Huckepack über 750.000 Menschen in Krisenregionen Lebenselixier Wasser gebracht
Mobiler Wasserfilter im stationären Langzeiteinsatz bewährt
Er ist blau, lässt sich auf den Rücken schnallen und rettet Leben: der Wasserrucksack „PAUL" (Portable Aqua Unit for Lifesaving). Die Universität Kassel entwickelte ihn vor mehreren Jahren unterstützt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), das Kinderhilfswerk terre des hommes testete ihn mit Blick auf den kurzfristigen Einsatz in Katastrophengebieten. „In über 60 Ländern – von Afghanistan bis Simbabwe – wurde ‚PAUL‘ mehr als 1.850 Mal durch Hilfs- und Nicht-Regierungsorganisationen eingesetzt. Über 750.000 Menschen in Krisenregionen konnten so mit Trinkwasser versorgt werden", zeigt sich DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann vom Erfolg des Projektes überzeugt. Einen Einblick, wie „PAUL" durch das Kinderhilfswerk eingesetzt wird und damit die Leben Vieler verbessert, gibt nun ein neuer Kurzfilm, den die DBU gemeinsam mit terre des hommes Osnabrück gestern Abend erstmals vorstellte.
Schnelle Trinkwasserversorgung nach Naturkatastrophen
Erdbeben, verheerende Wirbelstürme und Vulkanausbrüche - nach Naturkatastrophen müssen Überlebende schnell mit sauberem Trinkwasser versorgt werden, erläutert Bottermann, denn verseuchtes Wasser führe zu gravierenden Erkrankungen bis hin zu Epidemien. Zwar gebe es Trinkwasseraufbereitungsanlagen für die mobile Notfallversorgung. Doch die seien meist technisch sehr aufwändig und hätten einen hohen Personal- und Energiebedarf. Oft müssten Chemikalien eingesetzt werden. Auch Transport und Inbetriebnahme solcher Anlagen seien logistisch schwierig und dauerten oft zu lange. Seit rund fünf Jahren schafft der tragbarer Wasserfilter innovative Abhilfe. Der Wasserrucksack benötigt keinen Strom oder Chemikalien. Bis zu 1.200 Liter Wasser pro Tag kann eine einzelne Filteranlage von Bakterien und Viren befreit werden. „Nicht die Menschen müssen zum Wasser kommen, sondern das Wasser kommt zu ihnen, und das in zuverlässiger und lebensschützender Qualität", so Bottermann. Die DBU förderte die Entwicklung und die ersten Praxisversuche zwischen 2005 und 2014 fachlich und finanziell mit rund 551.000 Euro.
Aus Ersthilfe wird Dauereinsatz
„PAUL funktioniert im wahrsten Sinne des Wortes kinderleicht – vier einfache Bildbeschreibungen reichen aus, um seine Anwendung zu erklären. Und da die Rucksäcke betriebsfähig gelagert werden können, ist ein Transport innerhalb weniger Stunden ins Einsatzgebiet möglich", zeigte Birgit Dittrich, Projektleiterin bei terre des hommes Osnabrück, die Vorteile des Gerätes auf. Zu Beginn des Projekts sollte der Wasserrucksack nur als Ersthilfemaßnahme in Katastrophengebieten, wie in Haiti oder Indonesien, für sauberes Trinkwasser sorgen. „PAUL" überzeugte in den ersten Praxistests so, dass er durch terre des hommes seit Mitte April auch als stationäre Wasserversorgung in zwei Gemeinden und einer Schule in Südwest-Indien benutzt wird. Alle drei Standorte sind von verschmutzter Umwelt und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. „In den vergangenen fünf Monaten konnten in den beiden Gemeinden mit zwei ‚PAUL‘-Filtern rund 95 Familien mit sauberem Trinkwasser versorgt werden. Fast 400 Kinder und das Lehrpersonal waren so nicht mehr auf das durch Schlamm, schädliche Wasserpflanzen, Müll und Fäkalien verschmutzte Wasser angewiesen, weil ein ‚PAUL‘ in ihrer Schule fest installiert war", zieht Dittrich Bilanz zu dem Projekt, das die DBU voraussichtlich bis 2019 fachlich begleiten wird.
Hier geht es zum Film über den Einsatz des DBU-geförderten Wasserrucksacks "PAUL".
Umwelt | Wasser & Boden, 11.11.2016
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