Krieg und Kohle im Knax-Land
Unethische Geldanlagen
Die Sparkassen wollen die Bank in der Mitte der Gesellschaft sein. Trotzdem ignoriert ihre Fondsgesellschaft Deka die gesellschaftlichen Debatten um Klimawandel und Rüstungsexporte. Mit öffentlichem Druck können wir alle dafür sorgen, dass unethische Geldanlagen aus den Fonds verschwinden.

The Big Four
In der Welt der offenen Publikumsfonds, die besonders für Kleinanleger interessant sind, gehören die Sparkassen mit ihrer Fondsgesellschaft Deka Investment zu den vier großen Anbietern. Laut aktueller Investment-Statistik des deutschen Fondsverbands BVI hat Deka Investment mit einem verwalteten Netto-Fondsvermögen von mehr als 125 Milliarden Euro einen Marktanteil von über 16 Prozent. Damit spielt Deka in einer Liga mit den führenden deutschen Anbietern DWS, Allianz und Union Investment. Mit ihnen teilt sich die Sparkasse jedoch auch ein Problem: Die mangelnde Ethik bei ihren Investitionen. Eine Stichprobe der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald von Juni 2018 ergab: Die von Sparkassen angebotenen Deka-Fonds enthalten immer wieder Kohle- und Rüstungskonzerne. Hinter Fondsnamen wie „Deka-DividendenStrategie" oder „Deka-BasisStrategie Renten" verbargen sich unter anderem Kohlefirmen wie RWE, NTPC, Uniper oder Tauron, die mit ihren bestehenden und geplanten Kohlekraftwerken die Klimaziele der Weltgemeinschaft massiv gefährden. Die Fondsmanager hatten das Kundengeld auch in Rüstungskonzerne wie BAE Systems, Airbus und Rheinmetall investiert, die ihre tödlichen Produkte unter anderem an Kriegsparteien im Jemen liefern.
Das bedeutet: Das Bild der netten, nachhaltigen Sparkasse, es hängt schief. Die Bank, die mit dem „Knax-Klub", Heile-Welt-Comics und Plüscheisbären Nachwuchssparer einfangen will, lässt ihre Kunden gleichzeitig in Krieg und Klimakrise investieren.
Ausschlusskriterien überprüfen
Interessanterweise schließt die Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka andere umstrittene Sektoren bereits von Anlagen aus, zum Beispiel Hersteller von Landminen und Streumunition oder Spekulationen auf Grundnahrungsmittel. Ähnliche Ausschlüsse gibt es beim Konkurrenten der Genossenschaftsbanken, Union Investment. Bei DWS und der Allianz gibt es diese Ausschlüsse nur zum Teil. In allen Bereichen gab es in den vergangenen Jahren starke öffentliche Debatten, nachdem Recherchen von NGOs und Medienberichte die Rolle der Finanzindustrie transparent gemacht hatten.
Doch Konzerne, die die Klimakrise vorantreiben oder Rüstungsgüter in aktuelle Kriege liefern, werden bis heute nicht konsequent von Investitionen ausgeschlossen.
Dabei lehnen Verbraucher besonders Geschäfte mit Rüstungsgütern klar ab. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentrale Bremen, in der es um staatlich geförderte Rentenprodukte ging, ergab, dass 76 Prozent der Befragten für ein Verbot von Investitionen in die Waffen- und Rüstungsindustrie votieren. Laut jüngsten Umfragen ist zudem eine Mehrheit der Deutschen für einen raschen Ausstieg aus Kohle als Energieträger. Beides sind gesellschaftliche Wünsche, die die Fondsmanager von Deka und Co. offensichtlich noch nicht hören wollen.
Sparer haben es in der Hand

Die meisten Sparer wissen nicht, was die Banken und Fondsanbieter mit ihrem Geld machen: „Ihnen ist nicht bewusst, dass ihr Geld auch in Unternehmen angelegt sein kann, die Kriegsländer mit Waffen beliefern oder die ungehemmt auf den Ausbau der Kohleindustrie setzen", sagt Kathrin Petz, Campaignerin bei urgewald. Ähnliche Erfahrungen haben Verbraucherschützer gemacht: „Viele Anleger kritisieren, dass ihr Kreditinstitut sie nicht aktiv auf nachhaltige Anlageprodukte hinweist", schreibt die Verbraucherzentrale NRW in einer Untersuchung aus dem Jahr 2016.
Das bedeutet, um genaues Nachfragen und Nachschauen kommen die Fonds-Kunden momentan nicht herum. Wenn sie ganz sicher gehen wollen, sollten sie nach Fonds der Nachhaltigkeitsbanken fragen, die in diesen Feldern strenge Ausschlusskriterien haben, ebenso zum Teil die Kirchenbanken und auf Ethik und Umweltschutz ausgerichtete Fondsanbieter. Zahlenmäßig spielen solche Aspekte bisher aber nur für einen kleinen Teil aller angebotenen Fonds eine Rolle, obwohl die Umfrage der Verbraucherzentrale Bremen zeigt, dass die Hälfte der befragten Geldanlagekunden ethische und ökologische Kriterien befürwortet.
Ohne mehr Angebote und Informationen durch die Banken wird die Nachfrage also auch nicht kommen. Sparkassen, Volksbanken und erst recht die Privatbanken müssen Investmentbereiche, die eine Mehrheit in der Gesellschaft klar ablehnt, schon von sich aus ausschließen, wollen sie ihre Glaubwürdigkeit bei Ethik und Nachhaltigkeit nicht völlig verlieren. Auf diesen Hebel setzt urgewald in einer aktuellen Kampagne zum Sparkassen-Fondsanbieter Deka. Auf der urgewald-Website können Interessierte gegen unethische Fonds-Investitionen unterschreiben und und auf www.dekaprotest.de mit mit wenig Aufwand Protest-Mails an ihre Sparkasse vor Ort schicken. So will urgewald den öffentlichen Druck erhöhen und die Sparkassen endlich wachrütteln. Auf dass im Knax-Land bald wirklich Frieden herrscht!
Mit gutem Gewissen sparen und investieren
urgewald ist eine Umwelt- und Menschenrechtsorganisation mit Schwerpunkt auf Finanzwirtschaft. Sie geht direkt mit Verantwortlichen in Konzernen ins Gespräch und organisiert Protest von außen. In Broschüren und Studien zeigen die urgewald-Experten, wo das Geld von Banken, Versicherern und Investoren Umwelt zerstört und Menschenrechte gefährdet. Neben der aktuellen Kampagne zur Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka Investment veröffentlicht urgewald regelmäßig Analysen zu den Geldgebern von Waffen- und Kohlekonzernen wie RWE und Rheinmetall und informiert Verbraucher über die Alternativen. Mehr Informationen dazu auf www.urgewald.org. Außer mit Spenden und Förderbeiträgen können Interessierte die Arbeit seit Kurzem auch als Stifter langfristig unterstützen. Die urgewald-Stiftung ist am 28. Januar 2019 gegründet worden.
Weitere hilfreiche Informationen zur ethischen Geldanlage
|
Moritz Schröder-Therre ist Diplom-Journalist und hat mit Fokus auf Wirtschafts- und Nachhaltigkeitsthemen für Medien wie das WDR-Fernsehen, enorm, natur, Tagesspiegel und Handelsblatt gearbeitet. Seit 2015 ist er Pressesprecher bei der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald. Sein Credo: „Aus meiner Arbeit weiß ich, welchen entscheidenden Hebel Banken mit dem Geld ihrer Kunden in der Hand halten. Ohne Kredite, Versicherungen und Investitionen kann kein unethisches Konzernprojekt realisiert werden. Diesen Hebel möchte ich mit meiner Arbeit in Richtung Ethik bewegen, damit wir als Gesellschaft in die richtige Richtung gehen.
Lifestyle | Geld & Investment, 01.03.2019
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2019 - Time to eat the dog erschienen.

Künstliche Intelligenz oder natürliche Dummheit?
forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2023 mit dem Schwerpunkt: Künstliche Intelligenz
- Pflanzliche Ernährung
- Multi-Akteurs-Netzwerke
- Freude, schöner Götterfunken
- Stromspeicher
Kaufen...
Abonnieren...
10
JUN
2023
JUN
2023
WOCHE DES WASSERSTOFFS 2023 (WDW)
Wasserstoff-Events in ganz Deutschland
deutschlandweit, 10.-18.06.
Wasserstoff-Events in ganz Deutschland
deutschlandweit, 10.-18.06.
12
JUN
2023
JUN
2023
DIGISUSTAIN – Digitalization through Sustainability
B2B Conferences & Exhibition
60327 Frankfurt am Main
B2B Conferences & Exhibition
60327 Frankfurt am Main
12
SEP
2023
SEP
2023
Gemeinsam ist es Klimaschutz

natureOffice nimmt Sie mit auf die Reise durch den Klimakosmos - gleich YouTube-Kanal abonnieren und Baum pflanzen!
Politik

Christoph Quarch empfiehlt Boris Palmer die Beschäftigung mit der politischen Philosophie der alten Griechen.
Jetzt auf forum:
PURINA unterstützt Forschung zur Rolle von Meeresalgen in der Regenerativen Landwirtschaft
Zukunftsfähiges Bauen mit Glas
Firmen-Engagement im Deutschland summt!-Pflanzwettbewerb
DIGISUSTAIN - WE NEED CHANGE | Konferenzen und Ausstellung zu Nachhaltigkeit durch Digitalisierung