Lebenswelt Elektromobilität

Plattform für einen branchenübergreifenden Dialog

Am 9. und 10. September 2011 fand in Mannheim der Kongress "Lebenswelt Elektromobilität" unter der Schirmherrschaft des Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) statt. Über 150 Referenten aus dem In- und Ausland stellten 420 Teilnehmern den aktuellen Entwicklungsstand und die ganze Bandbreite der technologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Elektromobilität dar.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann und der Parlamentarische Staatssekretär im BMWi, Ernst Burgbacher testen den Ladevorgang beim Projekt MeregioMobil.
Foto: Armin Rausch
Es ging vor allem um die Schnittstellen von Energie, Fahrzeug, Verkehr sowie Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Der Kongress bot gleichzeitig eine Plattform für einen branchenübergreifenden Dialog und die Vernetzung zwischen Entwicklern und Nutzern von Elektromobilität sowie Entscheidungsträgern in diesem Bereich.

Projektleiter der Modellprojekte mit dem Parlamentarischen Staatssekretär im BMWi, Ernst Burgbacher

Im Fokus standen nach zweieinhalb Jahren intensiver Forschung die Ergebnisse der sieben Modellprojekte "IKT für Elektromobilität". Rund 50 Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft waren an der Entwicklung und Erprobung IKT-basierter Schlüsseltechnologien und Dienste für den Aufbau einer Elektromobilitätsinfrastruktur beteiligt. Das BMWi hat die Forschungsanstrengungen mit rund 45 Millionen Euro Fördergeldern aus dem Konjunkturprogramm II unterstützt. Rund 10 Millionen Euro hat darüber hinaus das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit beigesteuert.

Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Ernst Burgbacher: "Damit Elektromobilität im Alltag funktioniert, brauchen wir neben bezahlbaren Elektrofahrzeugen eine funktionierende Infrastruktur: zum Beispiel für das Aufladen der Fahrzeuge, das Abrechnen und für den Austausch notwendiger Informationen zwischen Elektrofahrzeugen, Verkehrs- und Energienetzen. Die Ergebnisse der BMWi- Modellprojekte zeigen, dass wir bei vielen dieser Fragen mit Hilfe der modernen IKT einen entscheidenden Schritt vorangekommen sind."

Vorgestellt wurden im Rahmen des Kongresses zum Beispiel Lösungen für Netz schonendes Laden und Rückspeisen, Navigation und Fahrassistenz, Flottenmanagement und Mobilitätsservices sowie für einheitliche Identifikations- und Abrechnungsverfahren.

Nutzer-Diskussionsrunde: Schauspieler Hannes Jaenicke, forum-Redakteurin Tina Teucher und Jutta Benz, Urenkelin von Bertha und Carl Benz: "Mit Nachhaltigkeit als Schulfach wird auch Elektromobilität zur Selbstverständlichkeit".
Foto: Sven Bratulic
"Stadt und Land, Jung und Alt" sind Lebenswelten, die unseren Alltag bestimmen. Aber welche Bedeutung haben diese Lebenswelten für einen Alltag mit Elektromobilität? Das diskutierten in der abschließenden Podiumsdiskussion Experten und Nutzer. Besonders spannend: Die Henne-Ei-Diskussion. Bedarf es zuerst einer ausgereiften Ladeinfrastruktur, damit Elektromobilität vertraut wird oder brauchen wir zunächst genügend Elektroautos, damit sich ein flächendeckende Ladenetz lohnt? Die Experten betonten, dass der Forschungsvorsprung made in Germany beibehalten und weiter ausgearbeitet werden müsse, dabei jedoch auch der Blick über den Tellerrand z.B. auf die Nutzungsbedürfnisse in China nötig werde. Die Nutzerseite der Diskussionsrunde war sich darin, dass Bildungsarbeit nötig ist, um dem Verbraucher entgegen aller SUV-Werbungsgehirnwäsche klar zu machen, dass Lösungen wie Elektroautos Verantwortungsbewusstsein gegenüber zukünftigen Generationen beinhalten.

Expertenrunde: Prof. Dr. Henning Kagermann (Präsident der acatech), Prof. Dr. Dr. Dieter Spath (Institutsleitung Fraunhofer-Institut
für Arbeitswirtschaft und Organisation) und Helmuth von Grolman (Geschäftsführer Dialog Institut GmbH): "Trends nicht verschlafen, deutsche Invention auch zu Innovation machen, neue Geschäftsmodelle nutzen und über den Tellerrand in andere Märkte blicken."
Foto: Sven Bratulic

Neben aktuellen Ergebnissen aus laufenden Forschungsprojekten gab der Kongress auch einen Ausblick auf die Zukunft IKT-basierter Forschung im Bereich Elektromobilität.

Als Fortsetzung des Förderschwerpunktes "IKT für Elektromobilität" hat das BMWi im Frühjahr 2011 den neuen Technologiewettbewerb "IKT für Elektromobilität II - Smart Car - Smart Grid - Smart Traffic" gestartet. Das Forschungsprogramm mit einem Gesamtvolumen von ca. 77 Millionen Euro baut auf den bisherigen Resultaten auf und erweitert das Themenspektrum um den Aspekt "Smart Car".

In der ersten Einreichungsrunde des Technologiewettbewerbs sind fünf Projekte mit Unterstützung einer unabhängigen Jury für eine Technologieförderung ausgewählt worden. Die Projekte stellten sich erstmals auf dem Kongress "Lebenswelt Elektromobilität" der Öffentlichkeit vor:

iZEUS: Erprobung von Flottenenergiemanagement im Privatverkehr sowie im urbanen Wirtschaftsverkehr. Ziel des Projektes ist u. a. die Weiterentwicklung eines dezentralen Energiemanagements unter Einbindung von stationären Speichern und E-Fahrzeugen zur verbesserten Integration erneuerbarer Energien.
econnect Germany: Vernetzung von Verkehrs- und Energiesystemen durch IKT auf der Basis von Elektromobilität sowie der Infrastruktur von Stadtwerken. Geplant sind u. a. Pilotanwendungen und Forschungsthemen im Bereich Car-Sharing, Tür-zu-Tür-Navigation, lokales Lastmanagement, Laden beim Arbeitgeber, Gleich?stromladen und der Rückspeisung ins Stromnetz.
RACE: Entwicklung und prototypische Umsetzung einer zukunftsfähigen IKT-Architektur für Elektro-Pkw anhand von zwei Prototypen. Vorrangige Projektziele sind die Entwicklung einer einheitlichen und offenen Basisplattform, die Unterstützung neuer Funktionen im Fahrzeug sowie die Möglichkeit für spätere Anpassungen und Erweiterungen der IKT-Architektur.
O(SC)²ar: Erweiterung des Baukastenprinzips eines neuartigen Elektrofahrzeug-Konzepts (StreetScooter) auf eine neue IKT- und Elektronik-Architektur mit der Anbindung an Cloud-Dienste.
SecMobil: Entwicklung und Erprobung einer standardisierten Sicherheitsarchitektur, die Automobilherstellern, Energieanbietern, Verkehrsbetrieben und Dienste-Anbietern einen vertrauenswürdigen Austausch von Daten erlaubt.

Projektvorschläge für die zweite Einreichungsrunde des Technologiewettbewerbs können noch bis zum 31. Oktober 2011 beim Projektträger Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), Köln, eingereicht werden.

Nähere Informationen erhalten Sie hier.
 
 
Von Tina Teucher

Quelle:
Technik | Mobilität & Transport, 12.09.2011

     
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