Landwirtschaft am Scheideweg
Nur eine ökologische Landwirtschaft kann zehn Milliarden Menschen ernähren
Eine ausführliche Langfassung der Streitschrift können Sie online nachlesen.
Das heute dominierende System der industriellen Intensivlandwirtschaft ist nicht
in der Lage, die Weltbevölkerung im 21. Jahrhundert zu ernähren. Im Gegenteil: Es
stellt die Sicherheit der Ernährung zusehends in Frage, weil es massiv das Klima
schädigt, die Bodenfruchtbarkeit zerstört, die Wasservorräte erschöpft und den
Artenschwund beschleunigt. Es droht damit seine eigenen Grundlagen innerhalb
weniger Jahrzehnte zu vernichten.
Die Streitschrift, mit der das Institut für Welternährung in die gegenwärtige
Diskussion eingreift, zeigt grundsätzlich und faktisch, dass ein Kurieren an Symptomen
die Aussichten nicht verbessert, auch nicht mit kleinen ökologischen
Teilschritten. Jetzt geht es um eine grundlegende Veränderung, um ein innovatives
Agrar- und Ernährungssystem, das sich in biologische Kreisläufe und ökologische
Netzwerke einpasst, das auf soziale Beziehungen und ökonomischem Ausgleich
setzt und damit die Ernährung auf Generationen hinaus sichert, ohne die ökologischen
Grenzen unseres Planeten zu überschreiten.
Die Streitschrift setzt auf eine ökologische Landwirtschaft weltweit. Sie geht über
die hierzulande zertifizierten Verfahren hinaus und richtet sich auf ein erweitertes
Verständnis, das auch ökologische Praktiken ernst nimmt, wie sie in großen Teilen
der Welt seit langem betrieben werden. Es geht um eine Landwirtschaft, die auf die
Kraft des Bodens setzt, auf vielfältige Fruchtfolgen, auf Artenvielfalt und auf das
traditionelle Wissen aller Beteiligten. Durch Anleitung, Ausbildung und praxisnahe
Forschung kann sie ihre Erträge entscheidend verbessern, ja verdoppeln. So
können kleinbäuerliche Höfe zu ertragreichen Unternehmungen werden, und so
kann ökologischer Landbau unter Wahrung seiner Prinzipien dort, wo es erforderlich
ist, auch industrielle Züge annehmen.
Die Streitschrift widerspricht vehement den umlaufenden Behauptungen, der
Ertrag einer erweiterten ökologischen Landwirtschaft reiche zur Ernährung der
Menschheit nicht aus, ihre Produkte seien für die Armen nicht bezahlbar, und die
konventionelle Landwirtschaft sei längst dabei, die berechtigten Anliegen des ökologischen
Denkens in ihrer Betriebsführung einzusetzen. Keiner dieser Einwände
ist stichhaltig.
Die Streitschrift drängt zum Handeln, weil die Intensivlandwirtschaft die Böden
fortschreitend entkräftet, den Klimawandel beschleunigt und damit bereits heute
die Ernährung des Planeten gefährdet.
Da sich die deutsche wie die europäische Agrar- und Ernährungspolitik in selbstgewählte
Abhängigkeit von den Markt- und Machtinteressen der großen Agrarund
Ernährungskonzerne begeben hat, setzt die Streitschrift vor allem auf die
Impulse der Zivilgesellschaft. Sie ruft dazu auf, die gegenwärtige politische
Blockade durch zivilgesellschaftliche Aktionen zu durchbrechen:
- Die Zivilgesellschaft setzt Signale der Veränderung durch Desinvestment aus den Aktien der Agrar- und Ernährungsindustrie.
- Sie schafft Vorbilder, indem sie darauf dringt, dass Kommunen und Kirchen für ihren großen Grundbesitz nur noch Pachtverträge abschließen, die ökologisches Wirtschaften fördern.
- Sie verlangt, dass Öffentliche Mittel der Bundesrepublik wie der Europäischen Union nur für ökologische Leistungen der Landwirtschaft vergeben werden.
- Sie unterstützt die neue Ernährungsbewegung in Deutschland, die ökologische Ernährungskonzepte als Teil lokaler und regionaler Politik entwickelt.
- Sie fordert, dass Pestizide aus der Produktion verbannt werden, ebenso wie Antibiotika aus der Tierhaltung.
Die ökologische Transformation der Landwirtschaft ist eine globale Herausforderung.
Auf diesem Kontinent startet sie als ein europäisches Projekt. Sie beginnt in
den Regionen, getragen von einer wachen Bürgerschaft.
Lesen Sie online auch die Langfassung der Streitschrift.
Kontakt:
Dr. Wilfried Bommert, WORLD FOOD INSTITUTE – INSTITUT FÜR WELTERNÄHRUNG e.V.
Lifestyle | Essen & Trinken, 21.10.2018
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