Studie: Agrarwirtschaft und Menschenrechte
Deutsche Unternehmen müssen Menschenrechte im Agrarbereich mehr achten
Untersuchung von Germanwatch und MISEREOR kurz vor Start der Grünen Woche:
- Kein einziges von 15 untersuchten deutschen Unternehmen aus Geflügel-, Milch-, Futtermittel- und Agrarchemiebranche nimmt menschenrechtliche Verantwortung ausreichend wahr
- Schwere Versäumnisse der Bundesregierung in Handelspolitik
- Beide Organisationen fordern Lieferkettengesetz

Die Organisationen haben darin die größten deutschen Unternehmen aus Geflügelfleisch-, Milch-, Futtermittel- und Agrarchemiebranche unter die Lupe genommen - mit bedrückendem Ergebnis: "Kein einziges der insgesamt 15 Unternehmen erfüllt ausreichend die Anforderungen der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte", sagt Cornelia Heydenreich von Germanwatch, Autorin der Studie. "Die Achtung der Menschenrechte ist bei den Geschäften dieser Unternehmen oft nicht sichergestellt." Armin Paasch von MISEREOR, ebenfalls Autor der Studie, ergänzt: "Die Studie zeigt, wie wichtig ein Lieferkettengesetz ist, das deutsche Unternehmen verbindlich zur menschenrechtlichen Sorgfalt verpflichtet." Arbeitsminister Hubertus Heil und Entwicklungsminister Gerd Müller hatten jüngst ein Lieferkettengesetz angekündigt.
Laut Studie bestehen vor allem für die untersuchten fünf Geflügelfleischproduzenten erhebliche menschenrechtliche Risiken: Sojaanbau für Futtermittel führe vielfach zu Landvertreibungen und zu giftigem Pestizideinsatz in Südamerika. Der massive Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung verstärke die Nachfrage in den Antibiotika-Produktionsländern Indien und China. Dies erhöhe das Risiko von Resistenzen dort. Die Arbeitsbedingungen in deutschen Schlachtbetrieben seien zum Teil menschenverachtend. Exporte von Geflügelteilen aus der EU bedrohten in Westafrika das wirtschaftliche Überleben einheimischer Produzenten und gefährdeten ihre Lebensgrundlage.
"Angesichts der bisher beobachteten Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit Geflügelfleisch ist es erschreckend, dass sich diese Branche laut unserer Untersuchung am wenigsten mit den menschenrechtlichen Risiken beschäftigt", kritisiert Cornelia Heydenreich. Von den fünf untersuchten Unternehmen haben sich drei Unternehmen - Rothkötter, Sprehe und Heidemark - noch überhaupt nicht öffentlich dazu verpflichtet, die Menschenrechte zu achten. Auch die beiden anderen Unternehmen - PHW-Gruppe und Plukon - sehen allenfalls ihre Lieferanten in der Pflicht, aber auch das nur mit Einschränkungen.
Bei den anderen zehn untersuchten Unternehmen sehen die Organisationen ebenfalls großen Verbesserungsbedarf. Nur ein einziges davon, Arla, hat laut Studie bislang eine menschenrechtliche Folgenabschätzung durchgeführt.
Kritisch bewertet die Untersuchung auch die Rolle der Bundesregierung. In der Handelspolitik habe sie es bislang versäumt, Menschenrechtsstandards wirkungsvoll zu verankern.
"Handelsabkommen der EU gefährden in Ländern des globalen Südens mitunter den Zugang von Kleinproduzenten zu Märkten, Saatgut und Land", kritisiert Armin Paasch (MISEREOR).
"Die Bundesregierung hatte zugesagt, sich in der EU für wirkungsvollere Nachhaltigkeitsfolgenabschätzungen und verbindliche Menschenrechtsstandards in Handelsabkommen einzusetzen, ist bislang aber untätig geblieben."
Germanwatch und MISEREOR warnen angesichts der massiven Probleme in Bezug auf den Schutz der Menschenrechte und des Regenwaldes in Brasilien und anderen lateinamerikanischen Staaten vor einer Ratifizierung des EU-Abkommens mit den Mercosur-Staaten, zumal in diesem Abkommen keine wirkungsvollen Schutzmechanismen verankert sind. Wie Fallbeispiele zeigen, tragen vermehrte Exporte etwa von Soja oder Zucker dazu bei, Landkonflikte im Amazonas weiter anzuheizen. Zugleich müsse die Bundesregierung nun zügig ein Lieferkettengesetz ausarbeiten und beschließen. Damit würde die Bundesregierung ihrer Zusage aus dem Koalitionsvertrag nachkommen, die dies für den Fall angekündigt hatte, dass die Unternehmen ihre menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten nicht freiwillig wahrnehmen. Ein Monitoring im Auftrag der Bundesregierung war im Dezember zu dem Ergebnis gekommen, dass nur ein Fünftel der Unternehmen die Sorgfaltspflichten erfüllt.
Die Studie und eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse finden Sie hier: www.germanwatch.org/de/17692
Gesellschaft | Politik, 14.01.2020

Logistik und Transport - Herausforderung für Klima und Umwelt
forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2023 mit dem Schwerpunkt: Transport & Logistik
- KI und Robotik
- Normen für den grünen Wandel
- Photovoltaik für Unternehmen
- Ende des Etikettenschwindels
Kaufen...
Abonnieren...
02
OKT
2023
OKT
2023
Fest der Regionen
Kommt, wir feiern die sozial-ökologische Transformation! (29.09.-02.10.2023)
92539 Schönsee, Nature Community
Kommt, wir feiern die sozial-ökologische Transformation! (29.09.-02.10.2023)
92539 Schönsee, Nature Community
14
OKT
2023
OKT
2023
"Klimagerechtigkeit": CLIMATE WARRIORS
Kinofilm mit anschließendem Gespräch mit dem Regisseur Carl-A. Fechner
81925 München
Kinofilm mit anschließendem Gespräch mit dem Regisseur Carl-A. Fechner
81925 München
19
OKT
2023
OKT
2023
22. Innsbruck Nature Film Festival
70 Filme, 25 Workshops - Das kulturelle Highlight im alpinen Herbst!
A-6020 Innsbruck
70 Filme, 25 Workshops - Das kulturelle Highlight im alpinen Herbst!
A-6020 Innsbruck
Gemeinsam ist es Klimaschutz

natureOffice nimmt Sie mit auf die Reise durch den Klimakosmos - gleich YouTube-Kanal abonnieren und Baum pflanzen!
Digitalisierung

Aus dem Tagebuch des aidioten. Christoph Santner berichtet heute über das Finanzsystem der Zukunft.
Jetzt auf forum:
Ist es zu spät, 2023 Bitcoin zu kaufen?
Mehr Nachhaltigkeit in der Finanzbranche dank KI?
Die Legalisierung von Cannabis könnte zur Befreiung für den Kapitalmarkt werden
Grüner Wohlstand für alle - Utopie oder realistische Vision?
Neu in Betrieb: 125 Megawatt-Solarpark in Bayern
Grenzen effektiver schützen und gleichzeitig legale Einwanderungswege öffnen
Netto setzt sich aktiv für mehr Lebensmittelwertschätzung ein
22. Innsbruck Nature Film Festival von 19. bis 22. Oktober 2023