die alarmierenden Entwicklungen aufzeigt, mit der der Verband aber auch umfangreiche Vorschläge für einen dauerhaft naturverträglichen Tourismus vorlegt. 
 
Der BUND Naturschutz legt eine alarmierende Studie zum Tourismus in den bayerischen Alpen vor. © WikiImages, pixabay.com"Als Lehre aus dem Coronajahr müssen wir jetzt die Weichen für einen dauerhaft natur- und umweltverträglichen Tourismus in den bayerischen Alpen stellen", so Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz. "Dazu gehört, den Individualverkehr nach der Pandemie zugunsten von Bus und Bahn deutlich zurückzudrängen, keine zusätzlichen touristischen Kapazitäten zu schaffen und den alpinen Individualsport in naturverträgliche Bahnen zu lenken."
 
Die Coronakrise hat gezeigt, was es bedeutet, wenn der internationale Flugreise-Tourismus massiv verringert und auf Reiseziele in Deutschland verlagert wird. Aus Klimaschutzsicht ist es notwendig den internationalen Flugverkehr dauerhaft auf deutlich geringerem Niveau zu halten. Damit jedoch gleichzeitig die Natur- und Umweltqualität in den bayerischen Tourismusregionen, insbesondere dem Alpenraum, erhalten bleibt, müssen nun die nötigen Weichen gestellt werden.
 
Zentrale Forderungen des BN sind:
 
1. Kurzfristige Maßnahme: Skipisten für Tourenski- und Schneeschuhgänger freigeben
Der BN kritisiert die Sperrung von Pisten für Individualsportler: "Den Tourismus in naturverträgliche Bahnen zu lenken heißt nicht, die Gäste zu bekämpfen", betont Axel Doering, Sprecher des BN-Landesarbeitskreises Alpen. "Deswegen sollte das Skibergsteigen auf Pisten zugelassen werden, weil die Belastung nicht höher ist als wenn die Lifte offen wären und dafür ruhige Gebiete geschont werden."
 
2. Radikales Umsteuern in der Verkehrspolitik
Die meisten Alpentäler ersticken schon heute im Individualverkehr. Doch im aktuellen Bundesverkehrswegeplan und Staatsstraßenausbauplan sind über 130 Straßenneubau- und Straßenausbauprojekte enthalten (siehe S. 18/19 der BN-Studie). Darunter gigantomanische und extrem teure Kapazitätssteigerungsprojekte wie der autobahngleiche Ausbau der B12 ins Allgäu, der vierstreifige Ausbau der B2 bis vor die Tore von Garmisch-Partenkirchen oder der sechsstreifige Ausbau der A8 von München Richtung Salzburg. Der BN fordert einen sofortigen Stopp des Straßenaus- und -neubaus und eine Verlagerung der Finanzmittel in einen attraktiven und leistungsfähigen ÖPNV, um dem alpinen Verkehrskollaps in den Tourismusorten zu entkommen. Die BN-Studie zeigt auf, dass das Tageseinzugsgebiet von Oberstdorf vor allem durch Straßenausbauten in den vergangenen 50 Jahren von 660 000 auf über 8,5 Millionen Menschen angestiegen ist. Ziel muss es sein, den Tagestourismus zu Gunsten eines qualitativ verbesserten Übernachtungstourismus zurückzudrängen.
 
3. Keine Kapazitätssteigerungen von touristischen Infrastrukturen mehr
Die Kapazitäten von touristischen Infrastrukturen wie Bergbahnen und Lifte wurden in den vergangenen Jahrzenten mit Hilfe von Steuermitteln des Freistaates Bayern ständig gesteigert (siehe S. 25/26 der BN-Studie). Damit muss Schluss sein, da durch die meisten Infrastrukturen immer noch mehr Menschen in die alpinen Ruheräume gelockt und transportiert werden. Stattdessen sollte die bayerische Seilbahnförderung nur noch einen Bestandserhalt finanzieren, wie ihn beispielsweise die Gemeinde Bad Kohlgrub mit ihrer Hörnlebahn plant. Hier soll der gemütliche Sessellift erhalten bleiben, um den Naturraum nicht zu überlasten. Bisher werden Zuschüsse nur bei Ausbauvorhaben nicht bei Ersatzinvestitionen gezahlt.
 
4. Individualtourismus in Bahnen lenken: Alpenplan 2.0
Die Individualisierung der Gesellschaft breitet sich auch seit Jahren im Tourismus aus - bei Sommer- wie auch bei Winteraktivitäten. Im Coronajahr 2020 wurden so viele E-Mountainbikes wie nie zuvor gekauft. Vor dem Weihnachtslockdown sind die Verkaufszahlen von Tourenski in die Höhe geschnellt. Dies sind nur zwei Beispiele für vielfältige Individual-Outdoorsportarten, deren Nutzer immer mehr werden und immer weiter in bisherige Ruheräume der Alpen vordringen. Die bayerischen Alpen brauchen daher einen Alpenplan 2.0, ein Zonierungskonzept für Individualsportarten. Darin ist dargestellt, welche Outdoorsportarten in welchen Räumen problemlos möglich sind, und wo diese aus Naturschutzgründen zu unterlassen sind. Ein solches Zonierungskonzept muss dann auch rechtsverbindlich sein.
 
 
Kontakt: BUND Naturschutz in Bayern e.V. | fa@bund-naturschutz.dewww.bund-naturschutz.de

Lifestyle | Sport & Freizeit, Reisen, 21.12.2020

     
        
Cover des aktuellen Hefts

Pioniere der Hoffnung

forum 01/2025 ist erschienen

  • Bodendegradation
  • ESG-Ratings
  • Nachhaltige Awards
  • Next-Gen Materialien
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
06
FEB
2025
14. Kongress Klimaneutrale Kommunen 2025
Der Fachkongress für die kommunale Energiewende - Ticket-Rabatt für forum-Leser*innen!
79108 Messe Freiburg
11
FEB
2025
E-world energy & water 2025
Europas Leitmesse der Energie- und Wasserwirtschaft
45131 Essen
12
MÄR
2025
Circular Valley Convention 2025
Entdecken Sie die Zukunft der Kreislaufwirtschaft - Ticketrabatt für forum-Leser*innen!
40474 Düsseldorf
Alle Veranstaltungen...
Circular Valley Convention 2025

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Politik

Ohne Vertrauen ist alles nichts
Christoph Quarch wirft einen besorgten Blick auf den Zustand der politischen Kultur
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

Nicht Angst, sondern Mut machen

LIXIL sichert Platzierung im Dow Jones Sustainability World Index mit seiner bislang höchsten Punktzahl

Emissionen und Energieverbräuche im Blick: PCFs nach Industriestandard erstellen mit DataCross

Fünfte Porsche Charging Lounge eröffnet

Startup Brakeable optimiert Reparaturen bei ORTLIEB mittels KI

Nachhaltige Handytarife für Unternehmen!

EARLY BIRD – ultraschnelle E-Bike Akku Reparaturen vom Marktführer

"2025 ist das Aktionsjahr für den agrarökologischen Übergang"

forum extra, Beilage in der Wirtschaftswoche
  • circulee GmbH
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • Engagement Global gGmbH
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • Global Nature Fund (GNF)
  • NOW Partners Foundation
  • Kärnten Standortmarketing
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • toom Baumarkt GmbH
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen