Orientierungslosigkeit geschürt

Kommentar zum TV-Duell Clinton vs. Trump

Prof. Dennis J. Snower, Präsident Institut für Weltwirtschaft (IfW) zum TV-Duell Clinton vs. Trump. Foto: IfW"Die TV-Debatte der US-Präsidentschaftskandidaten hat gezeigt, dass die in politischen Auseinandersetzungen ohnehin beobachtbare Entfernung von den Fakten noch einmal eine neue Dimension erreicht. Auf Trumps Seite wird zum Teil unverhohlen gelogen, wie es zum Beispiel seine Äußerungen zu Ursachen des Klimawandels zeigen. Aber auch Clinton mogelt bei den Zahlen, wenn sie etwa über die Zahl der zu schaffenden Jobs durch ihr Wirtschaftsprogramme spricht. Trump nutzt ein aus der Verhaltensforschung bekanntes Phänomen am konsequentesten aus: Menschen suchen weniger nach Wahrheit, sondern mehr nach Bestätigung ihrer Meinung. Aber auch Clinton setzt auf dieses Muster, wenn auch in abgeschwächter Form.
 
Eine solche Auseinandersetzung schürt, verstärkt durch die Resonanz in neuen und traditionellen Medien, die Orientierungslosigkeit von Menschen. Das lässt den Ruf nach Politikern anschwellen, die weniger Fakten und Wahrheit in den Mittelpunkt stellen, sondern die Durchsetzung nationaler Interessen. Das gleiche Phänomen beobachten wir in anderen Ländern derzeit. Das Ergebnis ist, dass freier Handel aber auch sozialer und kultureller Austausch gering geschätzt werden, obwohl sie nachweislich zu den Treibern der weltweiten Prosperität in den vergangenen Jahren gezählt haben. Wichtige ökonomische Impulse bleiben in diesen nationalistisch aufgeheizten Debatten auf der Strecke.
 
Sollten die USA sich tatsächlich vom weltweiten Handel abschotten, gefährdet dies die in den vergangenen Jahrzehnten unter großen Anstrengungen erreichten Handelsliberalisierungen rund um den Globus, die vor allem auch den Wohlstand der USA letztlich erst möglich gemacht haben. Das Bedauerliche ist, dass neben Trump auch die Kandidatin Clinton tendenziell von einer Freihandelslinie abrückt."

Prof. Dennis J. Snower ist amerikanischer Staatsbürger.
 


     
        
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