Lifestyle | Essen & Trinken, 07.12.2018
70 Jahre Menschenrechte – ein Grund zu feiern?
Fairtrade-Organisation fordert verbindliche Gesetze zum Schutz von Kleinbauern
Vor siebzig Jahren stimmte die UN-Generalversammlung mit 48 Ja-Stimmen für die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Ein großer Erfolg, doch die positiven Folgen lassen in vielen Ländern auf sich warten. Inzwischen rücken vor allem Unternehmen immer stärker in den Fokus der Verantwortung: „Der Schutz der Menschenrechte hängt mittlerweile wesentlich vom Handeln multinationaler Unternehmen ab. Aber es fehlen rechtliche Sanktionen für Firmen, die Menschenrechtsverletzungen entlang ihrer Lieferkette zulassen. Deutschland ist Schlusslicht im internationalen Vergleich", so TransFair-Vorstandsvorsitzender Dieter Overath. Staaten wie Großbritannien oder Frankreich schufen bereits verbindliche Gesetze zur Sorgfaltspflicht von Unternehmen. Deutschland bleibt mit seinem Nationalen Aktionsplan dagegen hinter den Erwartungen zurück.
70 Jahre Menschenrechte: ein Meilenstein ohne Verbindlichkeit
Ein Großteil der Firmen lebt vom Handel mit Waren des globalen Südens oder hat die Produktion an kostengünstige Standorte im Ausland verlagert. Dabei schenken viele Unternehmen menschenrechtlichen Risiken entlang der Wertschöpfungskette zu wenig Aufmerksamkeit. „Durch die Zertifizierung der Akteure entlang der Lieferketten leistet Fairtrade gemeinsam mit Lizenz- und Handelspartnern einen Beitrag zu mehr Transparenz, was die Voraussetzung zur Einhaltung von Menschenrechten ist. Aber weniger engagierte Unternehmen untergraben diese Bemühungen häufig, indem sie sich durch Billigproduktion und Lohndumping höhere Marktanteile sichern", erklärt Dieter Overath von TransFair e. V. Aus diesem Grund braucht es dringend verbindliche Gesetze, die Fehlerverhalten der Unternehmen bestrafen und den fairen Handel fördern.Kleinbauern stärken, um Menschenrechte zu schützen – Deutschland muss mitziehen!
Kleinbauern gehören zu den Schutzbedürftigsten des globalen Handels: Bis 2060 wird alleine im Bananenbau ein Flächenverlust von 60 Prozent erwartet. Schuld daran ist unter anderem der von den Industriestaaten verursachte Klimawandel, aber auch Preisdumping entlang der Lieferkette, Landflucht und fehlende Zukunftschancen in der Landwirtschaft verschärfen die Situation der Kleinbauern. „In einer von Konkurrenzdenken beherrschten Welt, setzt Fairtrade auf Dialog, Nachhaltigkeit und Empowerment", beschreibt Diomedes Rodriguez, Mitglied der Kakao- und Bananenkooperative in Panama, den Ansatz von Fairtrade. Weil Fairness klare Spielregeln braucht, muss die Politik aktiv werden und verbindliche Gesetze für Handel sowie Menschenrechte schaffen.
Um gerade Kleinbauern auch per Gesetz besser zu schützen, hatten die Vereinten Nationen erst im November dieses Jahres eine Erklärung zur Stärkung der Bauernrechte im Menschenrechtsrat mit großer Mehrheit verabschiedet. Trotz der Aufforderung von TransFair und vielen weiteren NGOs für die Erklärung zu stimmen, enthielt sich Deutschland bei der Abstimmung.
Weiterführende Informationen:
Hintergrund:
Der Verein TransFair e.V. wurde 1992 mit dem Ziel gegründet, benachteiligte Produzentengruppen in Entwicklungsländern zu unterstützen. Als unabhängige Organisation handelt TransFair e.V. nicht selbst mit Waren, sondern setzt sich dafür ein, den Handel mit fair gehandelten Produkten und Rohstoffen zu fördern und mehr Bewusstsein für nachhaltigen Konsum zu erreichen. www.fairtrade-deutschland.de
TransFair gehört zum internationalen Verbund
Fairtrade International e.V., in dem Fairtrade-Organisationen aus 25 Ländern und die drei kontinentalen Produzentennetzwerke zusammengeschlossen sind.
Fairtrade International entwickelt die international gültigen Fairtrade-Standards. www.fairtrade.net
Alle beteiligten Akteure entlang der Lieferkette werden regelmäßig von FLOCERT GmbH kontrolliert. Die Gesellschaft arbeitet mit einem unabhängigen und weltweit konsistenten Zertifizierungssystem nach den Anforderungen der Akkreditierungsnorm ISO 17065 (DIN EN 45011). www.flocert.net
Kontakt:
Claudia Brück, TransFair - Verein zur Förderung des Fairen Handels in der Einen Welt
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