Nachhaltigkeit in der Unterhaltungsindustrie

Casino-Chips als Beispiel für mangelhafte Nachhaltigkeit in der Entertainment-Branche

Die Unterhaltungsindustrie verfolgt maßgeblich zwei relevante Ziele: Verkaufen und Unterhalten. Gerade im Elektronikbereich stellen Nutzer aber immer wieder fest, dass Produkte gerade eben so die Garantiezeit überstehen und danach pünktlich ihre Funktion aufgeben. An nachhaltiger Produktqualität scheint es immer mehr zu fehlen, geplanter Verschleiß rückt stattdessen an Stelle der dauerhaften Wertigkeit. Diese Wegwerf-Mentalität muss ein Ende haben: Aber welche Wege führen zu mehr Produktverantwortung und einem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen?

 

"Murks? Nein danke!" Mahnung zu mehr Nachhaltigkeit

Die Initiative "Murks? Nein danke!" hat nicht nur den Unterhaltungssektor aufs Korn genommen, sondern beschäftigt sich mit allen Produkten, die einfach nur Murks sind. Auf der zugehörigen Webseite können Konsumenten alle Gegenstände melden, die gerade einmal die Garantiezeit überstanden haben und somit den Weg der geplanten Obsoleszenz gegangen sind. So können Kunden nicht nur ihrem Ärger Luft machen, sondern erhalten durch Veröffentlichung der aufgetretenen Probleme auch die Chance, echte Veränderungen zu bewirken. Die gemeinnützige Verbraucherorganisation hat bereits viele Debatten in den Medien angestoßen, auch Petitionen und Fachgespräche gehören zur Agenda. «Murks? Nein danke!» wurde daher im Jahre 2013 mit dem Qualitätssiegel Werkstatt N des Rates für Nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet.

Diese Forderungen gelten auch für Unterhaltungselektronik

Die Nachhaltigkeitsinitiative hinter ihrem Gründer Stefan Schridde stellt wichtige Forderungen an die Industrie, die nicht nur dazu dienen die Zufriedenheit der Verbraucher zu steigern, sondern auch die Umwelt zu entlasten. Dazu gehören u.a.: 

- die freie Ersatzteilversorgung

- die optimierte Nutzbarkeit

- die einfache Reparierbarkeit

- regional agierende Servicedienste

- verbesserte Garantiebedingungen

- ethische Kreislaufwirtschaft

- Ressourceneffizienz

Viele dieser Punkte verstehen sich eigentlich im Zuge der Herstellung qualitativ hochwertiger Produkte von selbst - und doch besteht noch immer enormer Verbesserungsbedarf auf jedem genannten Service-Gebiet. Im Bereich der Ersatzteilversorgung stellen Kunden so immer noch regelmäßig fest, dass die zur Reparatur benötigten Teile überteuert oder schwer zu beschaffen sind, sodass die Entsorgung des defekten Produktes einfacher erscheint und häufig ein Neukauf ökonomisch rentabler ausfällt. Ein ähnliches Muster stellen auch Kunden, die einen äußerst günstigen Drucker erworben haben, immer wieder fest: Oftmals kostet der Austausch der Druckerpatronen fast so viel, wie die Anschaffung eines neuen Gerätes.

Casino-Chips als Beispiel für mangelhafte Nachhaltigkeit in der Entertainment-Branche

Casino-Chips gibt es in millionenfacher Ausfertigung als ganz klassische Währung in den Spielstätten weltweit. Egal ob rund oder rechteckig: Die Chips werden anstatt Bargeld für die einzelnen Spiele immer wieder eingesetzt, umgetauscht, gewonnen und oftmals eben auch verloren. Der Online-Anbieter PokerStars hat nun eine eigene Mini-Seite den auf Ton basierenden Chips gewidmet, in der die Geschichte – und die unrühmliche Entsorgung der ausgedienten Spielchips – detailliert beleuchtet wird.

Bis zum Jahr 1987 interessierte die Entsorgung der Chips in dem Glücksspielmekka Las Vegas niemanden. Foto: www.flickr.com, Lizenz CC BY 2.0Bis zum Jahr 1987 interessierte die Entsorgung der Chips in dem Glücksspielmekka Las Vegas niemanden, die Besitzer kippten den Müll beispielsweise tonnenweise in den Lake Mead, der durch den weltbekannten Hoover Dam aufgestaut wird. Taucher fanden die stark ausgeblichenen Chips am Grund des Sees und brachten die Umweltverschmutzung ans Tageslicht. Andere Casinobetreiber nutzten in der Vergangenheit die Wüste von Nevada, die Las Vegas von allen Seiten umschließt, um Tausende von Plastikchip zu entsorgen. Die Coins schmolzen zum Teil in der großen Hitze, sodass nach Jahren nur noch das metallische Innere zu finden war.

Einige Casinos wurden sogar auf Pokerchip-Fundamenten errichtet, zum Beispiel das Dunes und das New Frontier. Ans Tageslicht kam diese seltsame Baugestaltung erst beim Abriss der Gebäude. Ob bei diesem Bauexperiment Gedanken der nachhaltigen Ressourcenwirtschaft mit im Spiel waren, ist rückwirkend nicht zu klären, vielleicht war es auch der pure Aberglaube, der die Casinobesitzer zu dem denkwürdigen Werkstoff greifen ließ.

Seit dem Jahr 1987 gilt die gesetzliche Regelung, dass Casino-Chips stets dem ausgebenden Casino gehören. Somit liegt auch die Verantwortung für die ordnungsgemäße Entsorgung bei der jeweiligen Spielstätte. Die Spielwährung wird nun in der Regel nach Ablauf der Nutzungszeit zu Staub zermahlen, der wiederum als Rohstoff für neue Produkte dient.

 

Murks aufdecken - aktiv werden - Umdenken erzeugen

Alles, was es zu der Gesetzesänderung in Las Vegas brauchte, waren Menschen, die den Murks aufdeckten und dagegen aktiv vorgingen. Das erzeugte den nötigen Druck, um nach vernünftigen und vor allem nachhaltigen Lösungen zu suchen. Hoffen wir, dass es bald auf dem gesamten Unterhaltungssektor zu einem Umdenken kommt, wenn eine immer größer werdende Öffentlichkeit beginnt, sich zu wehren.


Lifestyle | LOHAS & Ethischer Konsum, 02.07.2015
     
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