Freiwillige Umweltstandards in Gefahr

Verhandlung um die EU-Richtlinie „Unfair Trading Practices"

Einige Mitglieder des EU-Parlaments wollen in der Verhandlung um die EU-Richtlinie „Unfair Trading Practices" freiwillige Umwelt- und Tierschutzstandards schwächen. Die Partner des Projekts LIFE Food & Biodiversity warnen vor den Folgen. Freiwillige Standards und Beschaffungsvorgaben sind für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion unverzichtbar, da gesetzliche Vorgaben nicht ausreichen, um drängende ökologische und soziale Missstände zu lösen.
 
Empfehlungen für wirkungsvolle Kriterien zum Schutz der Biodiversität in Standards für die Lebensmittelbranche und Beschaffungsrichtlinien von Lebensmittelunternehmen © GNFKonservative Mitglieder des EU-Parlaments wollen die geplante EU-Richtlinie zu den sogenannten „Unfair Trading Practices" (COM(2018)0173) nutzen, um freiwillige Umwelt- und Tierschutzstandards massiv einzuschränken. Eigentlich ist das Ziel der geplanten EU-Richtlinie, die Position von Landwirten gegenüber großen Handelsketten zu stärken und unlautere Praktiken wie Preisabsprachen sowie Preisdumping zu verhindern. Dies können die Umweltorganisationen des Projekts LIFE Food & Biodiversity nur unterstützen. Die Preiskämpfe, die im deutschen Lebensmittelhandel stattfinden – z. B. bei tropischen Früchten wie Bananen und Ananas oder auch bei Milch – gehen zu Lasten der Landwirte bzw. der Kleinbauern und Plantagenarbeiter in Entwicklungsländern. „Faire Entlohnung und verantwortungsvolle Arbeitsbedingungen, Maßnahmen zum Schutz von Wasser, Boden und Klima sowie zum Erhalt der Biodiversität sind bei solch niedrigen Einkaufspreisen einfach nicht möglich", sagt Marion Hammerl, Präsidentin des Global Nature Fund (GNF).

Mitglieder der CSU und der CDU im Agrarausschuss des EU-Parlaments versuchen durch einen Änderungsantrag zur neuen Richtlinie, Regelungen von Umwelt- und Tierschutzstandards, die über das gesetzliche Niveau hinausgehen, zu verbieten. Sollte dieser Vorschlag in die finale Richtlinie eingehen, dann würden freiwillige Standards nationaler Handelsketten wie REWE oder Kaufland zur Tierhaltung oder beim Pestizideinsatz als unfaire Handelspraxis verboten.
 
Ambitionierte Standards und Beschaffungsvorgaben sind unverzichtbar
Standards und Beschaffungsvorgaben für eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion sind unverzichtbar, solange die gesetzlichen Vorgaben nicht ausreichend strikt sind, um die drängenden sozialen Missstände, die verheerenden Zustände bei der Tierhaltung und die dramatischen Umweltprobleme, z. B. Grundwasserverschmutzung durch Nitrat, Verlust der Bodenfruchtbarkeit und der Biologischen Vielfalt, zu lösen. GNF, Bodensee-Stiftung und weitere Partnerorganisationen des Projekts LIFE Food & Biodiversity unterstreichen, dass Standards und Unternehmen mit Anforderungen über die gesetzlichen Vorgaben hinaus in weiten Teilen Aufgaben übernehmen, die eigentlich der Gesetzgeber erfüllen müsste. „Die gesetzlichen Vorgaben hinken teilweise drastisch hinterher, wenn es um soziale Verantwortung, Tierwohl und Umwelt- und Naturschutz geht. Es ist unfairer Wettbewerb, wenn Lebensmittel zu Lasten von Bauern und der Umwelt produziert und auch noch subventioniert werden. Nachhaltige Produkte sollten nicht die Ausnahme, sondern die Norm sein!", so Hammerl.
 
Im Rahmen des Projekts LIFE Food & Biodiversity arbeiten Umweltorganisationen, wissenschaftliche Institutionen, Lebensmittelstandards sowie Unternehmen aus der Lebensmittelbranche gemeinsam daran, bestehende Standards sowie Beschaffungs-vorgaben von Lebensmittelunternehmen weiterzuentwickeln und den Schutz der Biologischen Vielfalt besser zu berücksichtigen. Die „Empfehlungen für effektive Biodiversitätskriterien" wurden inzwischen von über 40 Standards und Unternehmen aufgegriffen und werden im Rahmen von Revisionen und bei der Fortbildung von landwirtschaftlichen Beratern, Zertifizierern, Produkt- und Qualitätsmanagern berücksichtigt. Im Positionspapier "How to reinforce biodiversity performance in the future Common Agricultural Policy” formulieren die Organisationen Vorschläge, wie der Schutz der Biologischen Vielfalt in der zukünftigen EU-Agrarpolitik verankert werden sollte. Auch hier wird die Bedeutung anspruchsvoller Standards und Initiativen für die Weiterentwicklung der Lebensmittelproduktion in Europa in Richtung Nachhaltigkeit unterstrichen.
 
„In den Verhandlungen um die EU-Richtlinie COM(2018)0173 sind nun vor allem die Landwirtschaftsminister der EU-Mitgliedstaaten gefordert, diesen Antrag zu verhindern. Eine nachhaltige Landwirtschaft braucht ambitionierte Umwelt- und Tierschutzstandards, die bisher von freiwilligen Initiativen vorangebracht werden", schließt Hammerl.
 
Hintergrund
Das europaweite Projekt „Biodiversität in den Standards und Labels für die Lebensmittelbranche" richtet sich an Standardorganisationen sowie Unternehmen mit eigenen Anforderungen an Erzeuger und Lieferanten. Das Ziel ist, den Schutz der Biodiversität in der Lebensmittelbranche zu verbessern. Das Projekt wird gefördert vom EU LIFE Programm sowie von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und ist als Kerninitiative des UN Sustainable Food Systems Programms anerkannt.

Weitere Informationen unter: www.food-biodiversity.eu

Quelle: Global Nature Fund (GNF)

Gesellschaft | Politik, 29.10.2018

     
Cover des aktuellen Hefts

Jede Menge gute Nachrichten

forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2024 mit dem Schwerpunkt "Der Weg zum Mehrweg – Transport und Logistik"

  • Circular Cities
  • Kllimagerecht bauen
  • Kreislaufwirtschaft für Batterien
  • ToGo-Mehrwegverpackungen
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
25
APR
2024
Lunch & Learn: Begeisterung für die Erde!
Wie gelingt der ökologische Wandel?
online
26
APR
2024
ChefTreff Gipfel 2024
Get Inspired by Brave Leaders
20457 Hamburg
24
SEP
2024
Climate-Neutral Strategies and Resource Management 2024
Sharing Corporate Climate-Neutral Best Practices for a Sustainable Future
60598 Frankfurt
Alle Veranstaltungen...
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Energie

Kläranlage plus Photovoltaik ergibt saubere Energie
Faltdach-Anlage über Neuwieder Kläranlage ans Netz angeschlossen
B.A.U.M. Insights

Jetzt auf forum:

Incycle – rundum nachhaltig

PTA IT-Beratung erhält Siegel „Klimaneutral durch Kompensation“ von PRIMAKLIMA

„Der Earth Day erinnert uns daran, wie wichtig es ist, sich gemeinsam für den Schutz unserer Umwelt einzusetzen.”

„Das Beste an meinem Beruf ist, Menschen zu helfen und passgenaue, individuelle Lösungen für sie zu finden!“

Die Zukunft nachhaltiger Ernährung in Städten

toom zum sechsten Mal für Nachhaltigkeit ausgezeichnet

Nachhaltig, zusammen, laut:

Nachhaltige Proteinquellen

  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Engagement Global gGmbH
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • toom Baumarkt GmbH
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Kärnten Standortmarketing
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.