Social Entrepreneurship im Kino

Filme machen Vorbilder bekannt und inspirieren, etwas zu unternehmen. Das Cosmic Cine Festival baut Brücken zwischen Ideen und Zuschauern - und hat schon einen Trend gegen Massenkonsum ausgelöst.

Man kann die Enge spüren. Und die unglaubliche Vorfreude der Menschen. Kumbh Mela ist das größte religiöse Fest der Erde. Seinen Höhepunkt feiert es alle zwölf Jahre im nordindischen Allahabad, wenn Millionen Hindus ein Bad im heiligen Fluss Ganges nehmen, um sich von ihren Sünden reinzuwaschen. Anfang 2013 kamen 120 Millionen Pilger - das größte Kumbh Mela aller Zeiten.
 
Hautnah dabei: Ein intimer spiritueller Moment mitten im Gewusel des größten religiösen Fests der Erde. Filmproduzent Simon Busch holt das indische Spektakel für die Zuschauer in den Kinosaal - und ist nominiert für den Cosmic Angel Award 2014. © Cosmic Cine Festival Mitten unter ihnen: Simon Busch, Filmproduzent und Regisseur des Films "Fascinating India 3 D", nominiert für den Cosmic Angel Award 2014. Eine lange, strapaziöse Reise und die Bürokratie Indiens hat er auf sich genommen, um mit seinem kleinen Team hautnah dabei zu sein. Unmöglich, mit dem Tuk Tuk, Kamera und Equipment durch die unglaubliche Menschenmenge zu kommen. Das Team kämpft sich zu Fuß zu den Gläubigen am Fluss. Doch näher als 100 Meter dürfen sie sich den Badenden nicht nähern - trotz Pressepass und Drehgenehmigung. 50.000 Polizisten bewachen das Gelände, um eine Massenpanik zu verhindern. Regisseur Simon Busch und sein Team liefern sich mit ihnen ein Katz-und-Maus-Spiel. Und dann gelingt es doch noch, beeindruckende Bilder für den Film einzufangen. Auf einem Boot, das sie noch vor Sonnenaufgang an der heiligen Badestelle absetzt, verbringen sie magische Stunden. In Unterwäsche und mit Kamera, mitten im Spektakel. Die Menschen teilen nur zu gerne ihr Glück - diesen wichtigsten Tag in ihrem Leben - mit dem Kamerateam. Simon Busch finanzierte den Film aus eigener Tasche. Nach vielen Besuchen in Indien hat er sein Projekt "Kultur hautnah erleben" einfach angepackt. Seine atemberaubenden Bilder nehmen die Zuschauer mit in das Heimatland der Spiritualität - ein Land voller Gegensätze und Mythen.

Ein Film holt uns nah heran, was wir sonst nicht sehen. Er gibt uns aber auch eine gesunde Distanz zu dem, was wir täglich erleben - um es aus einem neuen Blickwinkel betrachten zu können. Die Medienbranche erzählt Geschichten, lässt Erfahrungen anderer über große Bilder miterleben, teilt Informationen, Visionen und gibt auch Phantasien eine Bühne. Sie gestaltet den Wandel der Gesellschaft mit. Zugleich schenkt das Medium Film seit über einem Jahrhundert Hoffnung und Inspiration. Zukunftsvisionen einer besseren Welt, Liebe und die Heldenreise sind das Erfolgsrezept von unzähligen Kassenschlagern. Der bekannte Mythenforscher Joseph Campbell zieht in dem Film FINDE DICH von Regisseur Patrick Takaya Solomon (Platz 2 Cosmic Cine Jury Award 2013) Parallelen von Hollywoods Heldengeschichten zu dem Geheimnis, das sich hinter allen Auserwählten verbirgt: Der Wunsch des Menschen, das eigene Potenzial zu entdecken, um Frieden zu finden - für sich und seine Umwelt. 

Der Filmemacher - ein eigener Typus Unternehmer
Niemals ohne Badekappe: Für seinen Film 'Dive' tauchte Filmemacher Jeremy Seifert tief in die Welt der Supermarktabfälle rein. Seine Doku ist nicht die einzige aus dem Genre der 'Open-Mind-Movies', die weltweit Bewegungen für grüneres und menschlicheres Handeln in Gang setzen. © Cosmic Cine Festvial Oft verpacken Hollywood-Regisseure Themen wie Grenzwissenschaften, Soziales und spirituelle Ansätze in Geschichten. Heute nutzen immer mehr Filmschaffende weltweit ihren gesellschaftlichen Einfluss direkt durch realistische Dokumentationen. Über die Stimmen verschiedener Menschen und Kulturen senden sie ihre Botschaft geradlinig und ohne Umwege über die große Kinoleinwand. Ihr Wunsch: die Wirklichkeit konkret mitgestalten. Digitalisierte Kinohäuser und neue Technologien machen dies auch für kleinere Produktionsfirmen möglich. Früher waren Transport und Herstellung von 35-Millimeter-Filmen aufwendig und teuer. Man rollte sie auf einer großen Spule auf, verpackte sie in einer lichtdichten Blechpatrone und sendete sie an jedes einzelne Kino. Heute erleichtern fast überall digitale Datenträger das Leben der Filmemacher. Sie brauchen dadurch weniger Material, hinterlassen einen geringeren ökologischen Fußabdruck und sparen Zeit und Geld. Mit Breitband-Internet und globaler Vernetzung muss nicht immer das ganze Filmteam in andere Länder reisen, um zu drehen. Die Finanzierung für Filme ist heute nicht mehr Verlagen und Verleihern vorbehalten - Crowdfunding-Plattformen blühen. Trotzdem bleibt ein großes wirtschaftliches Risiko, das jeder Filmemacher durch seinen Idealismus tragen muss.

Das Cosmic Cine Filmfestival zeigt jedes Jahr innerhalb einer Festivalwoche die bewegendsten Filme aus dem Genre "OPEN-MIND". Filme, die Mut machen, innovative Ideen vorstellen und auch langfristig einen wesentlichen positiven Wandel in der Gesellschaft bewirken. 2012 nominierte das Festival den Film "Dive!" des jungen Filmemachers Jeremy Seifert. Er ging den Tonnen von Abfall bei Supermärkten auf den Grund und beschloss, das "Tauchen nach verwertbaren Essensabfällen" mit seinem Film cool zu machen. Eine ganze Bewegung von "Dumpster Divern" wurde daraus weltweit geboren und setzte einen Gegentrend zum Massenkonsum. So baut das Cosmic Cine Filmfestival gemeinsam mit den Filmemachern Jahr für Jahr Brücken vom Multiplexkino zum Nischenfilm, von den Protagonisten zu den Menschen im Kinosaal.

Nachhaltig heißt auch: Bestehendes einbeziehen
Cosmic Cine ist ein klassisches Projekt des Social Entrepreneurships, das die Liebe zum Film und die Gestaltung einer positiven Zukunft vereint. Dabei geht es nicht vorrangig um Gewinnmaximierung und wirtschaftliche Tragbarkeit, denn das Festival wird immer noch teilweise durch Eigenmittel finanziert. Die Veranstalter wollen mit dem Medium Film zur positiven Weltgestaltung beitragen. "Uns geht es im Bereich Social Entrepreneurship nicht nur darum, alles komplett nachhaltig und neu auszurichten, sondern vor allem um Achtsamkeit - mit uns und unserer Umwelt", so das Cosmic Cine-Team. Hingabe an das Projekt, Freude an der Umsetzung, ein unbändiges Engagement und innovative Ideen seien die Erfolgsfaktoren einer jeden Unternehmung in diesem Bereich. Bei allen Weltverbesserungsgedanken sollte man Bestehendes einbeziehen: die Tradition der "Lichtspielhäuser" wiederbeleben, den Sinn von Multiplexkinos erkennen und Synergien für beide nutzen. Eine Wirtschaft, in der die ältere Generation und die jungen Visionäre gleichermaßen Wertschätzung finden - das treibt die Festival-Macher an.
 
Dunja Burghardt und Kerstin Brenner
gehören zum Team des Cosmic Cine Festival.

Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 01.04.2014
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2014 - Voll transparent, voll engagiert erschienen.
     
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