Zwei deutsche Städte gewinnen europaweiten politischen Innovationspreis

Innovation in Politics Awards 2019 in Berlin verliehen

In diesem Jahr wurden die Innovation in Politics Awards für die besten politischen Projekte aus ganz Europa in Berlin verliehen. Aus über 400 Nominierten wurden von einer mehr als 1.000-köpfigen europäischen Bürgerjury 80 Finalisten ausgewählt – unter den acht Gewinnern befinden sich auch zwei deutsche Initiativen. Die internationale Gala fand am 4. Dezember im Tipi am Kanzleramt in Berlin unter der gemeinsamen Schirmherrschaft des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und des österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen statt.
 
Zwei deutsche Städte gewinnen europaweiten politischen Innovationspreis. © Melanie KorvitschSeit 2017 zeichnen die Innovation in Politics Awards erfolgreiche politische Initiativen aus – unabhängig von Parteizugehörigkeit, politischer Ebene und Region. Ziel ist es, demokratische Politik zu stärken, weiter zu entwickeln und zur Nachahmung zu inspirieren. Zwei der diesjährigen Gewinner kommen aus Deutschland: Potsdam unterstützt im Verbund mit 70 Gemeinden, Städten und Bezirken die zivilgesellschaftliche Initiative „Sichere Häfen" der NGO Seebrücke, um Flüchtlinge lokal aufzunehmen. Das Projekt „Smart City Bad Hersfeld" nutzt digitale Technologien für mehr Bürgernähe und intelligente Problemlösungen von Verkehr bis Umwelt.
 
Über 500 Gäste, darunter Parlamentarier/innen, Bürgermeister/innen und Regierungsmitglieder aus mehr als 20 europäischen Ländern, trafen im Tipi am Kanzleramt mit den Verantwortlichen beispielhafter Projekte zusammen – neben den deutschen Siegern beispielsweise eine finnische Stadt, die mit der Reduktion von CO2-Emissionen Gewinne macht, der Gemeindekühlschrank aus England, der dafür sorgt, dass keine Nahrungsmittel mehr weggeworfen werden, oder der Gemeinderat in den Niederlanden, in dem Bürger und Politiker Schulter an Schulter sitzen. Aus Deutschland haben es insgesamt sieben Projekte ins Finale geschafft. Bereits am Nachmittag fand ein Austausch zu den Details aller Projekte zwischen 500 Interessierten im Rahmen einer internationalen Konferenz statt (Politics, Coffee & Cake).
 
Patricia Kahane, Gründerin des Innovation in Politics Institute, Michael Müller, amtierender Bürgermeister von Berlin, Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung und weitere Persönlichkeiten fungierten als Gastgeber in Berlin. Die Keynote-Ansprache hielt die weltweit bekannte britische Sozialunternehmerin und Autorin Hilary Cottam. Die Innovation in Politics Awards 2019 fanden unter der gemeinsamen Schirmherrschaft des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und des österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen statt.
 
Siegerprojekte punkten mit kreativen, neuen Zugängen
Die Siegerprojekte wurden in acht Kategorien ermittelt und kommen aus Bulgarien, Deutschland (2), Finnland, Großbritannien, Italien, Litauen und den Niederlanden.
 
Edward Strasser, Mitbegründer und CEO des Innovation in Politics Institute: „Wir geben mutigen Politikerinnen und Politikern und ihren außergewöhnlichen Projekten eine europaweite Bühne. Damit erreichen wir, dass vorbildhafte politische Arbeit in anderen Ländern Nachahmung findet. Schon mehrere der ausgezeichneten Projekte werden mittlerweile in anderen Ländern umgesetzt."
 
Josef Lentsch, Political Entrepreneur und Managing Partner des Innovation in Politics Institute Germany, sagte: „Wir sind glücklich, dass unser Ansatz, kraftvolle Innovationen aus der Mitte des politischen Spektrums zu stärken, so positiv in Berlin aufgenommen wurde."
 
Die Gewinnerprojekte nach Kategorien sind:
 
Kategorie MENSCHENRECHTE:
Sichere Häfen
Mike Schubert, Deutschland
 
Die Aktion „Sichere Häfen” ist ein Projekt der NGO Seebrücke, um die Seenotrettung und Schaffung sicherer Fluchtrouten nach Europa zu entkriminalisieren. Es etabliert lokale Aufnahmeprogramme für Flüchtlinge. 70 deutsche Gemeinden, Städte und Bezirke sind bereits „Sichere Häfen". Beim Seebrücke Kongress in Potsdam haben zwölf Städte eine Allianz gebildet, um mit der deutschen Bundesregierung lokale Aufnahmeprogramme zu entwickeln. Die Aktion ist ein demokratisches Gemeinschaftsprojekt der Städte mit der Zivilgesellschaft.
 
Kategorie LEBENSQUALITÄT:
Smart City Bad Hersfeld
Thomas Fehling, Deutschland
 
Das Projekt „Smart City Bad Hersfeld" verbindet öffentliche Verwaltung, Bürger/innen und Unternehmen der Stadt, um Leben und Arbeiten zu verbessern. Mit 30.000 Einwohner/innen ist das die kleinste Stadt in Deutschland, die ein solches Programm entwickelt hat. Ein digitales Parkleitsystem optimiert die Nutzung von Flächen und das rasche Finden eines Parkplatzes. Städtische Ladestationen für Elektroautos fördern umweltfreundlichen Verkehr. „Smartboxen" an Hauptstraßen sammeln Daten zu Verkehrslärm und Abfallstoffen für ein wirksames Umweltmanagement. Freies Internet im Stadtzentrum motiviert alle, solche Leistungen zu nutzen.
 
Kategorie DEMOKRATIE:
Bürger-Gemeinderat in Groningen
Wieke Paulusma, Niederlande
 
Vertrauen entscheidet im Leben – und in der Politik. Der offene Bürger-Gemeinderat in Groningen bildet Vertrauen zwischen Bürger/innen und Politiker/innen. Wenn diese Schulter an Schulter im Gemeinderat sitzen und gemeinsam entscheiden, entsteht rasch ein vereintes Verantwortungsgefühl. Die Bürger/innen werden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, um eine Vielfalt von Personen zur Teilnahme zu motivieren. Eine Auswertung der Universität Groningen ergab gestiegenes Vertrauen auf allen Seiten, aktiveres Wahlverhalten und eine gestärkte Gemeinschaft.
 
Kategorie JOBS:
FabriQ - das Gründerzentrum für gesellschaftliche Innovation
Cristina Tajani, Italien
 
FabriQ ist das erste Gründerzentrum für gesellschaftliche Innovation der Stadt Mailand. Es bietet wirtschaftliche Anreize und Unterstützung für Unternehmen, die Projekte mit hoher gesellschaftlicher Wirkung entwickeln. Start-ups werden ermutigt, neue Lösungen für Herausforderungen unserer Zeit zu finden und diese wirtschaftlich umzusetzen – mit direkter Wirkung auf den kollektiven Zusammenhalt in ihrem Bezirk und in der ganzen Stadt. Seit 2013 hat FabriQ mehr als 60 junge Unternehmen bei Projekten mit sozialer Nachhaltigkeit unterstützt.
 
Kategorie ÖKOLOGIE:
Ressourcen-Management in Ii: Die lokale Lösung für eine globale Herausforderung
Leena Vuotovesi, Finnland
 
Ii in Finnland soll die erste Stadt der Welt ohne CO2-Emissionen werden. In einer gemeinsamen Aktion aller Bürger/innen hat Ii die Emissionen bereits stark reduziert und erwirtschaftet dabei eine halbe Million Euro. Öffentliche Gebäude verwenden erneuerbare Energie, die der lokale Bioenergie-Produzent liefert. Kinder messen den Verbrauch von Wasser, Wärme und Strom in Schulen. Neue, schnelle Buslinien reduzieren die Nutzung privater Fahrzeuge. Bürger/innen lernen in Workshops, ihre Geräte und Kleidung zu reparieren. Heute produziert li zehnmal mehr Energie als es verbraucht – und hat zusätzlich die Steuern gesenkt.
 
Kategorie WOHLSTAND:
GovTech Lab
Agila Barzdien? und Virginijus Sinkevi?ius, Litauen
 
GovTech – der Einsatz neuer Technologien für Aufgaben der öffentlichen Verwaltung – bietet Chancen für Start-ups und kleine Unternehmen, Innovation in der Verwaltung zu unterstützen. GovTech Lab hat bereits zehn öffentliche Institutionen unterstützt, administrative Problemstellungen mit neuen Technologien zu lösen. Das Lab koordiniert die Weiterbildung der Mitarbeiter/innen der öffentlichen Verwaltung in Bereichen wie künstlicher Intelligenz oder Open Data und organisiert auch Tagungen, um dieses Wissen zu vermitteln.
 
Kategorie GEMEINSCHAFT:
Der Gemeinde-Kühlschrank in Frome
Anna Francis, Großbritannien
 
2016 installierte der Gemeinderat in Frome, unterstützt von Edventure Frome CIC, den ersten Gemeinde-Kühlschrank Großbritanniens, um die Verschwendung von Nahrungsmitteln zu reduzieren und die Gemeinschaft zu fördern. Freiwillige befüllen und reinigen den Kühlschrank täglich in Zusammenarbeit mit lokalen Geschäften. Jährlich werden so 90.000 Artikel weniger verschwendet und Treibhausgase um 140 Tonnen reduziert. 2018 wurde auch eine Gemeinde-Speisekammer eröffnet, für Waren, die keine Kühlung brauchen. Kühlschrank und Speisekammer sind täglich für alle geöffnet. Aufgrund dieses Erfolges wurden landesweit weitere 60 Gemeinde-Kühlschränke errichtet.
 
Kategorie ZIVILISATION:
Barrierefreier Tourismus hilft allen
Georgi Kabzimalski, Bulgarien
 
In der bulgarischen Stadt Rila können Touristinnen und Touristen mit Behinderungen persönliche Fremdenführer/innen als Helfer/innen buchen. Für dieses Projekt wurden zunächst 30 Arbeitslose als Gästeführer/innen ausgebildet. Das Projekt öffnet ihnen somit Zugang zum Arbeitsmarkt und zu gesellschaftlicher Integration, denn Tourismus bietet sehr gute Möglichkeiten für medizinisch-soziale und psychologische Rehabilitation.
 
 
Kontakt: BOHNEN PUBLIC AFFAIRS | lph@bohnen-pa.comwww.bohnen-pa.com

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