Forum Nachhaltiger Kakao stellt auf der Anuga Handlungsoptionen für Kakao ohne Entwaldung vor
Kakaoanbau ohne Waldverlust
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Klimawandel ist im öffentlichen Bewusstsein angekommen. Walderhalt, auch im Kakaobereich, hat dabei eine Schlüsselrolle. Für den Anbau von Kakao wurden im Zeitraum zwischen 1988 und 2008 weltweit zwei bis drei Millionen Hektar Wald vernichtet, vor allem in Westafrika. „Der Kakaosektor darf in Zukunft nicht mehr für Entwaldung verantwortlich gemacht werden müssen", sagte der Vorsitzende des Forum Nachhaltiger Kakao, Wolf Kropp-Büttner. „Er muss dazu beitragen, dass der Wald erhalten bleibt und geschützt wird." So sehe es auch die neue Zielsetzung des Forums vor. Wie diese Forderung umgesetzt werden kann, diskutierten auf Einladung des Forum Nachhaltiger Kakao Experten aus Politik, der Wirtschaft und von Nichtregierungsorganisationen auf der internationalen Lebensmittelfachmesse Anuga in Köln.

Eine nachhaltige Lieferkette muss frei sein von Umweltzerstörung, von Kinderarbeit und von erzwungener Arbeit. Die Privatwirtschaft zu menschenund umweltrechtlicher Sorgfalt in ihren globalen Lieferketten zu verpflichten, ist eine Forderung aus dem Europäischen Parlament an die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU). Die Abgeordnete der Fraktion Die Grünen/EFA im EU-Parlament, Heidi Hautala, betonte, auch Unternehmen hätten begonnen, die
Notwendigkeit gleichgestellter Wettbewerbsbedingungen anzuerkennen und Nachhaltigkeit zur Norm in der Branche zu machen. „Was bislang in punkto Kinderarbeit und Entwaldung erreicht wurde, ist unzureichend", sagte Hautala.
„Hier muss noch einen Riesensprung gemacht werden." Julia Christian von der Waldschutzorganisation Fern befürwortete ebenfalls eine Regulierung seitens der Europäischen Union. Unternehmen sollten dazu verpflichtet werden, sicherzustellen, dass sie keine Produkte einführen, die ursächlich mit Entwaldung verbunden sind. Frankreich, Dänemark und die Niederlande hätten die EU kürzlich aufgefordert, solche Maßnahmen zu prüfen. „Deutschland war in dieser Diskussion bislang zu passiv", kritisierte Christian die bisherige Haltung Deutschlands.

Jérôme Abroba Aké, zuständiger Direktor im Forstministerium der Republik Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste), dem wichtigsten Bezugsland für Kakao für Deutschland, stellte mit dem neuen Forstgesetz den Lösungsansatz der ivorischen Regierung vor. Auf 11 Prozent der ursprünglichen Fläche sei der ivorische Wald geschwunden. Kakao sei neben Palmöl und Kautschuk dafür die Hauptursache und werde als zugleich wichtigstes Exportgut mittlerweile auf 15 Prozent der Landesfläche angebaut. Verursacht wurde dies, so Aké, durch einen starken Wirtschaftsboom in den 1990-er Jahren. Mit einem neuen Forstgesetz will die Regierung der Côte d’Ivoire einen Anteil von 20 Prozent Waldfläche als längerfristiges Ziel erreichen. Aké warb in Köln auch für Unterstützung für das ivorische Anliegen, zum einen seitens der Kakaoindustrie und Kakaohändler: „Als Konzessionäre können sie Landnutzungsrechte erwerben und innerhalb dieser die gesetzlichen Vorgaben zum Erhalt des Waldes mittragen und umsetzen", sagte Aké. Zum anderen brauche die Regierung technische Unterstützung, um die Zielvorgaben konsequent umzusetzen.
Die Sicht eines international agierenden Lebensmittelhändlers brachte Florian Schütze von Lidl ein. Wer wie Lidl in vielen Ländern tätig sei, brauche Transparenz und Verlässlichkeit in seiner Lieferkette. Lidl engagiere sich seit mehreren Jahren in der Côte d’Ivoire in der Ausbildung von Kakaobauern und -bäuerinnen. Verbindliche europäische Standards würden nach Aussage von Schütze nicht nur einen faireren internationalen Wettbewerb sicherstellen, sondern auch die Wirksamkeit in komplexen globalen Lieferketten erhöhen. Wichtig sei, in diesen Prozess die Erzeugerländer einzubeziehen.
Lisa Kirfel-Rühle, stellvertretende Referatsleiterin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), forderte in ihrem Schlusswort: „Kakao, der zu uns in die EU kommt, muss frei von Menschenrechtsverletzungen und Entwaldung sein." Die Produktionsländer müssten aber auch befähigt sein, diese Anforderungen umzusetzen. Das BMZ habe sich dafür einen Handlungsrahmen gegeben und werde diesen konsequent umsetzen. „2020 wird sicher für alle ein spannendes Jahr", schloss Kirfel-Rühle.
Lifestyle | Essen & Trinken, 14.10.2019

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