Qualität auf Kosten der Arbeitsrechte

Studie zeigt: Berufsbekleidungs- und Heimtextilindustrie missachtet Sozialstandards

Sogar den öffentlichen Haushalten sind die Herstellungsbedingungen Ihrer Berufsbekleidung egal!
Foto: © Christliche Initiative Romero e.V.
Für rund 360 Milliarden Euro kauft die öffentliche Hand jährlich Waren und Dienstleistungen ein. Mit 16 Prozent des Bruttosozialproduktes haben die öffentlichen Haushalte daher eine beachtliche Marktmacht und sind bedeutende Auftraggeber für die Wirtschaft. Für die Arbeitsbekleidungs- und Heimtextilindustrie ist die öffentliche Hand eine wichtige Kundin, schließlich müssen BeamtInnen, PolizistInnen, Feuerwehrleute und Krankenhausangestellte von Kommune, Land oder Bund mit berufstauglicher Kleidung ausgestattet werden.

Doch nutzt die öffentliche Hand ihre Einkaufsmacht im Rahmen der öffentlichen Beschaffung für die Durchsetzung grundlegender Arbeitsrechte bei der Herstellung der öffentlichen Einkaufsgüter wie Kitteln, Uniformen, Sichherheitsschuhen und Helmen? Weit gefehlt!

Die Christliche Initiative Romero und die Kampagne für Saubere Kleidung haben in den vergangenen Monaten 28 deutsche Berufsbekleidungs- und Heimtextilunternehmen, von denen ein Großteil die öffentliche Hand beliefert, zum Thema Unternehmensverantwortung und Sozialstandards in der Produktionskette befragt - mit ernüchterndem Ergebnis. So verpflichtet sich etwa die Lion Apparel Deutschland GmbH, welche über die LH Bundeswehrbekleidungsgesellschaft mbH die deutsche Bundeswehr ausstattet, in ihrem Verhaltenskodex nur zur Zahlung eines "angemessen" Entgelts entsprechend dem gesetzlichen nationalen Mindestlohn. In der Regel reicht dieser für ein Leben in Würde jedoch nicht aus. HAIX, weltweit führender Hersteller von Funktionsschuhen und u.a. Lieferant der Polizei in NRW und norddeutschen Bundesländern, ebensowie viele andere VertreterInnen der Branche verzichten gänzlich darauf, sich mit einem Verhaltenskodex um die Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten in ihrer Produktion zu bemühen.

Bekannte Heimtextilunternehmen wie Ibena und Irisette reagierten erst gar nicht auf den Fragebogen - trotz mehrmaliger Nachfrage seitens der Kampagne. "Qualität und Produktivität haben absolute Priorität bei den Unternehmen, aber unter welchen Arbeitsbedingungen die Bekleidung hergestellt wird, ist ihnen schlichtweg egal", bringt Johanna Fincke, Referentin der Christlichen Initiative Romero, die erschreckenden Ergebnisse der Umfrage auf den Punkt. "Die Ausbeutung mit Steuergeldern muss aufhören!"

Dass es nicht unmöglich ist, soziale Verantwortung zu übernehmen und für die Einhaltung von Sozialstandards in der Produktionskette zu sorgen, zeigen einige wenige Ausnahmen: Das Kölner Unternehmen Bierbaum-Proenen, der Hersteller Schöffel und CJD Profashion, Mitglied der Kwintet-Gruppe und somit Teil des weltweit größten Berufsbekleidungsanbieters, verpflichten sich durch ihre Mitgliedschaft in der Multi-Stakeholder-Initiative Fair Wear Foundation (FWF) zur Einhaltung der Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) und zur Zahlung eines Existenz-lohns. "Es darf nicht bei diesen Einzelbeispielen bleiben", fordert Christiane Schnura von der Kampagne für Saubere Kleidung. "Sowohl die öffentliche Hand als auch die Hersteller von Berufsbeklei-dung und Heimtextilien sind verpflichtet ihrer sozialen Verantwortung endlich nachzukommen."

Die Studie finden Sie unter www.ci-romero.de und in Kürze unter www.saubere-kleidung.de

Quelle:
Wirtschaft | CSR & Strategie, 06.09.2011

     
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