Klimaschutz Kommunal: Korntal-Münchingen
Die Klimaschützerinnen und Klimaschützer von morgen
Wieviel CO2 kompensiert der Baum im Schulhof? Wie funktioniert ein Blockheizkraftwerk und wieviel Wasser spart eigentlich ein Perlator? Die Antworten darauf finden Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines dreijährigen Energiespar- und Klimaschutzprojektes. Je mehr CO2 und Energie sie in ihren Schulen sparen, desto größer fällt die Belohnungsprämie aus.
Auch kleine Klimasünden sind für Ingmar Kühnert jetzt tabu. Tagsüber mal das Licht anlassen oder bei laufender Heizung kurz durchlüften, dafür ist dem Hausmeister der Teichwiesenschule in Korntal-Münchingen ein frecher Kommentar seiner Schülerinnen und Schüler sicher. Denn die achten seit dem Start des Energiesparprojekts an ihrer Schule auf jedes Gramm CO2 und nehmen dabei kein Blatt vor den Mund. "Sie sprechen nicht nur ihren Hausmeister an, sondern auch die eigenen Eltern, wenn mal unnötig das Licht brennt", freut sich Klimaschutzmanagerin Kristina Rang, deren Stelle im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) vom Bundesumweltministerium (BMU) gefördert wird. "Ich finde das gut. Die Kinder mischen sich direkt ein, wenn es um unser Klima geht. Wir Erwachsenen sind ja leider oft viel zu zaghaft."
Energiesparen wird belohnt
Die Teichwiesenschule ist eine von drei Schulen in der Gemeinde Korntal-Münchingen bei Stuttgart, die sich jetzt im dritten und letzten Projekt-Schuljahr für den Klimaschutz und das Energiesparen engagieren. Vom Baumpflanzen bis zur Detektivarbeit mit der Wärmebildkamera: Zwischen dem Auftakt 2016 und der Abschlussfeier im kommenden September liegen viele große und kleine Projekte, die das Klima- und Energiebewusstsein der Kinder und Jugendlichen geschärft und bislang 25 Tonnen CO2 eingespart haben. Als Belohnung für das Klimaschutzengagement erhalten die Schulen von der Kommune jeweils rund die Hälfte des eingesparten CO2 als Prämie.
Vom Heizkraftwerk zum Haselnussbaum - Klimaschutz ist vielseitig
Die Schülerinnen und Schüler der benachbarten Realschule in Korntal-Münchingen haben auf Energierundgängen das Blockheizkraftwerk im Keller der Teichwiesenschule genau kennengelernt, das auch ihre eigene Schule mit Energie versorgt. Mit Wärmebildkamera bewaffnet, konnten sie verfolgen, wie Energie durch ihre Schule fließt und konkrete Verbesserungen anstoßen. Heizungsrohre wurden isoliert, alte Leuchten ausgetauscht, bunte Aufkleber auf den Lichtschalter erinnern beim Rausgehen an das Lichtausschalten. Außerdem wurden die Wasserhähne mit wassersparenden Perlatoren aufgewertet.
Doch nicht nur Energiesparen steht auf dem Programm. Als im Hof der Strohgäuschule ein Haselbaum gefällt werden musste, war es das Anliegen der zuständigen Sachgebietsleiterin für Umwelt-, Klima- und Naturschutz, Angelika Lugibihl, ihn nicht einfach nur zu ersetzen: Vielmehr wurde es zum Anlass genommen, eine gemeinsame Aktion zu starten. Die Schülerinnen und Schüler schaufelten selbst mit und konnten spielerisch in einem Baum-Quiz erfahren, warum Bäume für den Klimaschutz so wertvoll sind.
Im Herbst wird gerechnet und gefeiert
Im September wird Bilanz gezogen und gefeiert. Nach aktuellem Stand haben alle drei Schulen zusammen 25 Tonnen CO2 gespart - das entspricht dem ökologischen Fußabdruck von zwei "Durchschnittsmenschen" in Deutschland pro Jahr. Rund 28.000 Kilowattstunden Strom, 30.000 Kilowattstunden Wärme und 391.000 Liter Wasser können die Schülerinnen und Schüler auf ihrem Sparkonto verbuchen.
Beim Start des Projektes stand die Kommune vor einer Herausforderung: Wie kann Zeit inmitten des ohnehin schon vollgepackten Schulalltags geschaffen werden? Das Klimaschutz-Team der Kommune setzte deshalb auf die Rektorinnen und Rektoren. Drei der fünf Schulen in der rund 20.000 Einwohnerinnen und Einwohner großen Gemeinde konnten Lugibihl und ihr Team so für das Projekt gewinnen. "Ohne besonders engagierte Lehrkräfte geht es nicht", fasst ihre Kollegin Rang zusammen.
Auch Klimaschutz-Frust ist spürbar
Klimaschutz-Fans wie die engagierten Lehrkräfte, Grundschulkinder und jugendlichen Energiesparerinnen und Energiesparer braucht die Stadt. Denn Korntal-Münchingen ist ehrgeizig und will bis zum Jahr 2050 die CO2-Emissionen auf zwei Tonnen pro Jahr und Einwohnerinnen und Einwohner reduzieren. Das Ziel ist sehr hoch gesteckt und bis jetzt reichen die Bemühungen leider nicht aus. Denn auf die Klimabelastungen durch Emissionen aus dem Verkehr, dem Handel und Industrie und den privaten Haushalten hat die Stadt keinen Einfluss.
Da machen Aktionen wie das Schulprojekt Hoffnung: Mit dem Taschenrechner allein lässt sich der Erfolg des Schulprojektes nicht fassen. Die eingesparten Tonnen CO2 sind das eine - die Impulse in den Köpfen das andere. Schließlich seien die Schülerinnen und Schüler von heute die Klimaschützerinnen und Klimaschützer von morgen, sagt Rang. "Und sie tragen den Klimaschutzgedanken weiter: zu ihren Mitschülerinnen und Mitschülern, in die Familien und den Freundeskreis." Wie sich die Kinder, die Jugendlichen und die Lehrkräfte in das Projekt reingekniet haben, wieviel kreative Ideen im Laufe der drei Jahre entstanden sind - das macht ihr Mut.
Hier finden Sie die Fakten zum Projekt auf einen Blick.
Kontakt: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
Umwelt | Umweltschutz, 02.07.2018
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