Ein Biokorridor auf der Bananenfinca
Bananenfinca Platanera Río Sixaola pflanzt 65.000 Bäume im Anbaugebiet, um Artenvielfalt zu schützen
Bananen gehören nach wie vor zu den Lieblingsfrüchten der Deutschen. Gesund, nahrhaft und süß werden sie selbst von den wählerischsten Kindern meist gerne gegessen. Ein Großteil dieser hierzulande verspeisten krummen Gelben kommt aus Lateinamerika. Bananen mögen konstant hohe Temperaturen und viel Niederschlag. Die Bananenanbauregionen gehören auch zu den artenreichsten Gebieten der Erde. Komplexe Ökosysteme sind dort Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten. Einige Arten kommen nur dort vor und haben sich über Jahrtausende genau auf diese Lebensräume spezialisiert.
In Costa Rica gibt es heute glücklicherweise strenge staatliche Auflagen, um zum Beispiel Abholzung zur Gewinnung landwirtschaftlicher Fläche zu vermeiden. Große Gebiete des Landes sind unter Schutz gestellt. Dennoch ist der Pestizideintrag – gerechnet auf die Landesfläche – nach wie vor einer der höchsten der Welt. Die Verantwortung dafür liegt unter anderem bei der exportorientierten Bananen- und Ananasindustrie. Großflächige quadratische Monokulturen sollen eine möglichst effiziente Bewirtschaftung gewährleisten.
Für wandernde Tiere ist diese Fragmentierung von Landschaften ein großes Problem. Nur noch selten vorkommende Arten wie der Jaguar brauchen große Waldgebiete für ihre Streifzüge. Und eine Bananenstaude dient ihnen dabei nicht als Deckung, von einer Ananaspflanze ganz zu schweigen. Auch auf den ersten Eindruck weniger spektakuläre Tierarten fühlen sich in großen Monokulturen nicht wohl. Bienen und andere Bestäuber finden dort keine Nahrung, entsprechend bleiben Vögel fern. Faultiere nutzen Bananenstauden nicht, um von einem Waldstück zum nächsten zu klettern. Rote Aras – ihr Leben lang als Paar unterwegs – müssen zurückweichen, um hohe Baumwipfel als Schlafstätte zu finden.
Staatliche Kontrollmechanismen sind wichtig. Aber auch Unternehmen sollten den Schutz der Artenvielfalt unterstützen: gezielte Anpflanzungen im Feld können von Tieren als Korridor genutzt werden. Am besten werden regionale Arten gepflanzt, deren Samen und Früchte verschiedenen Tieren als Nahrung dienen, die Schutz und Nistmöglichkeiten bieten. Derartige Korridore wären auch in deutschen Maisäckern sinnvoll.
Platanera Río Sixaola hat vor einigen Monaten begonnen, einen Korridor auf dem Betriebsgelände anzulegen. Dazu werden verschiedene Bereiche der Finca – ein Agroforst, eine Lagune und ein Sekundärwald – miteinander verbunden. Insgesamt werden 65.000 Bäume und 35 verschiedene, teilweise bedrohte Arten gepflanzt. Diese Grünachse wird sich über 10ha erstrecken. Das Vorhaben wird wohl einige Jahre in Anspruch nehmen, bis die Bäume groß sind, wird es Jahrzehnte dauern. Nun wird motiviert gepflanzt und gegossen – die Ara-Einflugschneise und der Faultierwald sind vor dem geistigen Auge schon deutlich sichtbar.
Umwelt | Naturschutz, 10.04.2017
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