Kongress und Glitzer

Kongresszentrum in Alpbach setzt ihren Fokus auf nachhaltige Veranstaltungen

Veranstaltungshäuser jeder Größenordnung sind der Spiegel des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebens. In Bürgerhäusern, Stadthallen, Kongresszentren und Special Event Locations kommen Menschen zur Wissens- und Weiterbildung, zum Meinungsaustausch und zur Unterhaltung zusammen; sie finden dort eine unmittelbare Plattform des menschlichen Miteinanders. Auch in Zeiten von Web 2.0 ist eine Welt ohne Veranstaltungen, welcher Art auch immer, undenkbar. Pro Jahr finden in Deutschland über drei Millionen Tagungen, Messen, Konferenzen und Events statt. 371 Millionen Veranstaltungsteilnehmer bevölkern jährlich die über 7.000 Veranstaltungsstätten – und nahezu jeder von uns ist Teil davon. Doch wo Menschen zusammenkommen, hinterlassen sie auch Spuren. Den ökologischen Fußabdruck von Events zu beleuchten, ist daher eine wichtige Heraus­forderung für ein verantwortungsbewusstes Handeln innerhalb der Veranstaltungswirtschaft.

370 Millionen Veranstaltungsteilnehmer hinterlassen Berge
Große, internationale Kongresse und Messen gelten als die Königsdisziplin der Veranstaltungswirtschaft. Viele Teilnehmer reisen aus aller Herren Länder an, um sich über wichtige Themen auszutauschen und zu informieren. Doch gerade hier entsteht der ökologische Fußabdruck der größten Schuhgröße: An- und Abreise per Flugzeug und Auto erzeugen Emissionen. Aber auch während der Veranstaltung können wir unsere Spuren nicht unsichtbar machen. Technisches Equipment verbraucht in der Regel Energie – eine Veranstaltung ohne Licht-, Ton- und Videotechnik ist kaum denkbar. Und wie sieht die Energiebilanz der Location aus?
Unabdingbarer Bestandteil jeder Veranstaltung ist das Catering. Gutes Essen und Trinken halten Leib und Seele zusammen. Muss jedoch „gut" gleichbedeutend sein mit Erdbeeren im Winter, sowie Speisen und Getränken aus fernen Ländern, die viele tausend Kilometer zurückgelegt haben, bevor sie auf unserem Teller liegen? Muss es unbedingt Einweggeschirr sein, um sich die Servicekräfte zu sparen? Und gibt es nicht eine Möglichkeit, auf Portionsverpackungen zu verzichten?
Viel zu wenige Messebauer entscheiden sich für Material, das wiederverwendet werden kann, und so landen täglich zum Beispiel große Mengen Einwegteppich auf dem Müll. Tagungsunterlagen, Broschüren, Tüten, Werbegeschenke, Verpackungsmaterial und Einweggeschirr – vieles davon nicht gelesen, nicht beachtet und überflüssig – lassen die Müllberge anwachsen. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Wie in allen Lebensbereichen, gilt es auch bei der Konzeption und Umsetzung von Veranstaltungen, die eingebürgerte Wegwerfmentalität zu vermeiden.
 
Nachhaltigkeit als Megatrend der Zukunft
Nachhaltigkeit und das Bewusstsein für unsere Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen ist kein kurzfristiger Trend. Schon lange achten wir beim Kauf von Kühlschränken und Autos auf Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit. Kein Wunder also, dass auch Anbieter und Organisatoren von Veranstaltungen zunehmend auf Nachhaltigkeit achten und Dienstleister bevorzugen, die die Grundsätze von ökologischem, ökonomischem und sozialem Handeln in ihr Leitbild integriert haben. Das Meeting- & EventBarometer 2013 bewies, dass fast die Hälfte aller Veranstaltungsorganisatoren Anbieter mit einem zertifizierten Nachhaltigkeits-Managementsystem den Vorzug gibt. Und auf diese erhöhte Nachfrage gilt es zu reagieren, denn erst 40 Prozent der Veranstaltungsstätten in Deutschland haben ein Nachhaltigkeitsmanagement-System implementiert.
 
Branchenkodex „fairpflichtet" als Kennzeichennachhaltiger Betriebe
Im Mai 2012 initiierten die beiden Branchenverbände Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. (EVVC) und German Convention Bureau e.V. (GCB) den Branchenkodex fairpflichtet, um Nachhaltigkeit in der Veranstaltungswirtschaft zu fördern und zu unterstützen. Bis heute haben sich knapp 370 Unternehmen aus allen Bereichen der Branche angeschlossen, darunter Veranstaltungshäuser, Event-Agenturen, Hotels, Technikfirmen, Marketing-Verbände und Catering-Unternehmen. Für Verbraucher und Kunden ist das fairpflichtet-Zeichen daher ein Merkmal für nachhaltig agierende Firmen.
Das Konzept von fairpflichtet ist denkbar einfach: Mit der Unterzeichnung des Kodex „fairpflichtet" sich das Unternehmen, nach den Leitlinien für Nachhaltigkeit – das heißt nach ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten – bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen zu handeln. Ein Jahr nach der Unterzeichnung liefert jedes Unternehmen einen Fortschrittsbericht, in dem es seine Aktivitäten in Sachen Nachhaltigkeit dokumentiert und der auf www.fairpflichtet.de veröffentlicht wird. So entsteht ein echter best practice-Ideenpool, aus dem sich jeder bedienen kann.
 
Dachbegrünung und Solaranlagen der Messe MünchenDer Green Globe für Fortgeschrittene
 Zur weiteren Professionalisierung kann nach dem Einstiegsmodell eine Zertifizierung, zum Beispiel mit dem Green Globe-Siegel, erfolgen. Hier erhält das Unternehmen anhand einer Vielzahl von Kriterien und Fragestellungen Tipps und Ideen zur weiteren Umsetzung nachhaltigen Handelns. Die Aktivitäten werden von externer, professioneller Stelle begleitet und bewertet, so dass eine offizielle Zertifizierung vergeben wird, die in regelmäßigen Abständen aktualisiert und überprüft wird. Im Unternehmen entsteht so ein fortlaufender Prozess, sich kontinuierlich dem Thema zu widmen und Schritt für Schritt besser zu werden. Auch kleine Maßnahmen finden hier ihre Anerkennung.
 Durch das Zertifikat erwirbt das Unternehmen zudem das Recht, das international bekannte und anerkannte Green Globe-Logo für Werbezwecke zu verwenden und damit die Wahrnehmung in der Branche und bei seinen Kunden noch weiter zu vertiefen.
 Möglichkeiten, nachhaltiges Handeln im Unternehmen zu etablieren, gibt es viele: Sie reichen von der Optimierung des Abfallkonzeptes durch Müllreduzierung, Mülltrennung und Verbesserung der Abholzyklen über den Einsatz von energieeffizienter Beleuchtung und Wasserspartasten bis zum Engagement für soziale Belange und Kompensation des CO2-Fußabdruckes für ökologische Projekte. Viele Betriebe der Veranstaltungsbranche haben das Thema Nachhaltigkeit mittlerweile als Standard in ihre Unternehmensphilosophie und ihren Unternehmensalltag integriert und sehen die Arbeit daran als kontinuierlichen Prozess, der zum Beispiel durch ein so genanntes Green Team aus den Kreisen der Mitarbeiter fortlaufend verfolgt wird.

Weiterbildung zum Nachhaltigkeitsberater
Eine weitere Unterstützung für die Branche bieten die beiden Verbände GCB und EVVC in Form eines Fortbildungsangebotes für Veranstaltungsprofis. Die Einsteigerseminare richten sich an Veranstaltungsplaner sowie Mitarbeiter aus Unternehmen, Verbänden, Hotels, Kongresszentren und Agenturen, die Grundkenntnisse zum Thema nachhaltige Veranstaltungen erwerben möchten, zum Beispiel über Maßnahmen in Bereichen wie Mobilität, Location, Catering oder Veranstaltungstechnik sowie deren konkrete Umsetzung.
Neu im Seminarangebot des GCB für 2014 ist das aufbauende Programm „Nachhaltigkeitsberater 2.0" für Eventmanager sowie Mitarbeiter und Führungskräfte im Veranstaltungsbereich, die bereits erste Erfahrungen mit nachhaltigen Events gemacht haben. Sie entwickeln im Seminar beispielsweise ein Nachhaltigkeitsleitbild und befassen sich mit der Gestaltung eines Nachhaltigkeitsberichtes. Ziel ist die Implementierung eines nachhaltigen Managementsystems im eigenen Betrieb.
Der Branchenkodex fairpflichtet und die Seminarreihe "Weiterbildung zum Nachhaltigkeitsberater in der Veranstaltungsbranche” sind Bestandteil des gemeinsamen Nachhaltigkeits-Engagements von GCB – German Convention Bureau e.V. und EVVC – Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. Dazu kommt die inzwischen fest etablierte Informations- und Diskussionsplattform für alle Fragen rund um das Thema Nachhaltigkeit in der Veranstaltungsbranche, die greenmeetings und events Konferenz vom 9. bis 10. Februar 2015 im Kap Europa in Frankfurt.
 Nachhaltigkeit geht uns alle an – helfen Sie also, dass Green Meetings bald so selbstverständlich für die Veranstaltungsbranche sind, wie Events zu unserem Alltag gehören.
 
Von Joachim König und Antje Münsterberg
 
 
Weitere Infos
 

Wirtschaft | Green Events, 01.07.2014
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2014 - Tooooor! 3:0 für Nachhaltigkeit erschienen.
     
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