Neues Tomaten-Patent für Monsanto?

Greenpeace und Misereor: Saatgutkartell weiter auf dem Vormarsch

Das Europäische Patentamt in München will auch weiterhin Patente auf Saatgut, Pflanzen und Lebensmittel erteilen, die mit Hilfe konventioneller Züchtung hergestellt werden. Dies zeigt eine aktuelle Recherche, die von der Initiative "No Patents on Seeds" - zu deren Trägern Greenpeace und Misereor gehören - in Auftrag gegeben wurde.

Patent auf Tomaten mit weniger Kernen? Prüfer des Patentamtes der Firma Seminis sehen darin kein Problem.
Foto: © Klaus Steves / Pixelio.de
Obwohl die endgültige Entscheidung zum Präzedenzfall Brokkoli erst in den kommenden Wochen gefällt wird, will das Amt weiterhin Patente auf pflanzliche Lebensmittel vergeben. So teilten die Prüfer des Patentamtes der Firma Seminis - einer Tochter des US-Konzerns Monsanto - im Januar 2011 mit, dass es keine grundsätzlichen Einwände gegen einen Patent-Antrag auf Tomaten gäbe. Die Firma will normal gezüchtete Tomaten mit weniger Kernen als ihre Erfindung patentieren lassen (EP1026942).

"Wenn die Entwicklung am Europäischen Patentamt so weitergeht, wird es in ein paar Jahren kaum noch patentfreies Saatgut geben", sagt Christoph Then, Patent-Berater von Greenpeace. "Konzerne wie Monsanto, Syngenta und Dupont werden dann in Europa darüber bestimmen, was angebaut wird, welche Lebensmittel in den Handel kommen und was sie kosten."

Das Ergebnis der aktuellen Recherche ist überraschend, da das Amt im Dezember 2010 in einem Präzedenzfall zu einem Patent auf Brokkoli vorab entschieden hatte, dass Verfahren zur Züchtung von Pflanzen und Tieren grundsätzlich nicht patentierbar sind. Die endgültige Entscheidung über das Brokkoli-Patent wird für die nächsten Wochen erwartet. Nach der heute veröffentlichten Recherche ist aber schon jetzt absehbar, dass auch in Zukunft Patente auf Pflanzen und Tiere, Saatgut und Lebensmittel erteilt werden. Lediglich Verfahren zur Zucht werden von der Patentierung ausgenommen.

"Das bestehende gesetzliche Verbot der Patentierung von konventioneller Züchtung wird vom europäischen Patentamt unterlaufen", sagte Kerstin Lanje von Misereor. "Das Amt will zugunsten der Saatgutkonzerne weitere Fakten schaffen. Dies wird gravierende Auswirkungen auf die Entwicklungsländer haben, die schon jetzt unter steigenden Preisen für Lebensmittel leiden."

Die aktuelle Recherche der Initiative "Kein Patent auf Leben!" listet für das Jahr 2010 über 250 Patent-Anmeldungen auf gentechnisch veränderte Pflanzen sowie weitere 100 Patentanträge auf Pflanzen, die ohne Gentechnik gezüchtet werden. Der Anteil von Patenten auf konventionelle Züchtung macht dabei insbesondere bei Konzernen wie Monsanto, Syngenta und Dupont einen zunehmenden Anteil aus. Zudem wurden etwa 25 Patente angemeldet, die die Tierzucht betreffen. Etwa 200 Patente auf Saatgut mit und ohne Gentechnik wurden 2010 vom Europäischen Patentamt erteilt.

Gegen die Patentierung von Pflanzen und Tiere haben sich die Bundesregierung und alle im Bundestag vertretenen Parteien ausgesprochen. Im Januar veröffentlichten zudem verschiedene Institutionen der katholischen Kirche eine gemeinsame Erklärung gegen Patente auf Pflanzen und Tiere. Die Organisationen hinter "No Patents on Seeds" planen jetzt einen Vorstoß auf europäischer Ebene zur Änderung des Patentrechtes. Dazu wurde heute auch eine Unterschriftenaktion auf www.no-patents-on-seeds.org gestartet. Zu den ersten Unterzeichnern in Deutschland gehören die Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft (ABL), der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM), der Verband Katholisches Landvolk, der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sowie der Naturschutzbund (NABU).




Lesen Sie mehr zu diesem Thema im Magazin "forum Nachhaltig Wirtschaften" 2/2011 mit dem Schwerpunkt Ressourcen und dem Special Ernährung & Landwirtschaft.

Das Magazin umfasst 148 Seiten und ist zum Preis von 7,50 ? zzgl. 3,00 ? Porto & Versand (innerhalb Deutschlands) direkt hier zu bestellen.
Oder unterstützen Sie uns durch ein forum-Abonnement

Quelle:
Lifestyle | Essen & Trinken, 09.03.2011

     
Cover des aktuellen Hefts

Jede Menge gute Nachrichten

forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2024 mit dem Schwerpunkt "Der Weg zum Mehrweg – Transport und Logistik"

  • Circular Cities
  • Kllimagerecht bauen
  • Kreislaufwirtschaft für Batterien
  • ToGo-Mehrwegverpackungen
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
25
APR
2024
Watervent
Funding in the Water Nexus
10623 Berlin
29
APR
2024
DIGISUSTAIN
B2B Konferenz & Networking Hub für Nachhaltigkeits-Pioniere
60327 Frankfurt am Main
06
JUN
2024
SustainED Synergy Forum 2024
SustainED Synergy – unser 6-Monate CSRD Consulting für Ihr Unternehmen!
73728 Esslingen am Neckar
Alle Veranstaltungen...
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Sport & Freizeit, Reisen

Retten die Fan-Proteste das Spiel?
Christoph Quarch sieht im Fußball einen letzten Zufluchtsort des Menschlichen in einer ökonomisierten und technisierten Welt.
B.A.U.M. Insights

Jetzt auf forum:

Die Sonne ernten – only 'Made in China'?

Solarhersteller Meyer Burger kündigt Mitarbeitern und beschließt Aus in Freiberg/Sachsen

Deutschland summt!-Pflanzwettbewerb 2024:

"Nachhaltigkeit muss kein Verzicht sein"

Nachhaltig schön gestalten: Prima Klima für den Außenbereich

Econocom startet “Impact“:

Sticker Gizmo wählt NatureFlex™ als erneuerbares und kompostierbares Facestock-Material für seine Etiketten

Innovatives urbanes Wohnen mit Biome:

  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Kärnten Standortmarketing
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Engagement Global gGmbH
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • toom Baumarkt GmbH