Jürgen Koppmann
Lifestyle | Geld & Investment, 01.01.2018
Sind grüne Banken Sahneschnitten?
Werden Sie Miteigentümer einer Nachhaltigkeitsbank
Diesen Beitrag von Jürgen Koppmann, UmweltBank AG, finden Sie im B.A.U.M.-Jahrbuch 2018 – Nachhaltiges Investieren.
Nachhaltige Geldanlage ist ein Megatrend. Vielen Anlegern ist es nicht mehr egal, wo ihr Geld wirkt. Bei der Suche nach konkreten nachhaltigen Investitionsgelegenheiten stößt man aber schnell auf die Herausforderung, das geeignete Produkt zu finden.
Der spontane Reflex ist, Geld in einen offenen Nachhaltigkeitsfonds anzulegen. Die Auswahl ist groß. Aber die Nachhaltigkeitsansätze der Fonds sind sehr unterschiedlich und es ist oft nur schwer zu erkennen, wie nachhaltig das Konzept wirklich ist. Zudem sind bei aktiv gemanagten Fonds die laufenden Kosten eine Renditebremse. Eine Alternative zu Fonds sind Geldanlagen bei Nachhaltigkeitsbanken wie z.B. der GLS Bank in Bochum, der Triodosbank in Frankfurt oder der UmweltBank in Nürnberg. Diese Banken bieten Tagesgelder, Sparbücher oder Sparverträge an. Die so angelegten Mittel werden von den Banken über das Kreditgeschäft in ökologische oder soziale Projekte investiert. Die UmweltBank beispielsweise hat seit 1997 über 22.000 Windräder, Solarkraftwerke oder Energiesparhäuser finanziert und gibt eine „Umweltgarantie". Doch in der Niedrigzinsphase sind die Einlagenzinsen auch bei den Nachhaltigkeitsbanken auf Sätze zwischen 0 und 1 Prozent geschmolzen und zudem Sparkonten für institutionelle oder Firmenkunden nicht verfügbar.Werden Sie Miteigentümer einer Nachhaltigkeitsbank
Man kann als Investor aber auch direkt Miteigentümer der Nachhaltigkeitsbanken werden. Über eine solche Teilhaberschaft stellt der Anleger der Bank Eigenkapital zur Verfügung. Die europäische Bankenregulierung verlangt – stark vereinfacht dargestellt – von den Kreditinstituten für jeden auszureichenden Kredit etwa zehn Prozent Eigenkapital vorzuhalten. Das von den Eigentümern zur Verfügung gestellte Kapital entfaltet so eine Hebelwirkung: Es kann als Kredit ausgereicht werden und ermöglicht ein Mehrfaches an weiteren – aus Spareinlagen refinanzierten – Krediten. Kaum ein anderes nachhaltiges Investment hat eine derart multiple Positivwirkung.
Deutschlands grüne Bank
Die UmweltBank ist eine Aktiengesellschaft und hat eine Bilanzsumme von 3,4 Milliarden Euro, davon sind 2,6 Milliarden Euro als Kredite an ökologische und soziale Projekte ausgereicht. Vom Standort Nürnberg aus betreuen etwa 150 Mitarbeiter die rund 115.000 Kunden. Die Anteilscheine der Bank sind täglich an verschiedenen deutschen Börsen handelbar. Heimatbörse ist das Münchener Mittelstandsegment „m:access". Die Aktien der Nürnberger Bänker befinden sich zu einem großen Teil im Eigentum ihrer Kunden und Mitarbeiter. Der Erwerb von UmweltBank-Aktien ist über das Depot einer jeden Bank problemlos möglich.

Die erste deutsche Alternativbank
Die GLS Bank wurde 1974 in Bochum gegründet und hat Ende 2016 eine Bilanzsumme von 4,6 Milliarden Euro, davon sind 2,5 Milliarden Euro in Kundenkrediten investiert. Die Bank finanziert Projekte in den Bereichen erneuerbare Energie, Ernährung, Wohnen, Bildung & Kultur, Soziales & Gesundheit sowie nachhaltige Wirtschaft. Sie hat 524 Mitarbeiter und Filialen in Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Freiburg und Stuttgart.
Die GLS-Bank ist eine eingetragene Genossenschaft. Deren Anteile sind nicht an einer Börse handelbar, sondern werden direkt beim Unternehmen „gezeichnet" und können dort mit einer fünfjährigen Frist auch wieder gekündigt werden. Jedes Jahr erhalten die Genossen eine Dividende von einem bis drei Prozent, einen entsprechenden Beschluss der jährlichen Mitgliederversammlung vorausgesetzt.
Eine Niederlassung aus den Niederlanden
Die Triodosbank öffnete 1980 in Holland ihre Pforten. Seit 2010 ist sie auch in Deutschland mit einer Niederlassung vertreten. Die Bank hat Ende 2016 eine Bilanzsumme von 9,1 Milliarden Euro und ein Kreditvolumen von 5,7 Milliarden Euro. Auf die deutsche Filiale entfallen davon jeweils 0,3 Milliarden Euro. Die Triodosbank ist eine niederländische Aktiengesellschaft. Ihre Anteile sind aber nicht direkt an einer Börse handelbar, denn sie gehören zu 100 Prozent einer Stiftung. Die Stiftung wiederum gibt die sogenannten „aktienähnlichen Rechte" heraus, die von jedermann erworben werden können. Die Rechte werden von der Bank selbst gehandelt. Ziel der Konstruktion ist die Sicherung der Unabhängigkeit des Instituts.
Eine Übersicht über die Anteile der drei dargestellten Nachhaltigkeitsbanken gibt die Übersichtstabelle. Für ein Investment kommen natürlich auch weitere nachhaltig agierende Geldhäuser wie z.B. die Kirchenbanken in Frage. Diese Darstellung ist keine Empfehlung und kann eine Anlageberatung nicht ersetzen. Anleger sollten sich vor einer Entscheidung – etwa bei den jeweiligen Banken – über Funktionsweise und Risiken (etwa das Ausfallrisiko oder das Kursrisiko bei Aktien) informieren.
Jürgen Koppmann ist als Abteilungsleiter „Markt und Marketing" für Öffentlichkeitsarbeit und Werbung der UmweltBank verantwortlich. Außerdem votiert und entscheidet er größere Finanzierungen. Jürgen Koppmann hat nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann und einem BWL-Studium seit 1996 die UmweltBank mit aufgebaut.
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