Raus aus der Nische
Das Netzwerk LABL hat eine App entwickelt, um Verbraucher und die ökologischen Betriebe zu vernetzen
Eigentlich ist es kein Geheimnis mehr: Das Geschäft mit ökologischen Produkten und Bio-Lebensmitteln boomt. Ein
Blick in die Zeitungen, Magazine oder auf sozialen Plattformen zeigt: Es gibt kaum eine Stadt, in der in den letzten Jahren nicht mindestens ein vegetarisches Café oder Bio- Fairtrade-Modegeschäft eröffnet hat.

Lokale Gemeinschaften
Das muss sich ändern, fand die Start-up-Gründerin Marlene Haas, und gründete »Lust auf besser leben« (LABL). Ihr Ziel: Bürgern und nachhaltigen Kleinstbetrieben die Möglichkeit zu geben, miteinander in Kontakt zu treten und sich durch eine lokale Gemeinschaft in ihrer Stadt zu vernetzen. »Wir sind immer noch in einer Art Pilotphase, aber das Netzwerk wächst«, erzählt Marlene Haas stolz.
Was nützt es mir, wenn ich in der Nachbarschaft Biogemüse und Schuhe aus der Fairtrade-Produktion habe, davon aber nichts weiß? Auch hier will LABL nützlich sein und vernetzen. Damit Verbraucher und Betriebe sich schneller finden, entwickelte Marlene Haas mit ihrem dreiköpigen Team eine App. »Um sich in unserer App registrieren zu können, muss man mindestens ein nachhaltiges Produkt haben«, erklärt die 24-jährige Unternehmerin die Voraussetzungen. »Will man aktives Mitglied im LABL-Netzwerk werden, muss man sich allerdings auch auf den Prozess der Nachhaltigkeitsentwicklung einlassen.« Das Interesse ist jedenfalls da, sagt sie, derzeit sind es gerade 38 Betriebe, mit denen das dreiköpige Team demnächst die Nachhaltigkeitsentwicklung durchführen will.

Das und die Beobachtung, dass das Bewusstsein für nachhaltigen Konsum in der Gesellschaft wächst und die Nachfrage nach ökologischen Produkten aus der Region steigt, brachte Marlene Haas auf die Idee, eine Plattform zu gründen, auf der beide Seiten, regionale Kleinbetriebe sowie Bürger, einander begegnen können.
Nachhaltigkeit sichtbar machen
Entwicklung, Vernetzung und Öffentlichkeit – das bietet LABL jenen Betrieben an, die sich bei ihnen als Mitglieder registrieren. Im Bereich »Entwicklung« enthalten sind beispielsweise der Selbstcheck sowie individuelle Workshops.
»Beim Nachhaltigkeits-Selbstcheck schauen wir uns gemeinsam mit den Betrieben an: Was ist an meinem Produkt oder in meinem Betrieb nachhaltig oder was kann ich noch verbessern?« erklärt die LABL-Gründerin. Im Anschluss werden die Ergebnisse auf einem Nachhaltigkeitswürfel plastisch dargestellt.
Die Betriebe haben dann die Möglichkeit, diesen in ihrem Laden oder Betrieb sichtbar zu platzieren und die Kunden auf diese Weise zu informieren, welche Produkte nachhaltig sind und warum. »Der Würfel ist ein Spiegel der Nachhaltigkeit in diesem Betrieb«, erklärt sie. Diese Transparenz könne zu einem größeren Vertrauen zwischen Geschäftsinhabern und Kunden beitragen.
Öko-Bewusstsein am Stammtisch schaffen

Ein weiterer Schritt für eine bessere Vernetzung ist die Organisation von Stammtischen. »Bisher hatten wir uns mehr auf die Betriebe fokussiert, jetzt wollen wir ein Pendant für die Bürger schaffen«, erklärt Marlene. Bei Bürgerstammtischen soll den Bürgern mehr Raum gegeben werden für Fragen: »Denn wenn jemand einfach nicht weiß, warum er den Müll trennen soll«, sagt sie, » dann weiß er es eben nicht. Dann kann man ihn informieren, ohne ihm vorzuwerfen: Wie, das weißt du nicht?«
Erst der Anfang
Bisher ist das Netzwerk LABL nur in Frankfurt aktiv. »Doch wir hatten auch schon Anfragen aus verschiedenen Städten«, verrät Marlene Haas. Sobald die Pilotphase abgeschlossen ist, will sie ihre Geschäftsidee auch in anderen Städten realisieren. »Doch das ist noch in weiter Ferne«, gesteht die Unternehmerin, und es ist noch einiges zu tun.
So ist auch die Frage der Finanzierung nicht vom Tisch. Derzeit wird ihr Projekt über die EU-Initiative »Climate KIC« gefördert, ab Januar soll ein Teil der Ausgaben über die Mitgliedschaftsbeiträge inanziert werden. Da aber die Idee ist, dass jeder Betrieb die Höhe des Betrags selbst festlegen kann, bedarf es weiterer Einnahmequellen. So arbeiten die Organisatoren an einer Art »soziales« Payback-System –so der provisorische Arbeitstitel.
Die
Idee: Der Kunde kauft ökologisch und
sozial nachhaltige Produkte aus der Region, durch das Payback-System fließen Cent-Beträge in eine Gemeinschaftskasse, aus der weitere Projekte und Veranstaltungen für die LABL-Mitglieder inanziert werden können. Auf diese Art würde sich der Kreislauf schließen und eine Win-Win-Situation für alle geschaffen. »Im Moment konzentrieren wir uns noch darauf, dass unser Konzept funktioniert und dass wir durch unsere Arbeit Nachhaltigkeit wirklich greifbar machen«, betont sie. Mit ihrer Geschäftsidee hat die Start-up-Gründerin den Nerv der Zeit getroffen. Der Wunsch nach mehr lokaler Vernetzung von ökologischen und sozialen Produkten findet auch in weiteren Projekten Ausdruck.

Weitere Infos www.lustaufbesserleben.de
Julia Herz-el Hanbli lebt und arbeitet als Journalistin, Autorin und Bloggerin in Mainz.
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Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2015 - Grünes Reisen im Trend erschienen.

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