Die Energieversorgung der Zukunft

forum fragt, E.ON antwortet


pixelio © Thorben Wengert
Der Energieversorger E.ON bezieht Stellung zum Energiemix der Zukunft, dem Engagement für Erneuerbare Energien und zur Trennung zwischen Stromproduktion und -transport.

Glaubt E.ON daran, dass sich das Stromnetz der Zukunft intelligent steuern lässt und die Spitzen des Verbrauchs auch mit Erneuerbaren Energien abgefangen werden können?

Ja, denn unsere Energiewelt steht heute am Beginn eines tief greifenden Transformationsprozesses, der stärker dezentrale Strukturen und intelligente Steuerungssysteme, neue Technologien und vor allem auch einen stetigen Ausbau der Erneuerbaren Energien mit sich bringen wird. Hierbei gehört den Erneuerbaren Energien unbestritten die Zukunft - und am Ende dieses Jahrhunderts könnten sie andere Formen der Energieerzeugung sogar weitgehend abgelöst haben.

Gleichwohl brauchen wir heute jedoch die Zeit, um die dafür notwendigen Technologien - insbesondere intelligente Speicher- und Netzsysteme - zu erforschen und weiterzuentwickeln, um Energie aus regenerativen Quellen überall einspeisen, flexibel transportieren und bedarfsgerecht abspeichern zu können. Denn Erneuerbaren Energien sind heute noch nicht grundlastfähig, da der Wind an keinem Ort der Welt ununterbrochen weht und die Sonne nirgends ununterbrochen scheint. Zudem sind Technologien wie die Photovoltaik heute noch zu ineffizient und teuer und wären ohne Subventionen überhaupt nicht auf dem Markt.

E.ON arbeitet deshalb mit Hochdruck daran, diese Technologien weiterzuentwickeln, ob in der eigenen Technologieinitiative "innovate.on" oder in Kooperation mit Hochschulen und Universitäten wie dem E.ON Energy Research Center an der RTWH Aachen. Zugleich investiert E.ON wie kein anderes Energieunternehmen in den Ausbau von Erneuerbaren Energien, allein bis 2011 8 Mrd. Euro. Unser Ziel ist es, bis 2015 über mindestens 10 Gigawatt Erzeugungskapazität aus Erneuerbaren Energien zu verfügen. Bis 2030 wollen wir unseren Strom zu 35 Prozent aus Erneuerbaren Energien gewinnen.

Bis wir weltweit Wachstum und Energieverbrauch entkoppelt haben und die Erneuerbaren Energien die federführende Rolle in unserer Energieerzeugung übernommen haben, werden jedoch noch einige Jahrzehnte vergehen. Deshalb tritt E.ON heute für einen realistischen Energiediskurs und einen ausgewogenen Energiemix ein, der von Erneuerbaren Energien über möglichst CO2-freie Kohle- und Gasnutzung bis zur Kernkraft alle vorhandenen technologischen Möglichkeiten einschließt.

Warum setzt E.ON trotz der Entsorgungsproblematik so stark auf Atomkraft?

Jede Erzeugungsart hat ihre spezifischen Vor- und Nachteile. Es wäre aus Sicht von E.ON unverantwortlich, auf eine zu verzichten, solange nicht klar ist, wie man diese im Sinne einer zuverlässigen, wirtschaftlichen und Klima schonenden Versorgung sinnvoll ersetzen kann.

Dies ist z.B. bei der Kernenergie der Fall - die heute als CO2-freie und verlässliche Energiequelle auf die effizienteste Weise und mit den geringsten CO2-Vermeidungskosten zum Klimaschutz beiträgt. Zudem sind die Rohstoffkosten bei Uran um ein Vielfaches geringer als bei Kohle oder Gas und Versorgungsengpässe oder eine Abhängigkeit von einzelnen Ländern sind dank zahlreicher weltweiter Vorkommen nicht zu erwarten. Aus diesen Gründen setzen heute auch immer mehr Länder - wie Großbritannien oder Schweden - wieder auf den Einsatz der Kernenergie.

Auf der anderen Seite nehmen wir die Bedenken der Menschen rund um die Sicherheits- und Endlagerfragen sehr ernst und suchen hierzu den aktiven Dialog mit Nichtregierungs-organisationen, Politik und Bürgern. Dabei erläutern wie die hohen Sicherheitsstandards unserer Anlagen und verweisen auf bereits heute verfügbare sichere Endlagertechnologien sowie die fortgeschrittene Standortsuche in Ländern wie Schweden, Finnland oder den USA. So wurde ganz aktuell in Schweden mit breitem gesellschaftlichem Konsens über die Endlagerstätte von hochradioaktivem Abfall entschieden. Demgegenüber liegen die Erkundungsarbeiten für das geplante Endlager im deutschen Gorleben aus politischen Gründen auf Eis.

E.ON wurde von Wettbewerbskommisarin Neelie Kroes aufgefordert, sein Stromnetz zu veräußern? Was ist ihr so wichtig daran, Produktion und Transport zu trennen und die Leitungen an eine unabhängige Stromtransport-Netzgesellschaft zu übertragen? Wie steht E.ON dazu?

Anfang März 2008 haben wir die Öffentlichkeit darüber informiert, dass wir mit der EU-Kommission strukturelle Maßnahmen diskutiert haben, die den freiwilligen Verkauf unserer Transportnetze und die Abgabe von 4.800 MW Kraftwerkskapazitäten vorzugsweise im Tausch gegen Kapazitäten im europäischen Ausland umfassen. Diesen Maßnahmen hat die EU-Kommission mit Blick auf die Verstärkung des Wettbewerbs auf dem deutschen Strommarkt zugestimmt.

Zugleich konnten wir mit diesem Schritt frühere Auseinandersetzungen mit der EU-Kommission konstruktiv beenden und den Blick nach vorne auf die Entwicklung des europäischen Energiemarkts und das weitere Wachstum unseres Unternehmens richten. Dabei war die Trennung von Erzeugung und Netz für E.ON jedoch eine klar unternehmerische Entscheidung, die wir nach Abwägen aller Vor- und Nachteile als beste Lösung für das Unternehmen, seine Mitarbeiter und Aktionäre getroffen haben.

Wie stehen Sie zu dem Vorwurf, die E.ON Sales & Trading hätte die Future-Kurse für Strom an der Energiebörse Leipzig EEX künstlich manipuliert, um so die Strompreise hochzutreiben?

Der Vorwurf, die Strompreise würden an der Leipziger Strombörse durch Unternehmen wie E.ON manipuliert, ist von interessierter Seite in den vergangenen Jahren mehrfach vorgetragen worden, wird aber durch Wiederholung nicht wahrer und ist absolut haltlos.

So sprechen gegen eine Manipulation der Leipziger Börse eine ganz Reihe von Fakten. Dazu zählt unter anderem die Tatsache, dass laut EEX derzeit über 226 Teilnehmer aus 21 Ländern, darunter große internationale Finanzinstitute, am täglichen Stromhandel teilnehmen, die Börse also das Gegenteil eines abgeschotteten Kreises darstellt. Auch bieten an der EEX täglich rund 70 Stromerzeuger aus ganz Europa Strom an, was die Bedeutung der deutschen Stromerzeuger erheblich relativiert. Zudem wird mehr als die Hälfte des an der EEX gehandelten Stroms ins Ausland exportiert. Wären die Preise überhöht, würde der Strom im Ausland jedoch keine Abnehmer finden. Dies geht einher mit der Tatsache, dass die Großhandelspreise für Strom an den europäischen Börsen annähernd auf gleichem Niveau liegen und nähern sich laufend weiter angleichen.

EON baut Windparks im großen Stil, Stichwort London Array, Rödsand II und Alpha Ventus. Wie weit ist es mit der Projektierung, wann gehen die Windparks ans Netz? Welche weiteren Beiträge zum Klimaschutz unternimmt E.ON?

Die Offshore-Windparks London Array, Rödsand II und Alpha Ventus gehören zu den ambitionierten Pilot- und Demonstrationsprojekten, die E.ON derzeit an der deutschen Nord- und Ostseeküste durchführt und sind alle im Bau oder in der Projektierung.

Im Fall von London Array haben die Partner E.ON, DONG Energy und Masdar erst kürzlich angekündigt, 2,2 Mrd ? in den Bau einer ersten 630 MW-Ausbaustufe des nach Fertigstellung weltgrößten Offshore-Windparks im Mündungsgebiet der Themse zu investieren. Mit den Arbeiten an Land soll diesen Sommer begonnen werden, Offshore sollen die Arbeiten Anfang 2011 beginnen. Das Konsortium hofft, dass die erste Ausbaustufe im Jahre 2012 abgeschlossen sein und produzieren wird.

Beim Offshore Windpark Rödsand II südlich der Insel Lolland in Dänemark ist der größte Teil der vorbereitenden Arbeit bereits geleistet, sodass der Windpark voraussichtlich 2010 ans Netz gehen kann. Mit einer Kapazität von mehr als 200 MW wird er saubere Energie für die Versorgung rund 200.000 dänischen Haushalten liefern.

Nicht zuletzt entsteht mit "Alpha Ventus" an der deutschen Nordseeküste der erste deutsche Offshore Windpark unter Hochseebedingungen 60 km vor der Küste. Mit einer installierten Leistung von 60 MW werden die 12 Windenergieanlagen Strom für bis zu 50.000 Haushalte erzeugen. Am 1. Juni 2009 wurde das letzte der ersten sechs Fundamente für die Windturbinen erfolgreich im Baufeld verankert und damit ein zentraler Bauabschnitt realisiert. Der Bau der Windturbinen wird jetzt mit der Errichtung der einzelnen Turmsegmente fortgeführt.

Investitionen in Offshore-Windkraft ist aber nur ein Handlungsfeld im Rahmen unseres Engagements für den Klimaschutz. Unser Ziel ist es, bis 2030 die Hälfte unseres Stroms CO2-frei, die andere Hälfte CO2-arm zu erzeugen. Dieses Ziel werden wir mit einem Bündel von Maßnahmen erreichen, zu der vor allem massive Investitionen in Erneuerbare Energien, in hocheffiziente Gas- und Kohlekraftwerke sowie in Forschung & Entwicklung neuer Technologien wie CCS gehören. Hinzu kommt der Ausbau der Kernenergie, denn wir sind davon überzeugt, dass eine wirksame und volkswirtschaftlich verkraftbare Klimapolitik heute nicht auf CO2-freie Kernenergie verzichten kann. Nicht zuletzt steht E.ON beim Klimaschutz für konsequent internationale Lösungen, denn selbst durch die ehrgeizigsten Programme in einzelnen Ländern kann das globale Klima nicht gerettet werden. Aus diesem Grund brauchen wir letztlich einen Weltmarkt für effizienten Klimaschutz, d. h. einen weltweit einheitlichen CO2-Handelsmarkt mit klaren CO2-Obergrenzen.





Der Branchenreport Energiewirtschaft erscheint in der Ausgabe von forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2009 mit dem Schwerpunkt "Zukunft gestalten - Demografischer Wandel & Fachkräftemangel als Herausforderung" und dem Special "Green IT & Energieeffizienz".

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Quelle:
Technik | Energie, 18.06.2009

     
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