Mit Wasserstoff in die Zukunft

Ein Meilenstein auf dem Weg

Das Thema "Wasserstoff" wird immer mehr zum Dauerbrenner. Angesichts der lebhaften Energie- und Umweltdebatte erfährt dieser so genannte "Kraftstoff der Zukunft" fast täglich neue Zuwendung, mittlerweile auch von hoher politischer Seite. Die Bundesregierung hat ein Nationales Innovationsprogramm (NIP) zur Förderung der Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Entwicklung mit 500 Mio. Euro gestartet, und die Automobilunternehmen stehen nicht erst seit der diesjährigen Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) unter Druck, nach der Hybridtechnik nicht auch noch die Brennstoffzellentechnik zu verschlafen.
Abbildung: General Motors

Aus energie- und umweltpolitischer Sicht ist diese Thematik so reizvoll, weil Wasserstoff mit Hilfe erneuerbarer Energien erzeugt werden kann und bei der Verbrennung keine schädlichen Emissionen entstehen. Seitens der Politik wird deswegen bereits geplant, dass ab dem Jahr 2020 nur noch Autos zugelassen werden sollen, die über einen umweltfreundlichen Antrieb verfügten. Im vergangenen Jahr wären solche Töne noch undenkbar gewesen.

Auch die Wasserstoffoffensive, die Kanzlerin Angela Merkel während des G8-Gipfels in Kühlungsborn vertrat, überraschte alle Experten, obwohl derartige Schritte die konsequenten Folgen der gestiegenen Energiepreise sowie des jahrelangen Drucks von Seiten der Forschungs- und Entwicklungsabteilungen sind. Bei den Automobilkonzernen geht es nicht ganz so sprunghaft voran. Die längst schon angekündigte Kommerzialisierung von Brennstoffzellenfahrzeugen lässt auf sich warten. In Frage gestellt wird diese Technologie allerdings von niemandem aus dem Kfz-Sektor. Brennstoffzellen werden kommen, heißt es einhellig. Derzeit wird als Markteintrittsdatum das Jahr 2015 in Aussicht gestellt. Und dieses Mal erscheint dies eine durchaus realistische Einschätzung zu sein.

Erste Kleinserien in Arbeit



Auch Gouverneur Arnold Schwarzenegger fährt auf den Hydrogen 7 ab



Fast alle an der H2-Front führenden Autokonzerne reden derzeit von den ersten Kleinserien, die vorerst noch für Testzwecke betrieben werden sollen. BMW veranstaltet momentan eine groß angelegte Imagekampagne, bei der prominente Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland monatsweise die neueste Entwicklung des Münchener Automobilkonzerns Probe fahren dürfen: den Hydrogen 7. Die 7er-Limousine mit Verbrennungsmotor, die auf Basis des 760 Li entwickelt wurde und erstmalig während der Auto-Show in Los Angeles Ende 2006 präsentiert wurde, ist die mittlerweile siebte Entwicklungsgeneration des wasserstoffbetriebenen Pkw. Er hat den gleichen Produktentstehungsprozess hinter sich, der im Hause BMW auch bei konventionellen Fahrzeugen üblich ist. Damit ist nach Angaben der Münchener eine Stufe erreicht, die über den Entwicklungsstand aller bisherigen Prototypen auf H2-Basis hinausreicht. Daniel Kammerer, Sprecher von BMW, erklärt dazu: "Eine Fahrt mit diesem Auto ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Mobilität."

Mercedes Benz prescht voraus



Schadstofffrei unterwegs - der F-Cell auf Island



Die Daimler AG, ehemals DaimlerChrysler, favorisiert demgegenüber - wie fast alle anderen Kfz-Hersteller auch - die Brennstoffzelle als Energiewandler. Erst Mitte Juli händigte das damals noch deutsch-amerikanische Unternehmen auf Island ein A-Klasse-Modell an die beiden Energieversorgungsunternehmen Landsvirkjun und Reykjavik Energy aus, die es in ihren Fuhrparks zunächst für ein Jahr unter realistischen Bedingungen einsetzen wollen. Herbert Kohler, Leiter Konzernforschung bei der Daimler AG, erklärte bei der Übergabe: "Der Einsatz unserer A-Klasse mit Brennstoffzellenantrieb in Island ist ein Musterbeispiel für nachhaltige Mobilität. Denn der Wasserstoff wird vor Ort mit geothermischer Energie oder Wasserkraft hergestellt. Hundertprozentig umweltfreundliches Fahren ist damit in Island bereits Realität." Bei dem Wasserstoffauto handelt es sich um eines von insgesamt 100 Fahrzeugen, die in den vergangenen Monaten von den Stuttgartern an verschiedene Kunden zu Testzwecken ausgeliefert wurden und schon mehr als 3,6 Mio. km zurückgelegt haben. Anfang 2008 soll das nächste F-Cell-Modell nach Island ausgeliefert werden.

GM präsentiert neueste Generation

Bei General Motors war es zuletzt etwas ruhiger, aber jetzt ist er da: der HydroGen4. Anfang September präsentierte der US-amerikanische Automobilkonzern die vierte Generation seiner BZ-Testfahrzeuge am Frankfurter Flughafen. Insgesamt 100 Exemplare dieses Modells sollen in den nächsten Monaten in einer Kleinserie produziert werden. Zehn dieser 73 kW starken Autos werden ab 2008 in Berlin im Rahmen der zweiten Phase der Clean Energy Partnership unterwegs sein.

Der HydroGen4 entspricht der europäischen Version des Chevrolet Equinox Fuel Cell. Der Brennstoffzellen-Stack mit einer Leistung von 93 kW besteht aus insgesamt 440 in Reihe geschalteten Einzelzellen, die das Auto mit Hilfe des Synchron-Elektromotors in 12 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigen. Zur Reichweite erklärt der Leiter der Brennstoffzellenentwicklung bei GM Europa, Lars-Peter Thiesen, mit einer Tankfüllung von 4,2 kg H2 habe der HydroGen4 eine Reichweite von 320 Kilometern.

Ab Herbst 2007 soll der HydroGen4 zunächst in den USA im Straßenbetrieb erprobt werden. "Anfang des nächsten Jahrzehnts sollen unsere Autos für Privatkunden bezahlbar sein", stellt Thiesen in Aussicht.

Ford rast allen davon

Der amerikanische Autokonzern Ford überholt indes auf anderer Ebene alle Mitbewerber. Am 15. August 2007 stellte der pensionierte Ford-Mitarbeiter Rick Byrnes auf einem Salzsee in Utah, USA mit seinem Ford Fusion Hydrogen 999 einen neuen Geschwindigkeitsrekord für die Brennstoffzellenfahrzeuge auf. Das aufgepeppte Fahrzeug erreicht ein Spitzentempo von 333,6 km/h und überbot damit die bisherige Bestmarke um mehr als 70 km/h. Angetrieben wird der Rennwagen von einem rund 770 PS starken Elektromotor, der mit Hilfe einer Brennstoffzelle mit Strom versorgt wird.



Bis diese Autos allerdings für Otto Normalverbraucher erfahrbar werden, werden noch einige Jahre ins Land gehen. Bisher ist die Technik zu teuer und die Reichweite immer noch zu gering. Zudem gibt es deutschlandweit erst eine handvoll H2-Tankstellen. Zunächst müssen sich daher potentielle Kunden noch mit Nischenanwendungen begnügen, zum Beispiel mit BZ-Systemen als externe Energieversorger für Campingmobile, wo sie bereits als marktreife Zusatzaggregate angeboten werden.

Sven Geithmann


Weitere Informationen
www.wasserstoff-autos.info

Dipl.-Ing. Sven Geitmann
Wasserstoff-Autos - Was uns in Zukunft bewegt
168 Seiten, 101 Abb., 54 Tab., ISBN 978-3-937863-07-8, Hydrogeit Verlag, Kremmen, Mai 2006
Dipl.-Ing. Sven Geitmann
ist Buchautor & Leiter des Hydrogeit Verlages
www.hydrogeit.de
geitmann@hydrogeit.de

Quelle:
Technik | Mobilität & Transport, 16.12.2007

     
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