Von Greenwashing zu Nachhaltigkeit

Die Ergebnisse der "International Conference on Sustainable Production, Trade, Consumption and Lifestyle"


Hans Reitz, Official Creative Advisor des Friedensnobelpreisträgers
von 2006, Prof. Muhammad Yunus, zusammen mit Fritz Lietsch,
Gründer des ALTOP Verlags.
Am 17. und 18. Februar 2009 fand im Vorfeld der 20. Biofach die erste "International Conference on Sustainable Production, Trade, Consumption and Lifestyle" der Nürnberg Messe in englischer Sprache statt.

In seiner Eröffnungsrede stellte Dr. Ulrich Maly, Oberbürgermeister von Nürnberg, klar, dass die Diskussion um Nachhaltigkeit heute in vielen Talkshows auf der Tagesordnung steht, wo sie vor 25 Jahren noch hauptsächlich in akademischen und politisch aktiven Kreisen stattfand.

Im ersten Panel "Challenging greenwashing and verifying sustainability" ging es darum, wie man das zu PR-Zwecken vorgeschobene Engagement von echter Nachhaltigkeit unterscheiden könne. Sabine Peters-Halfbrodt, EU Category Communication & Public Affairs von Kraft Foods Europe, sprach sich klar für eine Kooperation mit der Rainforest Alliance aus. Damit schafften ökologische Belange, insbesondere in Bezug auf den Kaffeesektor, den Sprung von der Nische in den Mainstream.

Dr. Sasha Courville, Direktorin der International Social and Environmental Accreditation and Labelling Alliance (ISEAL), erklärte eindrücklich die Notwendigkeit der Vereinheitlichung von Siegeln und Labels, um den Konsumenten eine klare Entscheidungshilfe an die Hand zu geben.

Fritz Lietsch, Ökopionier und Herausgeber von ECO-World seit 1986, fasste das Panel mit den Worten zusammen: "Wir müssen die Kräfte der Ökopioniere und der CSR-Verantwortlichen bündeln, um der Bewegung für nachhaltiges Wirtschaften zu mehr Schwung zu verhelfen. Gerade jetzt gilt es, die wirtschaftliche Krise als Chance zu nutzen."

Der erste Tag wurde inhaltlich von Klaus Töpfer, Umweltminister a.D. und ehemaliger Generaldirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), mit einem flammenden Plädoyer beendet:
"Wir müssen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: ökonomisches Wachstum und ökologische Nachhaltigkeit. Wir brauchen einen New Green Deal anstatt Abwrackprämien. Märkte fallen nicht vom Himmel, sie sind von Menschen gemacht." Er zitierte Robert Kennedy, dem zufolge das Bruttosozialprodukt alles messe, außer den Dingen, die unser Leben lebenswert machten sowie Nicholas Stern, der den Klimawandel als das größte Marktversagen aller Zeiten bezeichnet hat. Töpfer schloss seinen Vortrag mit der Bewertung: "Wir müssen nicht nur über Effizienz, sondern auch über Suffizienz reden. Wir können unseren Lebensstil nicht global exportieren."

Bei einem leckeren biologischen Buffet klang der Abend aus. Hans Reitz, Official Creative Advisor des Friedensnobelpreisträgers von 2006, Prof. Muhammad Yunus, begeisterte als Dinner Speaker die Zuhörer mit inspirierenden Geschichten rund um Social Business.

Als erste Key Note Speakerin sprach Daniela Büchel, Head of Corporate Marketing/ Sustainability der REWE Group, über die Geschäftsmöglichkeiten von nachhaltigen Produkten. REWE hat intern das Programm der "Best Alliance" etabliert, um entlang der Lieferkette vom Acker bis zur Ladentheke jeden einzelnen Produktionsschritt in Bezug auf Qualität und Nachhaltigkeit überprüfen zu können.

Anschließend sprach Alexander Müller, Assistant Director-General der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), über die Zukunft der Ernährung im Jahr 2050: "Es warten enorme Herausforderungen auf uns: Von ca. 9 Milliarden Menschen 2050 werden über zwei Drittel in urbanen Gebieten leben, dazu kommt der demographische Wandel, die Umstellung von Ernährungsgewohnheiten auf mehr Lebensmittel tierischen Ursprungs in den entwickelten und Schwellenländern, bei gleichzeitigem Anstieg der Anzahl der weltweit Unterernährten sowie eine prognostizierte Verdoppelung des Weltenergiebedarfs bei steigender Volatilität der Preise und einer zunehmenden Wasserknappheit." Dies alles zeige, dass die Komplexität von nachhaltiger Entwicklung, insbesondere nachhaltiger Energiepolitik und Ernährungssicherheit (Stichwort Biofuels!), uns vor große Probleme, aber auch Möglichkeiten stelle.

In den parallel stattfindenden Thematic Sessions ging es nach der Mittagspause um folgende Themen:

- Offering good practice - social aspects and Fair Trade
Die Herausforderung der Zukunft wird eine noch engere Verzahnung von Aspekten fairen Handelns auf methodischer und strategischer Seite sowie die einheitliche und einfache Kommunikation gegenüber den Konsumenten sein.

- Keeping the assets - the business of biodiversity
Wenig beachtet in der öffentlichen Diskussion ist das Thema Biodiversität. Umso wichtiger ist es, die wirtschaftlichen Aspekte der Erhaltung der Artenvielfalt zu kommunizieren und auch für den Business-Case zu nutzen.

- Handling Trade Offs: Are climate friendly products enough?
Angesichts einer steigenden Population weltweit müsste eigentlich die Diskussion um Suffizienz, eine kritische Betrachtung unseres konsumintensiven Lebensstils, eine größere Rolle spielen. Doch angesichts einer immer noch vorherrschen Fixierung auf wirtschaftliches Wachstum bleibt zu hoffen, dass klimafreundliche Produkte den weltweit steigenden Konsum und damit Ressourcenverbrauch zumindest zum Teil ausgleichen. Zumal die Teilnehmer sich einig waren, dass unsere Auswirkungen auf das Klima nur ein kleiner Ausschnitt der Nachhaltigkeitsdebatte darstellten.

- Sustainable procurement - the needs of institutional consumers
Die Beschaffung öffentlicher Institutionen beschäftigt sich immer mehr mit Themen wie Nachhaltigkeit und ist angesichts eines Anteils von 16% an der weltweiten Wertschöpfung ein starker Hebel für einen Weg hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft. Dennoch bleibt abzuwarten, gerade angesichts wirtschaftlich und fiskal schwieriger Zeiten, wie diese Tendenz sich in Zukunft entwickelt.

- Measuring and communicating performance: Can it be done in a simple way?
Gerade angesichts von Greenwashing bleibt die große Herausforderung die gelungene Messung, der Vergleich und die Kommunikation von "wirklicher" Nachhaltigkeit. Denn die Internalisierung von Non-financial Key Performance Indicators unter anderem seitens der Global Reporting Initiative (GRI) kann nur sinnvoll sein und nachhaltige Unternehmensführung begleiten, wenn die Standardisierung des Reporting sowie die Implementierung und das Controlling branchen- und länderübergreifend angewendet werden.

- Financing of sustainable business models
Alle Teilnehmer waren sich einig, dass marktbasierte Ansätze zur Lösung sozialer Probleme, wie sie unter anderem Ashoka und das GENESIS Institut vertreten, dynamischer und effizienter sind als staatliche Lösungen. Dennoch: die Politik muss den Rahmen setzen, um kreative und innovative Projekte zu fördern.

Die International Conference on Sustainable Production, Trade, Consumption and Lifestyle war mit über 200 Teilnehmern ein voller Erfolg und wird auch im kommenden Jahr wieder im Vorfeld der BioFach stattfinden.


Alistair Langer
forum-Redaktion

Quelle:
Lifestyle | LOHAS & Ethischer Konsum, 19.02.2009

     
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