Lastenräder kommen leise, aber gewaltig … (Teil 2)

Gesünder, günstiger und schneller sind Lastenräder im Gegensatz zu konventionellen Kraftahrzeugen

Das Liegerad punktet durch den niedrigen Luftwiderstand, im Bild mit 2 TreteinrichtungenSchneller unterwegs als man denkt …

Zwar erreichen moderne Kleintransporter Spitzengeschwindigkeiten von 160 km/h und mehr (natürlich bei entsprechendem Spritverbrauch), in der Stadt jedoch liegen die tatsächlich erreichten Durchschnittsgeschwindigkeiten zwischen 20 und 30 km/h. Bei Lastenrädern kann man mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 km/h rechnen, wobei einige begünstigende Faktoren hinzukommen: Unberechenbarkeiten wie Staus und Parkplatzsuche entfallen, Abkürzungen und enge Wege können benutzt werden, und oft kommt man mit dem Fahrrad näher an das Ziel der Lieferung heran, sei es eine Haustür, ein Laden oder eine Produktionsanlage.


… kostengünstiger als herkömmliche Lieferfahrzeuge

Viele Güter sind Hunderte oder Tausende von Kilometern gereist. Doch die sogenannte letzte Meile ist besonders teuer, entstehen doch 70 Prozent der Lieferkosten auf den letzten 1,5 Kilometern. Anders sieht es aus, wenn man für die letzte Meile Lastenräder einsetzt.

Es liegt auf der Hand, dass selbst ein spezialisiertes Lastenrad weniger kostet als ein neues Auto. Auch im Unterhalt sind die Unterschiede enorm. Ein Lastenrad verursacht – auch bei elektrischer Unterstützung – keine bis geringe Energiekosten. Für die meisten Fahrradtypen entfällt zudem die Kfz-Haftpflichtversicherung; nur für die S-Pedelecs, bei denen der Elektroantrieb über 25 km/h nicht abgeregelt wird, besteht Versicherungs- und Führerscheinpflicht.

Weiterhin sind die Kosten für Stellflächen deutlich geringer, ebenso wie die Kosten für Reparatur und Wartung. Der VCD (Verkehrsclub Deutschland) bietet einen Online-Kostenrechner an, mit dem sich bequem die Kosten-Unterschiede zwischen Lastenrädern und ausgewählten Kfz-Modellen ausrechnen lassen.


… und mit großer Typenvielfalt.

Der „Use Case" für das Lastenfahrrad im Allgemeinen besteht darin, die Lücke zwischen Auto und normalem Fahrrad zu schließen. Aber Lastenfahrrad ist nicht gleich Lastenfahrrad. Entscheidend für die Auswahl des richtigen Modells sind die Art und Menge der durchschnittlich transportierten Güter sowie die örtlichen Gegebenheiten.

Einspurige Räder sind im Fahrverhalten mit normalen Fahrrädern vergleichbar. Aufgrund ihrer Bauweise sind sie wendig, können zwischen parkenden Autos hindurchfahren und benötigen nur eine geringe Abstellfläche. Sie eignen sich für geringe Transportvolumen.

Mehrspurige Räder sind breiter und weniger wendig als einspurige Räder. Sie eignen sich für großvolumige Güter. Diese Fahrzeuge gibt es als Heck- und Frontlader und auch in Versionen als Liegerad. Die Handhabung wird dadurch erleichtert, dass sie beim Abstellen keinen Ständer benötigen. Da mehrspurige Räder viel Platz bieten und stabil stehen, werden sie oftmals als mobiler Verkaufs- und Informationsstand genutzt.


Sind mit dem Lastenrad besondere Gefahren verbunden?

Dass sich ein Fahrrad mit hoher Zuladung anders verhält als das gewohnte Fahrrad mit gerade mal einem Einkaufskorb auf dem Gepäckträger, dürfte einleuchten. Und auch wenn der Fahrer sein Fahrzeug perfekt beherrscht, er kann nur so sicher sein, wie die Technik es zulässt. Bei einem Lastenfahrrad sind die Ansprüche an Lenkung und Bremsen deutlich höher als bei herkömmlichen Fahrrädern oder auch E-Bikes. Achten Sie deshalb auf hohe Qualität und solide Bauweise. Selbstverständlich muss eine ausreichende Rundumsicht gewährleistet sein, was besonders bei voll verkleideten und „kutschenartigen" Modellen eine Herausforderung darstellt. Wir empfehlen daher aus eigener Erfahrung dringend eine Übungsfahrstunde, bevor es in den hektischen Großstadtverkehr geht. Unterschätzen Sie dabei nicht die Kippgefahr bei den dreirädrigen Modellen – vor allem bei Frontladern.

Die Wal des richtigen Transportmittels in Abhängigkeit vom Gewicht der Zuladung und der Entfernung. © Christine van Meegen

CO²-Bilanz verbessern und sparen

Generell gilt die Faustregel: Je größer der Fahrzeugpool, desto besser können die Fahrzeuge auf den Einsatzzweck hin angepasst werden. Große Fahrzeuge müssen dann nicht für kleine Lieferungen eingesetzt werden und beim innerbetrieblichen Aktentransport, beim Transport von Werkzeugen oder im Postdienst ist ein Lastenrad fast immer die bessere Wahl. Bei Anschaffungskosten zwischen 1.000 und 5.000 Euro stellt sich die Frage, ob Kauf oder Leasing sinnvoll ist. Für den Kauf spricht, dass Sie die Fahrzeuge dauerhaft modifizieren können, etwa durch Werbung oder individuelle Aufbauten. Beim Leasing hingegen sparen Sie Kapital für Anschaffungskosten und die monatlichen Leasingraten sind als Betriebsausgaben steuerlich absetzbar. Zudem können Sie nach Ablauf von zwei Jahren auf neue Modelle umsteigen.

Egal wie Sie sich entscheiden: Mit Rädern und Lastenrädern in ihrer Unternehmensflotte sorgen Sie nicht nur für eine Verbesserung des Flottenverbrauches und damit der CO²-Bilanz Ihres Unternehmens. Sie sorgen auch für begeisterte und gesunde Mitarbeiter und eine lebenswerte Innenstadt.

Sie helfen, dass die endlos im Stand oder Stau vor sich „hindieselnden" Lieferfahrzeuge bald der Vergangenheit angehören.


So finden Sie das richtige Rad

Um die Auswahl zu erleichtern, hat der ADFC München (Deutscher Allgemeiner Fahrrad Club) eine aktuelle Übersicht der zwei- und dreirädrigen Lastenradtypen erstellt, in der die Vor- und Nachteile wie Gewicht, allgemeines Fahrverhalten, mögliche Zuladung, Kurvenverhalten usw. skizziert sind.

Das brandneue VCD-Projekt „Lasten auf die Räder!" bietet eine E-Lastenrad-Datenbank an, mit deren Hilfe Sie das für Ihre spezifischen Einsatzzwecke passende E-Lastenrad finden können.

Neben einer Produktschau, die VELOTransport seit 2012 deutschlandweit mit Förderung des Bundesverkehrsministeriums veranstaltet, um der Öffentlichkeit ausgewählte Lastenräder zu präsentieren, finden Sie auf dem unabhängigen Informationsportal auch eine umfangreiche Marktübersicht.

Die größte Produktdatenbank von Rädern, Anhängern und Zubehör finden Sie auf den Seiten des EU-Projektes Cyclelogistics.

In Andreas Kuppingers Nutzradkatalog finden Sie eine Gesamtübersicht über das faszinierend vielfältige Angebot von Lasten- und Nutzrädern für alle nur denkbaren Einsatzzwecke.

Falls Sie sich für die Option Leasing interessieren, ist Leaserad eine gute Anlaufstelle.

Und wer in München ein Lastenrad ausleihen will sei auf das Projekt „Daniel" des ADFC hingewiesen. Dank großzügiger Spende stehen Fahrzeuge zur kostenlosen Ausleihe bereit. Auch hier gilt: Teilen ist besser als besitzen.

Weitere Infos

Leitfaden Lastenräderwww.adfc.de | www.lastenrad.vcd.org | www.velotransport.de

www.cyclelogistics.eu | www.nutzrad.de | www.leaserad.de

www.lastenrad-muenchen.de


Die beim Kirchentag 2013 gesammelten Erfahrungen über die Einsatzmöglichkeiten von Lastenrädern wurden unter dem Titel „Leitfaden Lastenräder einsetzen bei Großveranstaltungen, in Großeinrichtungen" im April 2014 veröffentlicht. Die Broschüre kann als pdf unter www.kirchentag.de/fahrrad heruntergeladen sowie in der Geschäftsstelle des 35. Deutschen Evangelischen Kirchentags 2015 kostenfrei angefordert werden: umwelt@kirchentag.de.

Hier gelangen Sie wieder zum 1. Teil des Artikels.


Technik | Mobilität & Transport, 01.07.2014
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2014 - Tooooor! 3:0 für Nachhaltigkeit erschienen.
     
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