Lust und Last
Lebensmittelverpackungen
Trotzdem werden ca. 15-20 Prozent der Nahrungsmittel im Handel oder beim Verbraucher weggeworfen, weil sie nicht rechtzeitig verkauft oder verzehrt werden. Darum werden die Verpackungsmaterialien ständig optimiert. Sie sollen die Haltbarkeit verlängern und die Produkte besser schützen. Darüber hinaus sollen sie klarer über Haltbarkeit und Qualitätszustand informieren und der zunehmenden Individualität der Verbraucher Rechnung tragen. Viele Informationen auf der Verpackung sind unabdingbar, denn leider sieht man einem losen Produkt nicht an, ob es vegan, Bio, gluten- oder laktosefrei, halbfett, vollfett oder fettfrei ist, von welchem Tier es stammt und wie es geschlachtet wurde. Mit der Vielfalt der Waren wachsen die Ansprüche der Verbraucher, auch die an die Verpackung.
Leider wächst damit auch die wechselseitige Beeinflussung von Verpackung und Produkt. Wie wirken sich Verpackungsmaterialien oder deren vielfältige Bestandteile (bis zu 200 verschiedene bei einem ‚simplen’ Joghurtbecher) auf die Produkte aus? Welche Beschichtungen oder Grundstoffe vertragen sich untereinander oder mit dem Nahrungsmittel? Welche Einwirkungen gehen von anderen Packungen aus, die neben einem Produkt liegen, das für sich gesehen ‚im Reinen’ ist?
Papier ist ein sehr nachhaltiges Verpackungsmaterial, wenn seine Produktion nicht zur Abholzung von geschützten und lebenswichtigen Wäldern führt. Aber auch hier gibt es spannende Alternativen, die sich langsam am Markt durchsetzen: Karton und Papier aus Agrarabfällen, also Pflanzenfasern, die ähnlich wie Holz verarbeitet werden können. Häufig werden 80 bis 90 Prozent einer Agrarpflanze nicht zu einem Lebensmittel verarbeitet, wie zum Beispiel beim Getreide das Stroh, dessen Fasern ein enormes Potenzial für die Papierherstellung haben und das in riesigen Mengen vorliegt. Ähnlich verhält es sich bei Papier aus Gras, das aus nicht bewirtschafteten Flächen stammt. Das Gras wurde bisher nicht genutzt oder kann nicht vollständig als Dünger oder für Biogas verwendet werden. Die Mengen sind so groß, dass problemlos ein Teil des Holzanbaus für die Papierherstellung ersetzt werden könnte. Die Verarbeitung ist zudem einfach, weil die Grasfasern weicher als Holzfasern sind. Da Gras großflächig verfügbar ist, bieten sich hier Chancen für die regionale Papiererzeugung und neue Arbeitsplätze.|
Hinweis: Deshalb planen wir in forum einen
Schwerpunkt, der die einzelnen Sichtweisen und Entwicklungen vom Rohstoff über das Design, die Produktion, Nutzung und Wiederverwertung von Verpackungen eingehend beleuchten soll. Wir freuen uns hier wie immer auf Anregungen und Best Practice aus der Leserschaft von forum. |
Peter Désilets ist Vorstand der pacoon AG, einer führenden Designagentur für nachhaltige Verpackungslösungen. Er hat im März 2017 in München die SOLPACK 2.0 – Internationale Konferenz für nachhaltige Verpackungen ausgerichtet, um Unternehmen bei ihren Nachhaltigkeits-Bestrebungen zu unterstützen und eine Netzwerk-Plattform für mehr Austausch zu bieten.
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2017 - Wie ernähren wir uns in Zukunft? erschienen.
Weitere Artikel von Peter Désilets:
Zukünftig mehr Regeln durch Verpackungsgesetz, nationale Initiativen zur Kreislaufwirtschaft, EU Packaging and Packaging Waste Regulation
Es kommt Bewegung in die Verpackungsindustrie: Das Verpackungsgesetz und nationale Initiativen zur Kreislaufwirtschaft sowie die zu erwartende Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) auf EU-Ebene regeln zukünftig viele Details. Sie bestimmen damit, welche Verpackungen in Zukunft überhaupt noch in den Markt gebracht werden dürfen und wie sie beschaffen sein müssen, um verkehrsfähig in Europa zu sein.
Die Branche bewegt sich langsam... und zwar schnell!
Im Bereich Verpackungslösungen herrschte lange das Dreieck des Wartens. Hersteller, Verpackungslieferanten, Handel – jeder hat auf den anderen gewartet. Man erwartete, dass der andere sich bewegt und etwas tut, fordert oder liefert.
Herausforderung für Designer, Produzenten, Industrie und Abfall-Verwertung
Am 5. Juli 2017 hat der Deutsche Bundestag das Verpackungsgesetz (VerpackG) zur Fortentwicklung der haushaltsnahen Getrennterfassung von wertstoffhaltigen Abfällen beschlossen, das am 1. Januar 2019 in Kraft treten wird. Damit soll erreicht werden, dass mehr wertvolle Ressourcen geschont und einmal verwendete Rohstoffe wieder in den Produktionskreislauf zurückfließen.
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- Mit diesem Schritt markiert der Verlag bewusst eine Zeitenwende – hin zu einer Wirtschaft, die Zukunft schafft, statt nur Probleme zu verwalten.
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