Elektro-Mobilität
Bundesregierung muss auf Menschenrechte pochen
Anlässlich der Europäischen Mobilitätswoche vom 16. bis zum 22. September warnt das entwicklungspolitische INKOTA-netzwerk vor einseitigen Lösungen der Mobilitätsfrage. Der sprunghafte Anstieg der Elektro-Auto-Produktion sei mit erheblichen menschenrechtlichen Risiken verbunden. Insbesondere beim Abbau von Mineralien und Metallen für Batterien sieht das Netzwerk dringenden Handlungsbedarf und fordert die Bundesregierung auf gesetzlich nachzusteuern.
„Der Abbau von Lithium, auf das wir für unsere Batterien angewiesen sind, raubt Minderheiten in Chile, Argentinien und Bolivien ihre Lebensgrundlage", sagt Beate Schurath, Referentin für Ressourcengerechtigkeit bei INKOTA. In den Lithiumbecken in der Atacama-Wüste würden täglich tonnenweise Wasser vernichtet, der Grundwasserpiegel schrumpfe unwiederbringlich. „Das Wasser ist in dieser trockenen Region überlebenswichtig für die indigene Bevölkerung, die von Viehzucht und kleinbäuerlicher Landwirtschaft lebt", so Schurath. Auch bei anderen Rohstoffen gebe es erhebliche Probleme: „Das Kobalt, das in Lithium-Batterien steckt, stammt zu 65 Prozent aus dem Kongo. Auch deutsche Hersteller nehmen Menschenrechtsverletzungen, Korruption und Umweltrisiken in Kauf, um sich ihr Stück vom E-Mobilitätskuchen zu sichern."
Der Elektroantrieb gilt bei vielen als die Lösung für nachhaltige Entwicklung im Verkehr. Klimaschützer erhoffen sich eine Senkung des CO2-Ausstoßes, die Bundesregierung und die Unternehmen zielen auf neue Märkte für die deutsche Automobilindustrie ab. „Die Rechnung greift zu kurz", sagt Schurath. Es gelte heute, Lehren aus früheren Fehlern zu ziehen. Bei der Einführung von Biosprit etwa setzten viele zunächst auf die vermeintlich nachhaltige Lösung, bis klar wurde, dass der Anbau der Spritpflanzen mit dem Lebensmittelanbau konkurrierte – die Zuspitzung Tank gegen Teller wurde zum geflügelten Wort. „Für eine nachhaltige Mobilitätswende muss die Achtung von Menschenrechten und Umweltstandards deshalb an erster Stelle stehen", so Schurath.
INKOTA und andere zivilgesellschaftliche Gruppen fordern die Bundesregierung anlässlich der Europäischen Mobilitätswoche mit Aktionen in mehreren deutschen Städten zum Handeln auf: „Das Bekenntnis zur Wahrung der Menschenrechte in globalen Rohstofflieferketten muss in einer bundesdeutschen Rohstoffstrategie verankert sein", erklärt Schurath. „Unternehmen in rohstoffintensiven Industrien wie der Automobilbranche sowie Finanzdienstleister und Investoren müssen verpflichtet werden, menschenrechtliche Sorgfaltspflichten einzuhalten – und sanktioniert werden, wenn sie dies nicht ausreichend tun.”
Weiterführende Informationen
- Kratzer im Hochglanzlack: Elektromobilität verspricht sauberen Verkehr. Der Abbau der Rohstoffe für Batterien lässt daran Zweifel aufkommen, wie das Beispiel der Kobaltförderung im Kongo zeigt.
- Weniger Autos, mehr globale Gerechtigkeit: Eine nachhaltige Verkehrswende in Deutschland könnte sich auch im globalen Süden positiv auswirken.
- Verkehrswende jetzt! Wie sie global gerecht gelingen kann.
Das INKOTA-netzwerk ist eine entwicklungspolitische Organisation, die mit politischen Kampagnen und in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen im globalen Süden Hunger und Armut bekämpft und für eine gerechte Globalisierung eintritt. INKOTA stärkt Menschen im globalen Süden, damit sie sich selbstbestimmt von Hunger und Armut befreien können.
Technik | Mobilität & Transport, 13.09.2018
Pioniere der Hoffnung
forum 01/2025 ist erschienen
- Bodendegradation
- ESG-Ratings
- Nachhaltige Awards
- Next-Gen Materialien
Kaufen...
Abonnieren...
13
DEZ
2024
DEZ
2024
Ein leuchtendes Zeichen für Demokratie und Gemeinschaft
Tollwood Winterfestival unter dem Motto "Wir braucht Dich!", 26.11.-23.12.2024
80336 München
Tollwood Winterfestival unter dem Motto "Wir braucht Dich!", 26.11.-23.12.2024
80336 München
17
JAN
2025
JAN
2025
Systemische Aufstellungen von Familienunternehmen und Unternehmerfamilien
Constellations machen Dynamiken sichtbar - Ticketrabatt für forum-Leser*innen!
online
Constellations machen Dynamiken sichtbar - Ticketrabatt für forum-Leser*innen!
online
Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht
Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol
Megatrends
Deutsche (Männer) lesen immer wenigerChristoph Quarch wünscht sich eine Kampagne von Buchhandel und Politik, um Leser zurückzugewinnen
Jetzt auf forum:
Chancen und Potenziale für grüne Gase und Wasserstoff in der deutsch-italienischen Zusammenarbeit
Sustaineration eröffnet neue Nachhaltigkeitsakademie in Husum
Mehr als eine schnelle Antwort auf aktuelle Trends
Zehntausende private Pkw weniger: jedes cambio CarSharing-Auto ersetzt elf private Pkw