Kaffee zu Schleuderpreisen – Düstere Zukunft für den Kaffeeanbau?
Zur „World of Coffee“ rufen Fairhandels-Organisationen die Kaffeebranche zu mehr Nachhaltigkeit auf
Während am Weltmarkt Kaffee zu historischen Tiefstpreisen verschleudert wird, versammelt sich vom 06. bis 08. Juni das „Who is who" der internationalen Kaffeebranche auf der „World of Coffee" in Berlin. Die aktuellen Preise decken laut eines Marktreports des Kaffeehändlers Volcafe bei rund 60 Prozent der Produzent*innen nicht einmal die Produktionskosten. Zusätzlich verschärft der Klimawandel die Situation der Kaffeebäuerinnen und -bauern dramatisch. Noch ist das Geschäft für die großen Röster und Kaffeehändler lukrativ. Doch ihr Erfolg geht auf Kosten der Kleinbäuerinnen und -bauern sowie deren Umwelt. Das Forum Fairer Handel und TransFair (Fairtrade Deutschland) appellieren an die Kaffeebranche, weniger über Nachhaltigkeit zu reden und mehr dafür zu tun – auch im eigenen Interesse. Ein konkreter Schritt: weg mit der Kaffeesteuer für fairen und ökologischen Kaffee.
Kaffeekonzerne profitieren von Preisen unterhalb der Produktionskosten

Ungerechter Kaffeemarkt
Der globale Kaffeemarkt ist zutiefst ungerecht. Während eine Handvoll Kaffeekonzerne von wachsenden Gewinnen profitieren, verbleibt viel zu wenig Wertschöpfung in den Anbauländern. Das belegt die aktuelle Studie „Kaffee – eine Erfolgsgeschichte verdeckt die Krise". Deren Zahlen für den deutschen Markt verdeutlichen die Schieflage: Die Einnahmen in den Produktionsländern sind zwischen 1994 und 2017 um zehn Prozent gesunken. Dagegen ist die Wertschöpfung bei Röstern und Händlern in Deutschland im gleichen Zeitraum um 139 Prozent, von 1,52 Milliarden Euro auf 3,63 Milliarden Euro pro Jahr gestiegen. „Kaffee ist hierzulande das Lieblingsgetränk Nummer eins. Wenn wir aber zukünftig täglich Kaffee genießen möchten, müssen sich die Anbau- und Handelsbedingungen für die Kaffeebäuerinnen und -bauern dringend verbessern", mahnt Dieter Overath, Geschäftsführender Vorstandsvorsitzender bei TransFair. „Steigende Produktionskosten, erschwerte Anbaubedingungen durch den Klimawandel und gleichzeitig sinkende Preise – die Kaffeebranche verbaut sich mit dieser Preispolitik die eigene Zukunft", sagte Overath anlässlich der World of Coffee.
Die Politik ist gefordert
Die gegenwärtige Machtverteilung entlang der konventionellen Lieferkette begünstigt die ungleiche Wertschöpfung massiv. Um das zu ändern, ist deshalb auch die Politik gefragt: „Warum sind Produkte, die auf Kosten von Mensch und Umwelt gehen, so billig? Wenn es die Politik ernst meint damit, Nachhaltigkeitsziele umzusetzen, muss sie faire und ökologische Produkte begünstigen. Deswegen setzen wir uns für die Abschaffung der Kaffeesteuer für fair gehandelten Kaffee ein", erklärt Dieter Overath mit Blick auf die Bundesregierung. Damit möglichst viele Kaffeebäuerinnen und -bauern bessere Bedingungen erhalten, braucht es zudem übergreifende gesetzliche Regelungen. „Aus diesem Grund plädieren wir für eine gesetzliche unternehmerische Sorgfaltspflicht entlang der Lieferketten. Die Unternehmen müssen dafür Verantwortung übernehmen, dass ihre Produkte unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt werden", erklärt Andrea Fütterer.
Der Faire Handel als Alternative
Der Faire Handel zeigt auf, wie faire und nachhaltige Lieferketten aussehen. Er verbessert die Lebensbedingungen der Kleinbäuerinnen und -bauern, indem er sie in ihrer Selbstorganisation und Professionalisierung stärkt, die Preisschwankungen am Weltmarkt durch stabile Mindestpreise abfedert und die Kooperativen zusätzlich von Prämien für Fairen Handel und ökologischen Anbau profitieren. Die Studie „Kaffee – Eine Erfolgsgeschichte verdeckt die Krise" empfiehlt insbesondere die Kombination aus biologischem Anbau und Fairem Handel. In Deutschland sind rund drei Viertel des fair gehandelten Kaffees zusätzlich Bio-zertifiziert.
Service
Die deutsche Kurzfassung der Studie „Kaffee – Eine Erfolgsgeschichte verdeckt die Krise" erhalten Sie hier zum Download.
Die französische Originalversion wurde im Oktober 2018 vom Forschungsinstitut BASIC im Auftrag der Fair-Handels-Organisationen Commerce Equitable France und Max Havelaar France sowie dem Netzwerk „Repenser les filières" (zu Deutsch „Wertschöpfungsketten neu denken") herausgegeben.
Die Lang- und Kurzfassungen dieser Studie im Original und auf Englisch erhalten Sie unter lebasic.com/nos-publications
Kontakt:
Katrin Frank, Forum Fairer Handel e.V. | presse@forum-fairer-handel.de | www.forum-fairer-handel.de
Lifestyle | Essen & Trinken, 04.06.2019

Save the Ocean
forum 02/2025 ist erschienen
- Regenerativ
- Coworkation
- Klimadiesel
- Kreislaufwirtschaft
Kaufen...
Abonnieren...
30
APR
2025
APR
2025
Franz Alt: Die Solare Weltrevolution - Aufbruch in eine neue Menschheitsepoche
In der Reihe "Mein Klima… in München"
80331 München und online
In der Reihe "Mein Klima… in München"
80331 München und online
07
MAI
2025
MAI
2025
MakerCamp Genossenschaften 2025
Genossenschaftliche Lösungen in Wirtschaft, Kommunen und Gesellschaft
65189 Wiesbaden
Genossenschaftliche Lösungen in Wirtschaft, Kommunen und Gesellschaft
65189 Wiesbaden
14
MAI
2025
MAI
2025
Klimaschutz im peruanischen Regenwald
Delegierte der Asháninka teilen ihre Perspektiven
80802 München, Seidlvilla
Delegierte der Asháninka teilen ihre Perspektiven
80802 München, Seidlvilla
29
JUN
2025
JUN
2025
Constellations Week 2025 in Südtirol
Inspiration, Klarheit und Empowerment
I-39010 Tisens-Prissian, Südtirol
Inspiration, Klarheit und Empowerment
I-39010 Tisens-Prissian, Südtirol
Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol
Politik

Christoph Quarch leistet - mit Blick auf Donald Trumps Regierungsantritt - philosophische Lebenshilfe
Jetzt auf forum:
Der Einfluss von Digitalisierung auf nachhaltige Geschäftsmodelle
Wie man die perfekte Wohnung für den Start ins Berufsleben findet
Franziskus - er ruhe in Frieden
Aufruf an alle Bildungsinnovator:innen!
Inspiration, Klarheit und Empowerment
Nachhaltiges Handeln für Region und Ressourceneffizienz
Wir brauchen Religionsführer, die sich für die Schöpfung und den Frieden einsetzen