Wasserstoff nicht verheizen

Verbände appellieren an Deutschlands Bürgermeister:innen

In diesen Tagen flattert etwa 7000 deutschen Bürgermeister:innen Post ins Haus: In einem offenen Brief warnen 217 Organisationen davor, Wasserstoff großflächig in der kommunalen Wärmeplanung einzuplanen. Während die Gaslobby in den Kommunen dafür wirbt, die Gasnetze auf Wasserstoff umzustellen, mahnen große Umweltverbände: Grüner Wasserstoff bleibt ein sehr rares Gut. Die ineffiziente Technik könnte für Hausbesitzer:innen teuer werden und den Ausstieg aus fossilem Gas unnötig verzögern.
 
© akitada; pixabay.comBis spätestens Mitte 2028 müssen alle Kommunen einen Plan vorlegen, wie sie ihre Gemeinden künftig klimaneutral mit Wärme versorgen wollen. Obwohl es wissenschaftlicher Konsens ist, dass Wasserstoff zum Heizen von Gebäuden ungeeignet ist, wirbt die Gaslobby für einen flächendeckenden Einsatz von Wasserstoff in der Wärmeversorgung. Über Plattformen wie "H2 vor Ort" und "H2 kommunal" versucht die Gasindustrie, Stadtwerke und Kommunen für ihre Zwecke einzuspannen.

"Das Kalkül der Gaslobby: Wenn Kommunen auf Wasserstoff setzen, profitiert die Gaswirtschaft, weil sie einerseits noch sehr lange Erdgas verkaufen kann und sie andererseits mit Wasserstoff ihr fossiles Geschäftsmodell retten will", sagt Henning Peters, Referent für Energie und Klima am Umweltinstitut. "Dadurch leidet auch der Klimaschutz: Wo heute im großen Stil geplant wird, mit Wasserstoff zu heizen, ohne dass dieser tatsächlich zur Verfügung steht, laufen fossile Anlagen einfach weiter und heizen die Klimakrise weiter an."

Konkret wird in dem offenen Brief davor gewarnt, in der kommunalen Wärmeplanung Wasserstoff-Heizgebiete auszuweisen. Auch in Wärmenetzen sollte Wasserstoff allenfalls zur Abdeckung der Spitzenlast vorgesehen werden.

Wissenschaft: Wasserstoff ist in der Gebäudewärme irrelevant
Die Absender des Briefes verweisen auf mehr als 50 unabhängige wissenschaftliche Studien. Diese belegen, dass Wasserstoffheizungen vier- bis sechsmal mehr Energie verbrauchen als handelsübliche Wärmepumpen, weil die Herstellung von Wasserstoff sehr viel Strom benötigt.

"Wasserstoff ist zu kostenintensiv und aufwändig zu produzieren, um ihn buchstäblich zu verheizen. Selbst langfristig wären Wasserstoffheizungen insgesamt etwa doppelt so teuer wie Wärmepumpen oder Wärmenetze. Wasserstoff sollte nur für spezielle Anwendungen eingesetzt werden, für die es keine Alternativen gibt", sagt Mira Jäger, Energie-Expertin von Greenpeace. "Wenn Kommunen heute Wasserstoff-Heizgebiete ausweisen, riskieren sie hohe Folgekosten für ihre Bürger:innen und handeln nicht im Sinne des Klimaschutzes."

Kontakt: Greenpeace e.V., Mira Jäger | mira.jaeger@greenpeace.org | www.greenpeace.de


Technik | Energie, 21.03.2024

     
        
Cover des aktuellen Hefts

Save the Ocean

forum 02/2025 ist erschienen

  • Regenerativ
  • Coworkation
  • Klimadiesel
  • Kreislaufwirtschaft
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
30
APR
2025
Franz Alt: Die Solare Weltrevolution - Aufbruch in eine neue Menschheitsepoche
In der Reihe "Mein Klima… in München"
80331 München und online
07
MAI
2025
MakerCamp Genossenschaften 2025
Genossenschaftliche Lösungen in Wirtschaft, Kommunen und Gesellschaft
65189 Wiesbaden
21
MAI
2025
LVR-Kulturkonferenz 2025: Kultur. Nachhaltig. Wirtschaften.
Welchen Beitrag leistet Kultur zum wirtschaftlichen Wachstum?
47805 Krefeld
Alle Veranstaltungen...

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Politik

"Wir brauchen Menschen, die vom Geist Europas beseelt sind und ihn allen Widrigkeiten zum Trotz zur Geltung bringen wollen."
Christoph Quarch überlegt, was wir den tyrannischen Ambitionen des globalen Trumpismus und des hiesigen Rechtspopulismus entgegensetzen können
B.A.U.M. Insights
Lassen Sie sich begeistern von einem Buch, das Hoffnung macht.

Jetzt auf forum:

Nachhaltiges Handeln für Region und Ressourceneffizienz

Wenn der Boden unter den Füßen erodiert

PRISMA in Frankfurt

Nach dem Einsturz

Schwartauer Werke gewinnen CSR-Preis der Bundesregierung in der Kategorie „Wirkungsvoller Schutz des Klimas und der Biodiversität"

Die intelligente Tranformation: ESG + KI = Zukunftssicherung

Mehr Nachhaltigkeit, weniger Kosten

Mut und Machen – Tollwood Sommerfestival 2025, 19. Juni bis 20. Juli in München

forum extra, Beilage in der Wirtschaftswoche
  • Kärnten Standortmarketing
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • circulee GmbH
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW)
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • toom Baumarkt GmbH
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • Engagement Global gGmbH
  • NOW Partners Foundation
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig